Willi in Pisa

4,30 Stern(e) 3 Bewertungen

Mignon

Mitglied
Willi in Pisa

Willi Ruffel hatte noch nie eine Reise gemacht, deshalb sagte seine Mutter, er solle sich mal entspannen und sich einen kleinen Urlaub gönnen. Also ging er in das nächstgelegene Reisebüro und erkundigte sich nach einem schönen „3-Tage-Ort“, denn er hatte selbst überhaupt keine Vorstellung wo er hinsollte. Der Reiseleiter schlug ihm einige Städte vor, Paris, Madrid, Bern, Wien, Budapest, Athen oder einfach nur Zürich und viele andere. Willi entschied sich für Pisa, dort wollte er für drei Tage Urlaub machen. „Hoffentlich ist es da schön“, dachte sich Willi. Die Fahrt sollte schon zwei Tage später beginnen. Einen Tag vor der Abreise packte er all seine Sachen, er hatte aber einige Probleme dabei: Einmal fand er seine Unterhose nicht, dann fiel ihm ein, dass er noch keinen Proviant für die Fahrt gekauft hatte, und dann passte das Ganze nicht mal in einen Koffer...

Um 6.00 Uhr morgens trug er seinen Koffer die Treppe hinunter, musste aber noch einmal hoch in seine Wohnung, weil er seine Mütze vergessen hatte. Im Bus saßen sehr viele alte Damen, es war ziemlich voll. Willi hatte das Glück noch einen Platz zu finden. Während der Reise schlief er nur. Spät abends kamen sie in dem Hotel an, und Willi schlief dort im Bett weiter.

Für den nächsten Tag war um acht Uhr gleich eine Stadtführung durch Pisa geplant. Willi stand um kurz vor sieben auf um rechtzeitig zum Frühstück zu gelangen. Bevor seine Gruppe ausstieg sagte der Führer: „Wir müssen vorsichtig sein, dass wir uns nicht verlieren. Am besten hänge ich meinen grünen Hut an meinen Schirm, und halte ihn hoch. Sie brauchen nur diesem Signal zu folgen. Seien Sie außerdem noch vorsichtig. Es könnte sein, dass Sie in einer solch bekannten Großstadt wie dieser bestohlen werden. Also nehmen Sie am besten nicht gleich alles mit, und verstecken Sie ihr Geld irgendwo, wo keiner so schnell hinkommt.“

Willi dachte darüber nach. Wo könnte er sein Geld denn verstecken? Dann kam ihm eine Idee. „Ganz einfach, ich stecke es in meine Unterhose“, dachte er sich. Und so konnte die Führung losgehen.

Sie wanderten eine Weile, bis sie am Dom ankamen. „Zuerst“, fing der Führer an zu reden, „betrachten wir uns den Dom etwas näher. Er wurde erbaut im Jahre...“

Ab hier hörte Willi nicht mehr zu, sondern schaute sich nur noch gründlich den Dom an. Er war sehr groß und schön, aber noch schöner war die kleine graue Katze, die davor auf dem Rasen saß.

Plötzlich zuckte Willi zusammen, weil der Führer seine Rede beendet hatte. Er hörte nur noch den Satz: „Und merken Sie sich das alles gut. Morgen schreiben Sie mir einen Aufsatz darüber...“

Willi war entsetzt.

Die Führung ging weiter durch die Basilika, und in das Mausoleum. Willi schaute sich überall um, aber er fand einfach keine Mäuse. Die Katzen hatten wirklich fleißig gearbeitet. Willi wartete aber nur ungeduldig auf den schiefen Turm. Über ihn wollte er mehr erfahren. Als seine Gruppe jedoch dort angekommen war, hörte Willi dem Führer gar nicht zu. Stattdessen schaute er sich wieder die kleine graue Katze an, die er vor dem Dom erblickt hatte. Sie hielt die Augen zu Schlitzen verengt und musterte Willi. Die Sonne schien prall auf ihr Fell. Willi drehte sich wieder zu seiner Gruppe um - doch diese war nicht mehr da. Willi war verwirrt. Er suchte verzweifelt nach dem grünen Hut, doch wohl oder übel zwecklos. Da - jetzt entdeckte Willi den Hut wieder. Er rannte schnell zu seiner Gruppe zurück. Ihm fiel ein dicker Stein vom Herzen. Vermutlich hatten die Leute nichts gemerkt. Willi sah sich wieder in aller Ruhe die Umgebung an. Das Komische jedoch war, dass der Führer auf einmal anfing japanisch zu reden. Irgendetwas von : „Ore ga yarankaya dara ga yaru aoi ...“ Willi kapierte überhaupt nichts mehr. Anscheinend war er bei der falschen Gruppe. Nervös trat er von einen Fuß auf den anderen. Endlich ging er entschlossen auf den Führer zu. Er hoffte dieser könnte ihm helfen. Doch was sollte er sagen? „Ähm...“ Willi fehlten die Worte. Er konnte doch kein japanisch... Er holte tief Luft. „Ich Ruffel, du Pikachu.“, sagte er. Der Führer aber sah ihn nur verständnislos an. „Ich Reiseleiter, du Vollidiot!“, gab er zurück und fuhr mit seiner Rede in der anderen Sprache fort. Willi lief beunruhigt umher. Dieser Führer half ihm auch nicht weiter. Wo war bloß seine Gruppe.

