Wiederholung als Stilmittel in der Lyrik

Vera-Lena

Mitglied
Gerade in der Lyrik ist die Wiederholung ein gern angewandtes Mittel, um einen Text eindringlich zu machen. Vielfach findet man sie bei Texten, in denen das Leid beschrieben wird.

Hier ein Beispiel:


RAJZEL ZYCHLINSI (1910-2001)

Gott hat verborgen sein Gesicht

Alle Wege haben geführt zum Tod.
alle Wege.
Alle Winde haben geatmet den Verrat,
alle Winde.
Auf allen Schwellen haben böse Hunde gebellt,
auf allen Schwellen.
Alle Wasser haben uns ausgelacht,
alle Wasser.
Alle Nächte sind fett geworden von unseren Schrecken,
alle Nächte.
Und die Himmel waren nackt und leer,
alle Himmel
Und Gott hat verborgen sein Gesicht.


Spätestens nach der dritten Wiederholung weiß man als Leser, dass es so weitergehen wird,aber trotzdem verliert es nichts von seiner Eindringlichkeit.
Hier will jemand in die Welt hinausschreien, welches Leid es gegeben hat und sie tut es einmal dadurch, dass sie Unpersönliches personifiziert, auf diese Weise wird ein unangemessenes Pathos vermieden und zum anderen durch die Kraft, welche den Wiederholungen innewohnt. Nur im Titel, der in der Schlusszeile wiederholt wird, unterbricht sie dieses Schema und schreibt einen Satz über eine Person, in diesem Fall, ein höheres Wesen.

Wenn man sich auf die Wiederholungen als Leser einlässt, wird man in das Leid mit hineingezogen.

Wir kennen das ja auch aus unserem Alltag in unserer Umgangssprache:

Da schreit ein Kind herum:"Warum hörst du mir nicht zu? Warum hörst du mir nicht zu? Und es wird erst aus dieser Erregung, in der es keine anderen Worte mehr finden kann, herausgelangen, wenn der Andere endlich zuhört.

So kann man behaupten, dass unser Verhalten im Alltag, was die Wiederholungen betrifft, einen Eingang in die Lyrik gefunden hat und dort in künstlerischer Umformung eine starke Wirkung erzielt.
 

Vera-Lena

Mitglied
Dieser kleine Aufsatz müsste vom Datum her doch eigentlich jetzt oben stehen. Bin ich da irgendwie auf dem falschen Dampfer?
 
H

Herr Bernhard

Gast
Gott hat verborgen sein Gesicht

Alle Wege haben geführt zum Tod.
alle Wege.
Alle Winde haben geatmet den Verrat,
alle Winde.
Auf allen Schwellen haben böse Hunde gebellt,
auf allen Schwellen.
Alle Wasser haben uns ausgelacht,
alle Wasser.
Alle Nächte sind fett geworden von unseren Schrecken,
alle Nächte.
Und die Himmel waren nackt und leer,
alle Himmel
Und Gott hat verborgen sein Gesicht.
Ich finde die Wiederholung nicht passend. Besser finde ich diese Variante:

Gott hat verborgen

Alle Wege haben geführt,
zum Tod.
Alle Winde haben geatmet,
den Verrat.
Auf allen Schwellen haben gebellt,
böse Hunde.
Alle Wasser haben ausgelacht,
uns.
Alle Nächte sind fett geworden,
von unseren Schrecken,
Und die Himmel waren nackt und leer.

Und Gott hat verborgen

sein Gesicht.



Aber über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten!
 

Vera-Lena

Mitglied
So isses, lieber Herr Bernhard,

auf mich wirkt der Text, so wie Du ihn umgeschrieben hast, geradezu kühl. Dafür ist er aber nicht geschrieben worden, damit die Welt diese Zeilen mit Coolness konsumiert.

Aber wie schon gesagt, das ist Geschmackssache.

Eines würde ein Jude aber niemals tun "Gott" und "Sein Gesicht" auf zwei Zeilen verteilen.

Gott bleibt für einen gläubigen Juden immer noch der Eine, auch wenn der Mensch sich in einer Situation befindet, in der er Ihn schmerzlich sogar in seinem Innersten vermisst.

"Und die Himmel waren nackt und leer" dazwischen sollte auf jeden Fall etwas stehen, bis die darauffolgende Zeile wieder mit "Und" beginnt.

