Winter

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Lakritze

Mitglied
Das Mädchen war vielleicht vier, fünf Jahre alt, flankiert von seinen Eltern, die eilig dem Parkplatz zustrebten. Vater und Mutter tauschten Blicke, während das Kind versuchte, sich loszureißen: »Doch! Der war echt! Das war ein echter Mann, der da saß! Der friert! Wir müssen zurück, wir müssen dem helfen!«

Und schon waren sie vorbei.

Der Bettler, ein paar Meter weiter um die Ecke, hatte nichts mitbekommen von dem Herzen, das da für ihn übersprudelte.
 

Ofterdingen

Mitglied
Hallo Lakritze,

Du stellst dich mit erhobenem Zeigefinger vor deinen Leser, aber das ist ja nicht verboten. Wenigstens bringst du dein moralisches Anliegen klar auf den Punkt und langweilst nicht durch Geschwätzigkeit.
 
D

Donkys Freund

Gast
So kurz vor Weihnachten erfrieren mir literarisch etwas zu viel Obdachlose. Danach nimmt das Sterben trotz immernoch klirrender Kälte rapide ab. Komisch. Dennoch hat mich der kurze Snapshot mal aus anderer Sicht gepackt, weil er ungeschminkt rüber kommt. Ich überlege, ob man den letzten Abschnitt weglassen könnte...
 
K

KaGeb

Gast
Ich häng mich direkt an die Vorposter dran, um Klischees zu vermeiden, halte ich es für notwendig, nur das mindeste an Worten zu verwenden, d.h. für die Aussagekraft des Textleins bräuchte es m.M.n. nicht die Altersangabe des Kindes, noch dass sie alle einem Parkplatz zustreben. Und der letzte Absatz sollte (auch meiner Meinung nach) wie von Donkys Freund empfohlen gelöscht werden.
Zum Beispiel so:

Plötzlich liefen die Eltern schneller, während sich das Mädchen zwischen ihnen loszureißen versuchte:
"Doch, der war echt! Das war ein echter Mann. Der friert. Wir müssen zurück ..."

Und schon waren sie vorbei.
 

Lakritze

Mitglied
KaGeb, Ofterdingen, Donky: Vielen Dank für Eure Rückmeldungen! Sehr wertvoll!

Diese Episode war mir ein derartiger Schlag in die Magengrube, daß ich irgendwas damit machen mußte. Daß »einfach hinschreiben« noch nicht funktioniert, hätte ich mir denken können ...

Ich stimme Euch zu, KaGeb und Donky, daß weniger klarer ist. Schluß kommt weg. Auch sonst muß ich ändern:

Für mich das Schlimmste an der Geschichte ist die Verzweiflung des Kindes, das etwas sieht, was unbedingt geändert gehört -- aber die Erwachsenen, denen es am meisten vertraut, verweigern sich. Und statt dem Kind eine stichhaltige Begründung zu liefern, speisen sie es mit der Behauptung ab, der Mann sei eine Puppe ... Grausame Art, älter zu werden. Und ich als Passantin habe wiederum keinerlei Handhabe, dem Kind zu sagen, daß es absolut richtig empfindet.
 

Lakritze

Mitglied
Das Mädchen war vielleicht vier, fünf Jahre alt, flankiert von seinen Eltern, die eilig dem Parkplatz zustrebten. Vater und Mutter tauschten Blicke, während das Kind versuchte, sich loszureißen: »Doch! Der war echt! Das war ein echter Mann, der da saß! Der friert! Wir müssen zurück, wir müssen dem helfen!«

Und schon waren sie vorbei.
 



 
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