Nach kurzer Zeit gab Willi es auf seine Gruppe zu suchen. Stattdessen begab er sich auf die Suche nach hübschen Souvenirs. Er wollte so gerne ein T-Shirt haben, doch anscheinend gab es hier keine, die ihm auch nur halbwegs hätten gefallen können. Aber da - plötzlich entdeckte Willi an einer Verkaufsbude ein wunderschönes Frauengesicht, das ihn anlächelte. Es war ein weißes T - Shirt mit diesem Bild in der Mitte. Willi ging sofort zum Ständer, um sich dieses bezaubernde Gesicht noch einmal näher anzusehen. Es war die Venus von Botticelli. Der Name stand unter dem Bild. Willi musste dieses T - Shirt unbedingt haben. Und für seine Mutter dann noch diese vergoldete Gondel. Er nahm das Hemd vom Bügel, gab es mitsamt der Gondel dem Verkäufer und sagte:“ Diese beiden Sachen, bitte.“ Aber dann fiel ihm ein, dass dieser ihn sowieso nicht verstand. Der Verkäufer packte ihm die Gondel ein, und faltete das T - Shirt zusammen. Dann steckte er alles in eine Tüte und gab sie Willi zurück. Willi steckte die Hand in die Unterhose, um sein Geld hervorzuholen. Der Verkäufer aber starrte ihn entsetzt an und stieß hervor: „Nein, danke, Sie bekommen es geschenkt“, und so drückte er Willi die Tüte in die Hand und wandte sich dem nächsten Kunden zu. Willi jedoch konnte sein Glück kaum fassen. Vermutlich konnte dieser Mann ein bisschen Deutsch. Und jetzt hatte Willi ein wunderschönes T - Shirt, und kostenlos noch dazu. So ging Willi zurück zum Bus, und kurz darauf kam seine Gruppe auch an. Das war ein toller Tag für ihn.

© Yannika Schad (12 Jahre)
 

herb

Mitglied
Unterhose

Hallo Mignon,

diese Geschichte ist ja noch besser, als die mit den Staubsaugern. Du bist wirklich erst zwölf Jahre alt.
Ich identifiziere mich völlig mit diesem Willi. Denn ich habe auch die Macke immer einen absonderlichen Hut zu tragen, so kennt mich jeder hier im Kiez. Auch schaue ich bei Dombesichtigungen lieber nach einer Katze. Der Trick mit dem Geld in der Unterhose, der ist super. Da ich ein armer Mann bin, kann ich in Zukunft vielleicht umsonst einkaufen, lach

Herzlich
 
A

Arno1808

Gast
;-)))

Liebe Mignon,

Klasse!

Ich Reiseleiter, du Vollidiot..

Ich habe mich wirklich köstlich amüsiert.
Dein Willi und seine Erlebnisse gefallen mir so gut, dass ich mich schon mächtig auf die nächste Geschichte freue.
Mach' weiter so!

Gruß

Arno
 

Mignon

Mitglied
:)))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))

Hallo Leute!

Danke für eure Feedbacks. Ich werde bald mit einer neuen Geschichte anfangen. Ich habe noch viele Ideen, wie Willi Urlaub erlebt, (Besichtigungen, Erlebnisse usw.) die alle sehr witzig sein werden. *gg*

Bis dann, eure

MIGNON
 

Wolfsbane

Mitglied
Weiter so!

