Wie pflege ich meinen Kontrabass?

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pleistoneun

Mitglied
Neulich kaufte ich mir einen Kontrabass. Einen Scolari Typ I. Der ist in der Pflege sehr aufwändig und deshalb gebe ich die besten Tipps an alle anderen Kontrabassneulinge weiter.

Beginnend von unten nach oben, gehe ich wie folgt vor:

1) Ich entferne die Parkettschoner Marke Stachelpuffer 35 hoch 17 Strich 2 und den Stachelanker Terzett 04. Diese lege ich in frische Igelmilch ein. Die Igelmilch ist der Urin eines oder mehrerer Hundsigel und ist bitte nicht mit der Muttermilch des Tieres zu verwechseln. Diese würde die empfindlichsten Teile meines Instrumentes sofort zersetzen. Ich empfehle ein Doppelsicherung durch Stachelpuffer und Stachelanker nur bei sehr widerspenstigen Instrumenten. Bei handzahmen ist auch ein gewöhnlicher Türstopper von Nutzen.

2) Ich gebe dem Saitenhalter - bei mir ist er freiberuflich tätig - zweimal täglich frisches Hundefutter. Er hat weitaus die größten Anstrengungen zu vollbringen, vor allem, wenn es ein Fünfsaiter aus Metall ist, wie meiner. Dankbar wird er seinen Napf leer schlecken, wenn ihr etwas Zitronenblatt beimengt.

3) Den Untersattel, auch Steg genannt, benetze ich für drei auseinanderfolgende Nächte abwechselnd mit nassen Fasern einer Pferdedecke und dann mit frischem Seetang. Das hält diesen geschmeidig und lässt ihn die Saiten ideal führen.

4) Die F-Löcher (Abkürzung für Feuerloch) brenne ich regelmäßig mit einem beliebigen Schweißbrenner nach, da diese sonst zuwachsen. Um dabei die Form der Löcher zu wahren, was ja erheblich auf den Klang Einfluss nimmt, sollte man die nicht zu behandelnden Teile des Klangkörpers mit Tesafilm abkleben. Flammen können nur allzu schnell auf das empfindliche Holz tropfen. Nach der Flammenbehandlung ist der gesamte Korpus in Meerwasser zu tauchen und hernach mit einem Haartrockner und einem Pürierstab wieder in Form zu bringen.

5) Den Klangkörper, oder Hohlraum - ist nicht ein Arztwartezimmer auch ein Holraum? Und sind nicht vor allem in einem Zahnarztwartezimmer potentiell minderwertige Hohlräume in höher wertigen gefangen? Wie dem auch sei - pflege ich, indem ich innerhalb der F-Löcher Befeuchter anbringe. Ich bevorzuge Teile mit 30 Watt und 2,7 PS, doch auch der Hubraum ist nicht unerheblich. Wichtig ist, dass das Hygrometer im Rauminneren 92,4% relative Luftfeuchte nach der Einsteinskalierung anzeigt.

6) Die Decke bohnere ich mit gewöhnlichem Kernöl an einem Spiegel aus Bellacura Polliertuch und etwas Luthier Profi Pollierflüssigkeit.

7) Den Dämpfer habe ich nicht mehr eingebaut. Er verhindert die Höchstgeschwindigkeit und missbildet den Schall. Wer sich nicht traut, den Dämpfer, der laut StVO vorgeschrieben ist, auszubauen, sollte diesen wenigstens mehrmals mit einem 12 mm Bohrer aufbohren.

8) Das Griffbrett schnitze ich in Wochenabständen aus alten Autoreifen selbst, da dieses zu pflegeintensiv ist. Wer möchte das Ding schon ständig mit lauwarmem Wasser abspülen.

9) Die Saiten creme ich mit Kolophonium ein. Manche tun es auf den Bogen, völliger Bullshit. Das wäre, als täte man das Benzin in den Tank, bevor man es dem Motor zuführt. An die Wirkungsstätte gehört das Mittel, an die Wirkungsstätte! Zum Reinigen der verschmierten Saiten nehme ich nicht den empfohlenen Pirestro Saitenreiniger, weil der zu teuer ist. Schuhcreme tut es auch.

10) Der Wirbelkasten wird nur einmal im Jahr mit frischen Mäusewirbeln gefüllt. Es sollte keine Maus daran hängen, da eine unsaubere Verarbeitung ein Quietschen und nicht das übliche schönere Kontrbassknattern zur Folge hätte.

11) Die gebrauchten Wirbel aus dem Wirbelkasten können für drei weitere Monate noch als Wirbeln außen angebracht werden, um den Kasten zu stimmen. Hier liegt es im Auge des Betrachters, wo er die Knochen anbringt. Schön muss es halt aussehen und ein leicht raschelndes Geräusch tut dem Klang des gesamten Instrumentes nur gut.

12) Jetzt zum Herzstück unseres Instruments, der Schnecke. Hier sind einige Wirbellose aber umso heimtückischere Kriechtiere zu stellen, aber lebend zu fangen. Adressen von Großwildjägern in der näheren Umgebung erhalten Sie unter der Adresse gernotschi@gmx.at. Die Bestien sind auf dem losen Sitz einer gewöhnlichen Schaukel zu befestigen und die Schaukel wird so in Schwung gebracht, dass sich der Sitz nach drei Umdrehungen genau löst. Hier ist entscheidend, dass die Tiere vor dem Holzstück aufschlagen, da sie nur so das nötige Sekret zur Pflege absondern. Wichtig ist auch die Fallhöhe. Der Panzer der Ungeheuer muss zerbersten, aber der Inhalt selbst darf nur benommen sein. Nageln sie bitte die freigelegten Teile auf ein Stück Holz und cremen sie mit langen gleichmäßigen Strichen die Schnecke ein.

13) Am Bogen knalle ich den Wolftöter fest und fessle meinen Paganino Quinto eisern an meiner Hand fest. Dann knalle ich die Waffe 30 mal ins Aquarium. 50 mal, wenn das Fischbecken unter 2 mal 2 Meter mißt.

So liebe Hobbymusikanten, wenn ihr diese Pflegetipps beherzigt, steht einem wundervollen Klangerlebnis nichts mehr im Wege. Viel Erfolg und übt schön.
 
E

Edgar Güttge

Gast
wann spielst du eigentlich?

Hallo Pleistoneun,

auf so eine Pflegeanleitung habe ich schon lange gewartet! Toll! Obwohl sich der Tierschützer in mir mit Grausen abwendet.
Aber sei jetzt mal ehrlich! Spielst du überhaupt auf dem Bass?

Gruß von Bassist zu Bassist
Edgar

PS. Das Wortspiel mit dem Holraum ist gut!
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
prust,

kicher, lach! wieder einmal eine köstliche lektüre.
gelten diese pflegeanweisungen auch fürs cello?
ganz lieb grüßt
 



 
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