Wie ich einst jung, unsterblich war.

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Averroes

Mitglied
Wie ich einst jung, unsterblich war.

Die erhellten frühen Tage, glichen einem Weißkopfadler.
So schnell und aufgeregt, ganz sorglos und doch zielbestrebend.
Naturgetränkte Unschuld drängte mich zu meinem reinen Wesen.
Im Hause war ich Mensch und draußen einfach nur unsterblich.
Der Morgenwind trieb Tag für Tag mein Leib zum Nektar unsres Lebens.
Ich roch am taugenässten Laub, lief barfuß über kühle Abendweiden.
Am Bach weit blickend durch des Himmels Pforten, lag ich tagträumend und umhaucht,
vom güldenen Kranz der unsrer Sonne, ganz sanft genistet in ihr Kleid.
Der weiße Kopf des jungen Adlers, nahm jedoch später andre Farben an.
So bleichen unsre frühen Jahre, nun zu einer Illusion der Zeit heran.
Denn morgens in den Spiegel blickend, steht jemand Anderes vor mir.
Wo ist die Frische, wo die Freude. Da ist kein Glanz, nur Schuld und Reue?
Doch \"dieser\" Blick illusioniert, denn ich bin jung so lang\' ich lebe!
Weck\'mich morgens freudentränend, dem natürlichen Verlauf entgegen.
Lauf\' zur alten Stätte, seh den Bach, das Laub, die Nässe.
Schau\' hinauf und seh den Adler, dessen Kopf ganz weiß und ungezähmet.
Dank\' dir Leben, dass ich jung \"war und blieb\" auf Ewig!



(c) bei mir

Vielen Dank fürs Lesen

Beste Grüße,
Averroes
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Hallo Averroes, herzlich Willkommen in der Leselupe!

Schön, dass Du den Weg zu uns gefunden hast. Wir sind gespannt auf Deine weiteren Werke und freuen uns auf einen konstruktiven Austausch mit Dir.

Um Dir den Einstieg zu erleichtern, haben wir im 'Forum Lupanum' (unsere Plauderecke) einen Beitrag eingestellt, der sich in besonderem Maße an neue Mitglieder richtet. http://www.leselupe.de/lw/titel-Leitfaden-fuer-neue-Mitglieder-119339.htm

Ganz besonders wollen wir Dir auch die Seite mit den häufig gestellten Fragen ans Herz legen. http://www.leselupe.de/lw/service.php?action=faq


Viele Grüße von Sta.tor

Redakteur in diesem Forum
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Der Autorennamen "Averroes" macht mich neugierig: Ibn Ruschd war der große Erklärer der Aristoteles-Schriften im Mittelalter, von dem die abendländischen Scholastiker gelernt haben.
Nun zum Debut:

Wie ich einst jung, unsterblich war.
Überschrift in Iamben,
Die erhellten frühen Tage, glichen einem Weißkopfadler.
aber das Lied beginnt dann prosaisch-locker, es sei denn, man liest den Artikel ("Die ...") gleich trochäisch; das Komma ist überflüssig. Warum das US-Wappentier, viersilbig-abundant? Der einzelne Raubvogel "gleicht" vielen "Tagen" bzw. deren Helle?
So schnell und aufgeregt, ganz sorglos und doch zielbestrebend.
Naturgetränkte Unschuld drängte mich zu meinem reinen Wesen.
Im Hause war ich Mensch und draußen einfach nur unsterblich.
"zielbestrebend" klingt schwerfällig, "zielstrebig" reichte aus.
Der Morgenwind trieb Tag für Tag mein Leib zum Nektar unsres Lebens.
Es muß "meinen Leib" heißen.
Ich roch am taugenässten Laub, lief barfuß über kühle Abendweiden.
Ich vermute, "Abendweiden" unterscheiden sich von "Mittagsweiden" nicht besonders, außer vielleicht durch die Anzahl der Kühe oder Schafe; "Morgenweiden" wären meistens etwas nasser. Aber vielleicht sind die Abende selbst diese "Weiden", metaphorisch ausgebildert.
Am Bach weit blickend durch des Himmels Pforten, lag ich tagträumend und umhaucht,
vom güldenen Kranz der unsrer Sonne, ganz sanft genistet in ihr Kleid.
"des Himmels Pforten" klingt etwas dick aufgetragen; "umhaucht" wovon? gewiß vom Abendwind (oder von der Sonne des folgenden Verses?); aber so richtig gestelzt wird es dann mit dem "güldenen Kranz", wo doch "goldnen" doch besser in den Iambus gepaßt hätte. "der unsrer Sonne" ist wohl Schreibfehler: der "unteren Sonne" vielleicht?
Der weiße Kopf des jungen Adlers, nahm jedoch später andre Farben an.
Wieder ein Komma zuviel. Metrik unklar: "nahm jédoch später ..."?
So bleichen unsre frühen Jahre, nun zu einer Illusion der Zeit heran.
Komma; und was bleicht nun: die "Jahre" oder das Lyri?
Denn morgens in den Spiegel blickend, steht jemand Anderes vor mir.
Wo ist die Frische, wo die Freude. Da ist kein Glanz, nur Schuld und Reue?
Doch \"dieser\" Blick illusioniert, denn ich bin jung so lang\' ich lebe!
Weck\'mich morgens freudentränend, dem natürlichen Verlauf entgegen.
Na, da muß ja Schlimmes passiert sein, wenn einer seinen Rasierspiegel naßweint; was bedeuten denn die backslashes und Apostrophen vor dem "mich"? "freudentränend" - ist damit der Wecker angesprochen? oder ist es eliptisch-reflexiv gemeint(d.h. statt "Ich wecke mich freudentränend")? "dem natürlichen Verlauf entgegen" das ist Büro- oder Protokoll-Deutsch.
Lauf\' zur alten Stätte, seh den Bach, das Laub, die Nässe.
Schau\' hinauf und seh den Adler, dessen Kopf ganz weiß und ungezähmet.
Dank\' dir Leben, dass ich jung \"war und blieb\" auf Ewig!
"ungezähmet" - der arme Kopf, der vom altbackenen Partizip vergreist (worden) ist? Und wem wird eigentlich gedankt? Dem eigenen Leben? Nun ja, Erich Fromm meinte ja, zu leben sei eine Kunst. Aber der meinte damit wohl weniger den bios als vielmehr die Gestaltung des Ineinanders von Erfahrung und Tätigkeit; und Novalis ging ihm darin voraus.
"auf Ewig!" - auch ohne die Großschreibung des Adverbs sieht das ziemlich fett aus. Ach ja, diese Fettschreibung ... ich muß meinen Monitor mit Spüli sauberwischen, bevors mir in die Tastatur tropft.

Das Wappentier-Rätsel und das "Averroes"-Pseudonym verstehe ich noch nicht. Oder sind diese beiden Symbole nur spielerisch gewählt, per Lexikon-Stechen?
Nun ja. Why not.
 



 
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