Woran liegt das denn nun, lieber Bernhard, dass Du Deine Version besser findest? Das würde ich jetzt gerne einmal wissen. Nur dann hat Dein Beitrag für mich einen Sinn.

Auf mich wirkt Deine Version so, als wolltest Du den Schmerz aus diesem Text hinwegfegen, ihn einfach nicht wahrhaben. Vielleicht hast Du noch nicht viel leiden müssen in Deinem Leben(das ist jetzt natürlich eine absolute Unterstellung), aber dieser Gedanke schleicht sich gerade bei mir ein.

Deiner Verson fehlt es für mein Empfinden an Tiefe. Sie wirkt oberflächlich. Ich weiß nicht, wie alt Du bist, aber der Holocaust ist möglicherweise sehr weit weg von Deiner Person.
 
H

Heidrun D.

Gast
Ich finde es ehrlich gesagt auch nicht opportun, wenn ein Lupenuser berühmte Dichtungen nachbessert.

Als wirklich ... :D

P.S.: Die Autorin heißt übrigens Zylinki, mit k (kleiner Tippfehler).
 

Vera-Lena

Mitglied
Gerade in der Lyrik ist die Wiederholung ein gern angewandtes Mittel, um einen Text eindringlich zu machen. Vielfach findet man sie bei Texten, in denen das Leid beschrieben wird.

Hier ein Beispiel:


RAJZEL ZYCHLINSKI (1910-2001)

Gott hat verborgen sein Gesicht

Alle Wege haben geführt zum Tod.
alle Wege.
Alle Winde haben geatmet den Verrat,
alle Winde.
Auf allen Schwellen haben böse Hunde gebellt,
auf allen Schwellen.
Alle Wasser haben uns ausgelacht,
alle Wasser.
Alle Nächte sind fett geworden von unseren Schrecken,
alle Nächte.
Und die Himmel waren nackt und leer,
alle Himmel
Und Gott hat verborgen sein Gesicht.


Spätestens nach der dritten Wiederholung weiß man als Leser, dass es so weitergehen wird,aber trotzdem verliert es nichts von seiner Eindringlichkeit.
Hier will jemand in die Welt hinausschreien, welches Leid es gegeben hat und sie tut es einmal dadurch, dass sie Unpersönliches personifiziert, auf diese Weise wird ein unangemessenes Pathos vermieden und zum anderen durch die Kraft, welche den Wiederholungen innewohnt. Nur im Titel, der in der Schlusszeile wiederholt wird, unterbricht sie dieses Schema und schreibt einen Satz über eine Person, in diesem Fall, ein höheres Wesen.

Wenn man sich auf die Wiederholungen als Leser einlässt, wird man in das Leid mit hineingezogen.

Wir kennen das ja auch aus unserem Alltag in unserer Umgangssprache:

Da schreit ein Kind herum:"Warum hörst du mir nicht zu? Warum hörst du mir nicht zu? Und es wird erst aus dieser Erregung, in der es keine anderen Worte mehr finden kann, herausgelangen, wenn der Andere endlich zuhört.

So kann man behaupten, dass unser Verhalten im Alltag, was die Wiederholungen betrifft, einen Eingang in die Lyrik gefunden hat und dort in künstlerischer Umformung eine starke Wirkung erzielt.
 

Vera-Lena

Mitglied
Danke, Heidrun, hab's schon korrigiert.

Herrn Berhard empfehle ich, mal den Nachruf in "Die Welt" zu lesen. Da ich ein neues PC-Proramm habe, gelingt es mir leider nicht ein Hier Klicken! einzufügen, schade!
 
H

Heidrun D.

Gast
Oh je, hoffentlich gibt es nicht wieder Stress mit dem "Neuen" ...:eek:

Toi, toi, toi
 
H

Herr Bernhard

Gast
Hallo, liebe Vera-Lena,

Du bist etwas älter, aber eher wärst Du meine Schwester als meine Mutter, das zu meinem Alter.
Was ein Jude macht oder nicht, ist für mich nicht wichtig, da ich kein Jude bin, damit erklärt sich mein Recht, "Gott" und "sein Gesicht" auf zwei oder zehn Zeilen zu verteilen. Wenn der Himmel nackt und leer ist, dann ist für mich die Leere zwischen den Zeilen perfekt! Gerade weil das "Und" nach einer Leere beginnt, stimmt die Aussage! Woran es liegt, dass meine Version mir besser gefällt? Ganz einfach, ich bin anders und darauf lege ich auch viel Wert! D.h., ich verstehe schon den Sinn, den diese Zeilen aussagen wollen, aber in meiner Welt bietet sich ein anderer Text für die gleiche Botschaft an, mehr steckt nicht dahinter. Ich sage ja nicht, dass meine Welt für die anderen verbindlich ist, aber für mich ist sie es. Ich fege den Schmerz nicht hinweg, ich verhindere, dass er durch ein formales Element, und das ist eine Wiederholung, nicht geschwächt wird. Wenn Du mir sagst, wie man Leid messen kann, dann können wir ermitteln, wer mehr gelitten hat, aber da ich bezweifle, dass Du in Deinem Heim ein Messgerät dafür hast, bleibt es ungewiss. Für mich ist es auch nicht entscheidend, die Menschen entsprechend ihres Schicksals in einer Reihe zu stellen, ganz vorne die fast zerbrochenen und hinten die heilen, denn selbst wenn ich es könnte, die Menschen bleiben nicht auf ihrem Platz stehen, sie rennen durcheinander und hoffen, sich dadurch einen Vorteil zu verschaffen. Es herrscht der Irrglaube, viel gelitten, nahe dem Herrn! Das der Holocaust sehr weit weg sein soll, erstaunt mich, ist er denn zu Ende? In meinen Augen hat er nur sein Gesicht gewandelt, Täter und Opfer stehen sich noch immer gegenüber. Das sind meine Antworten auf Deine Fragen und Bemerkungen. Wenn Du es möchtest, dann schweige ich, da Heidrun ja Angst hat, für Dich könnte ein Ungeheuer aus meinem Text springen.
Dein Rat, einen Nachruf zu lesen, hättest Du auch so formulieren können, dass ich zu meiner Geburt zurück springen soll und gefälligst als "Du" wieder geboren werden sollte und mein Leben dann genau so verlaufen sollte wie Deines, aber ich bin zufrieden mit meinem und nehme es dafür in Kauf, dass ich einige Dinge der Welt anders sehe.


Hallo Heidrun,

es ist gut, wenn Du Dichtungen nicht nachbesserst, ich mache es und ich wüsste auch nicht, wer mich daran hindern sollte. Sicher kann das Forum mich deswegen verbannen, aber mit diesem Martyrium kann ich leben.

Ich grüße ganz herzlich beide Damen und warte auf ein Zeichen, ob ich schweigen soll.
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo Bernhard,

mit mir kannst Du Dich ruhig unterhalten. Deinen Ton mir gegenüber empfinde ich als angemessen und was Du zu sagen hast, ist für mich auch verständlich. Damit sind wichtige Grundlagen für ein Gespräch schon einmal gelegt.

OK, Du siehst die Dinge, wie Du sie siehst, das geht für mich in Ordnung. Der Holocaust ist inzwischen, Gott sei Dank, beendet, was sich zur Zeit für jüdische Menschen abspielt würde ich anders benennen wollen, weil es sich auf andere Weise abspielt.

Mir war wichtig zu erfahren, warum Du keine Wiederholungen magst. Jetzt weiß ich es also, Du empfindest sie als Abschwächung. Das ist für mich auch ok, wenn ich das für mich auch genau umgekehrt sehe.

Einem hochkarätigen Gegenwartsdichter eines seiner Werke nach meinem Geschmack zurechtzubasteln, das verbietet mir mein Respekt, den ich vor Menschen ganz allgemein habe. Aber da dieser Text hier als Beispiel steht und es für Dich natürlich am einfachsten war, mir anhand dieses Textes ein Gegenbeispiel zu liefern, verstehe ich auch dieses etwas nachlässige Verhalten Deinerseits.

Freundliche Grüße
Vera-Lena
 
H

Herr Bernhard

Gast
Hallo Vear-Lena,

Den Holocaust, den ich meine, ist nicht auf die Juden beschränkt, das Wort würde zwar in dieser Umgebung geprägt, aber entscheidend sind die Taten. Wer die Augen nicht verschliesst, der kann ähnliche Taten jeden Tag sehen.
Dass Du mir ein nachlässige Verhaltensweise vorwirfst, finde ich ungerecht, aber ich werde mich damit abfinden.