Hallo Mignon,


mein Opa hat mir mal von einem ähnlichen Erlebnis erzählt, wie Du es mit Willi Ruffel schilderst. Er war als Soldat irgendwo ganz weit weg von der Front stationiert und bekam sicherheitshalber immer eine Pistole mit, wenn er einkaufen gehen sollte. Einmal fand er in seiner Bäckerei sein Kleingeld nicht und nahm erstmal die Pistole aus der Tasche, um sie auf die Theke zu legen und besser nach Geld suchen zu können, aber da hat sich der Bäcker schon so erschrocken, daß er kein Geld mehr wollte und ihm die Brötchen lieber schenkte.
Aber deine Geschichte ist schöner.
In dem Teil, der beschreibt, wie Willi sich ausgerechnet für Pisa als Reiseziel entscheidet, kann man vielleicht ein paar Wörter weglassen, aber sonst fällt mir nichts ein, was die Geschichte irgendwie noch besser machen könnte.
:)


Gruß

Wolf


:)
 

Mignon

Mitglied
Das war ja wirklich lustig! Vielleicht hätte dein Opa noch mehr kaufen sollen. Einen richtigen Großeinkauf, also.

Welche Wörter könnte ich denn da weglassen? Ich möchte meine Geschichte gerne noch ein bisschen ausbessern. :)

Mignon
 

Wolfsbane

Mitglied
Vorschlag

Hallo Mignon,



grundsätzlich soll man über den Krieg nicht lachen, auch wenn sogar im Krieg manchmal etwas passiert, was eigentlich witzig ist. Mein Opa fand es peinlich, daß der Bäcker ihn für einen Räuber hielt, und der Bäcker fand es garantiert nicht lustig, Angst zu haben.

Den Anfang von deiner Geschichte hätte ich ungefähr so geschrieben:
"Irgendwann schlug Willi Ruffels Mutter ihm vor, doch mal richtig Urlaub zu machen und sich zum Beispiel eine schöne Stadt im Ausland anzusehen. Willi war einverstanden, wollte aber höchstens drei Tage fort sein. Er ging in das nächstgelegene Reisebüro und informierte sich über Paris, Madrid, Bern, Wien, Budapest, Athen, Zürich und viele andere Städte. Schließlich kam er auf Pisa."

Aber ich bin ich und Du bist Du. Ich wäre froh, wenn die Geschichte von mir wäre.
;)
 

Mignon

Mitglied
Schäm

Tschuldigung, kommt nicht wieder vor. *schäm*

Ich könnte die Geschichte auch noch editieren, wenn du möchtest.

Mignon :)
 

Wolfsbane

Mitglied
Danke...

... für das Angebot, die Geschichte meinetwegen zu editieren. Aber das wäre zuviel Ehre. Außerdem bin ich nicht kleinkariert. Aber GIERIG bin ich- auf die NÄCHSTE "Willi Ruffel"-Geschichte!!
;)
Wie wäre es, wenn Willi Ruffel mal auf einen Hund aufpassen muß? Oder er kauft sich Inline-Skates? Oder er fährt mal in eine deutsche Großstadt und wird plötzlich verfolgt, weil man ihn mit einem berühmten Politiker (Gerhard Schröder?) oder Schauspieler (Jean Reno) verwechselt?
Ideen gibt es genug...
:)
 

Mignon

Mitglied
SUPER!

Klasse! Werd ich auf jedenfall machen. *gggggggggggggg*
Das sind ja wohl fürs Erste genug Ideen. *ggggggggggg*

Mignon
 
Hallo Mignon,

Du hast einen fantastischen Sinn fuer Humor! Mir fallen gleich zwei Geschichten dazu ein: 1. Mein Bruder bereiste Portugal und drehte einen Film - 30 Minuten Katzen (und sonst nichts...). 2. Japanische Touristen-Fuehrer in Hongkong laufen mit einer Fahne herum. Ich kannte jemanden, der einem Fuehrer die Fahne entwendete und dreimal - Fahne schwenkend - um den Block lief. Resultat: Der letzte japanische Tourist konnte erst einen Monat spaeter wieder aufgefunden werden.

Und uebrigens..., musste Willi dann doch noch einen Aufsatz schreiben???

Gruss,
RP
 

Mignon

Mitglied
Hallo Rolf - Peter!
Danke für dein Feedback.


In Pisa gab es sehr viele Katzen. Sind ja auch niedliche Tiere. :)
Vielleicht kann ich ja mal eine Geschichte über Willi in Portugal schreiben ;) ...

Ich spiele übrigens auch Klavier. Mein Lieblingsstück ist "Mignon" von Schumann, einer der Gründe warum ich mich so genannt habe. :rolleyes:

Ob Willi einen Aufsatz schreiben musste bleibt offen. Wenn ja, dann hat er sich bestimmt krank gemeldet, oder auf dem Klo versteckt. :D
Vielleicht ist er ja auch nur schnell nach Hause gefahren.

Ciaochen,

Mignon
 



 
Oben Unten