Wilde Wutz

Muffin

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Wilde Wutz


„Was, sagtest Du, war das für ein Kuchen?“ fragt kleine Oma interessiert.
„Wilde Waldau,“ sagt Mama stolz und präsentiert Oma ein Stück tatsächlich wild aussehender Torte.„Wilde Waldau für Hilde die Wilde,“ witzelt große Oma.
Opas Augen werden groß. Der Fachmann weiß das einzuschätzen: ein guter Hinweiß darauf, dass er eine einmalige Idee hat und tatsächlich:
„Wenn man wilde Waldau mit der wilden Hilde misch, bekommt man wilde Sau.“
Eine geschlagene Minute starrt kleine Oma ihn nur an. Dann holt sie tief Luft und bringt so gerade eben hervor: „Du bist ja immer so lustig! Ich verzeih Dir das.“
Opa erntet einen bösen Blick von große Oma, der heißt, nimm Dich in Acht, Du weißt was Dir blüht! Doch kleine Oma lacht schon wieder und als Opa klar wird was er da gerade gesagt hat, sagt er, dass er das doch ganz anders gemeint hätte.
Kleine Oma versteht das.
Um für Ablenkung zu sorgen steht Papa auf und fragt: „Will jemand noch etwas von der...“ Er sieht auf die rosafarbene Beerentorte. „Wilden... Wutz.“
Was für ein wilder Kaffeetisch an dem die wilde Waldau, die wilde Hilde und die wilde Wutz zu gegen sind.
Apropos wild: „Lotte erzähl doch die Geschichte vom Gebiss,“ bettelt Mama in diesem Moment.
„Nein,“ sagt Lotte. „die interessiert doch keinen. Also das war so:
Es war auf dem Flug zurück von meiner letzten Türkeireise, ihr wisst schon, vor zwei Wochen. Ich saß neben so einem feinen Ehepaar. Beide hatten die Nasen in ein Buch gesteckt, aber kein Normales, also, was Anspruchsvolles. Ich hatte nicht den Eindruck als ob sie lesen würden.“
“Sie lasen wahrscheinlich jeden Satz zweimal,“ vermutet Papa.
„Die lasen jedes Wort zweimal,“ empört sich Tante Lotte. „Zwei Reihen vor mir saßen zwei Männer, die waren mir schon im Hotel aufgefallen, weil die immer zusammen waren. Ich dachte, sie kannten sich schon länger...“ Sie macht eine wage Geste. „aber dann hab ich gehört, wie der eine sagte er käme aus Oberhausen Osterfeld, na, das sagte ja schon alles.“
Sie lässt ihren Zuhörern die Möglichkeit zu lachen, dann fährt sie fort.
„Tja und dann gab es Essen. Richtig warmes Essen, war toll!“ Sie sieht Oma an.
„Das Essen ist da immer auf solchen Tabletts und damit man sie besser stapeln kann sind da so Abdeckhauben drüber.“ erklärt sie.
„Als wir fertig waren, haben wir die Tabletts durchgegeben. Die Stewardess war schon an uns vorbei, als einer der Männer, der aus Oberhausen Osterfeld, plötzlich aufsprang und rief: Mein Freund hat sein Gebiss auf dem Tablett liegengelassen.“
Sie sieht gespannt in die Runde. Eine Weile wird gelacht, dann fragt kleine Oma irritiert:
„Warum nimmt der Mann sein Gebiss zum Essen raus?“
„Was weiß ich? Ich hab das auf jedenfalls gar nicht geglaubt. Ich dachte nur: das ist ja `ne selten doofe Anmache.“
Papa lacht.
„Ja, ich dachte er wolle die Mädchen da anmachen. Und dann ist der Mann ohne Gebiss nach hinten gegangen und erst mal nicht wieder gekommen. Hat fast zehn Minuten gedauert, da kam er wieder. Später kam dann der Steward und hatte ein kleines Päckchen in einer Serviette eingewickelt dabei. Da war das Gebiss dann drin. Wir haben so gelacht als wir bemerkten, dass das stimmte! Ich hab mich gar nicht mehr eingekriegt. Die Frau vor mir und der türkische Mann auch nicht. Dem liefen die Tränen über die Wangen. Und als ich da so lachte, sah die feine Frau neben mir von ihren Buch auf und sagte: Mit was für Leuten man heute reisen muss! Da hab ich gesagt: Wenn sie sich die erste Klasse nicht leisten können, muss ich ja mit ihnen reisen.
Menschen gibt’s!“
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
hallo,

das ist eine amüsante kleine alltagsgeschichte. gefällt mir, wie du die dialoge ausgeführt hast. und die schlagfertigkeit! ganz lieb grüßt
 



 
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