Freundliche Grüße
Bernhard

 
H

Herr Bernhard

Gast
Guten Morgen, liebe Vera-Lena,

ich habe nochmals mir Gedanken gemacht und möchte sie Dir offenbaren.
"Wiederholung"
Die Weisheit des Lernens ist das Wiederholen, oder die Redundanz. Wenn man einem Kind etwas beibringen möchte, dann ist es nicht zweckmäßig, es nur einmal zu zeigen. Auch im Tierreich kann man beobachten, dass die Jungtiere jeden Tag ihren Eltern folgen und immer wieder die gleichen Handlungen nachvollziehen, bis sie alles können. Es ist kein Zeichen von Dummheit, wenn man "übt", um alle Elemente einer Aufgabe zu berücksichtigen und das Ergebnis erst dann perfekt ist. Dabei geht es nicht nur darum, dass die körperlichen Funktionen trainiert werden, sondern dass es auch nachweisbar ist, dass der Geist auch ein Training benötigt. Einerseits müssen sich alle Fakten ins Gedächtnis "einschleifen" und andererseits muss die Komplexität "geknackt " werden. Ob ich das jetzt alles richtig beschrieben habe, ist nebensächlich, wichtig ist nur, dass wir sicher einen Konsens erreichen, wenn man sagt, dass die Wiederholung unverzichtbar bei der Entwicklung eines Menschen ist. Bei einem Gedicht geht es sicher auch darum, dass der Leser etwas lernt, aber auch darum, dass der Autor ein Bild im Kopf hat, er dazu einen Text entwirft, von dem er der Meinung ist, dass er beim Leser ein ähnliches Bild erzeugt. Leider fügen die wenigsten Autoren eine vollständige Beschreibung ihres Bildes dem Text bei, damit der Leser z.B. überprüfen kann, ob bei ihm das gleiche Bild erschienen ist. Was der Leser dann mit dem Bild macht, ob er daraus lernt oder es einfach nur interessant oder schön findet, sei dahin gestellt. Im Falle des Lernens wäre eine Wiederholung sinnvoll. Ich frage mich nur, ob die Wiederholung eines einzelnen Wortes die gleiche Funktion hat wie die Wiederholung einer Handlung?
"Wenn du in den Urlaub fährst, dann vergiss nicht den Gashahn abzudrehen! Den Urlaub, den Urlaub!"
"Wenn du in den Urlaub fährst, dann vergiss nicht den Gashahn abzudrehen! Dann vergiss, dann vergiss!"
"Wenn du in den Urlaub fährst, dann vergiss nicht den Gashahn abzudrehen! Den Gashahn, Den Gashahn!"
"Wenn du in den Urlaub fährst, dann vergiss nicht den Gashahn abzudrehen! Vergiss nicht abzudrehen, Vergiss nicht abzudrehen!"
Mann erkennt, dass die Auswahl des richtigen Wortes eine Erinnerungsstütze sein kann und im Notfall den ganzen Satz ersetzt, also für das Lernen die Wiederholung eines Stichwortes nützlich sein kann.
Was ist aber, wenn es dem Autor nicht um das Lernen ging, sondern nur um die Vermittlung eines Gefühles, was bei Gedichten eigentlich öfter vorkommt als bei Prosa?

Mein Kind

Ein Tautropfen fällt,
das Blatt weint,
die Erde lechzt,
der Tropfen kugelt sich,

ich liebe dich!


Wenn ich dieses Beispiel nehme und die Gefühle betrachte, die in mir sind und sie wiegen würde und das Gewicht der Wörter wiegen würde, dann läge auf einer Seite der Waage die Erde und auf der anderen Seite ein Sandkorn. Was spielt es für eine Rolle, wenn ich ein zweites dazu legen würde?

Wenn Du mir aber antworten willst, dass das einzige Sandkorn, was Du siehst, ich bin und die Erde Rajzel, dann bin ich sprachlos.

Wünsche Dir ein wundervolles Wochenende und drücke Dir die Daumen für Dein Buch, dessen Inhalt mich auch sehr interessiert. Ich habe einige von anderen Autoren gelesen und bin dabei, die Fülle zu verarbeiten. Manchmal wünsche ich mir, viele Leben zu haben, nur um die verschiedenen Religionen zu leben. Nur darüber zu lesen ist so, als wenn man in einem Zug sitzt, seine Nase am Fenster platt drückt und nicht in den See springen kann, der draußen vorbei zieht. Man ahnt, dass das Wasser die Haut erfrischt und er voller Geheimnisse ist, aber man spürt es nicht!
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Bernhard,

das ist sehr freundlich, dass Du Dir noch eimal Gedanken gemacht hast. Ja, sicher muss man immer wieder lernen und üben in seinem Leben auf körperlichem , Psychischem und physischem Gebiet. Und üben heißt ständig wiederholen. Als junges Mädchen musste ich die Geige "an den Nagel hängen", weil ich dermaßen undiszipliniert war, dass ich mit dem Üben nicht aufhören konnte und infolge dessen natürlich meine Hausaufgaben auf der Strecke blieben. Was Üben ist, das weiß ich nun wirklich.

Dein Beispeil in Hinblick auf die Übermittlung von Gefühlen in einem lyrischen Text verstehe ich leider nicht, auch nicht nach mehrmaligem Lesen. Das tut mir Leid.

Danke für Deine guten Wünsche für mein Buch!

Nun will ich Dir noch etwas schreiben, was Du mir nicht glauben wirst. Das ist mir jetzt egal, ich muss es Dir einfach schreiben:

Du hast viele Leben zu absolvieren hier auf der Erde. Du kommst tausende Male wieder zurück, denn die Erde ist ein Klassenzimmer und Du brauchst nur dann nicht mehr hierher zu kommen, wenn Du Dein Lernpensum vollbracht hast. Es sei denn, Du willst freiwillig wieder hier auftauchen, um anderen zu helfen. Das wird Dir niemand verbieten.

Wenn Du wissen willst woher ich denn diese "Weisheit" habe, dann müssten wir uns mal per E-Mail oder meinetwegen, was ja schneller ginge, per Skype unterhalten.

Der Mensch wird auch in alle Religionen so nach und nach hineingeboren und deshalb ist es wichtig, dass er sich mit der Religion, in die er diesmal hineingeboren ist, auseinandersetzt, weil er ja hier die meisten Informationen vorfindet. Was er dann damit macht, ist ganz allein seine Sache.

Einen schönen Sonntag wünsche ich Dir.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
H

Herr Bernhard

Gast
Guten Morgen, liebe Vera-Lena,

schade, dass Du mein Beispiel nicht verstanden hast. Was die Religionen betrifft, schrieb ich ja, dass es bei mir nicht funktioniert, wenn ich nur darüber lese oder wie Du willst, darüber höre. Die Religion anderer Menschen zu verstehen, würde nach meinem Verständnis nur funktionieren, wenn man mit ihnen lebt und das länger als einen Tag. Es würde also nichts nützen, wenn wir uns darüber unterhalten. Es kommt noch ein wichtiger Punkt dazu. Wir würden dann nur über Deine Religion reden. Meine ist für Gespräche tabu. In meiner Welt ist die Religion etwas intimes, worüber man nicht mit anderen reden kann, nicht, weil es der andere nicht hören soll, sondern weil ich es nicht ausdrücken kann. In meinem Beispiel schrieb ich ein Gedicht, worin der Erzähler seine Beziehung zu seinem Kind ausdrückt, in dem er einen Augenblick in ihrem Leben beschreibt, aber es zeigt auch gut, dass es unmöglich ist. Obwohl jeder einen ähnlichen Augenblick kennt, sind sie doch nicht gleich und die Beschreibung mit Worten unterschlägt 99%. D.h., wenn ich jahrelang über meine Religion sprechen würde, würde ich doch alles verschweigen. Aber das ist nur meine Welt. E ist gut, wenn Du Deine gefunden hast und Du die Erfahrung gemacht hast, dass es auch viele andere Menschen gibt, die eine ähnliche Welt haben. Es gibt auch viele, die ohne Hilfe nie eine eigene finden würden und dankbar sind, wenn sie ein Buch in die Hand nehmen können und es ihnen hilft, ihre zu entdecken. Deshalb drücke ich Dir die Daumen, dass Du bald Dein Vorhaben abschließen kannst und ein weiterer Stein dem Lebensmosaik hinzu gefügt wird.
Hier noch eine Erläuterung meines Gedichtes:
Das Blatt ist die Mutter, sie weint, wenn das Kind sie verlässt, weil sie es liebt.
Die Erde ist die große weite Welt, die auf das Kind wartet und es vereinnahmen wird.
Das Kind ist der Tautropfen und freut sich auf die Welt, es kugelt sich.

Wie bei Rajzel beschreiben wenige Worte ein großes Drama, wenn auch bei mir nur auf eine Person bezogen und nicht auf die ganze Menschheit.

Wünsche Dir eine schöne Woche und grüße Dich ganz herzlich, Bernhard
 



 
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