Winterkälte

Nihilix

Mitglied
WINTERKÄLTE
08/09.12.1996

Wenn die Nacht früh gleitet
hinein in den Tag
die Dunkelheit die Helligkeit verschlingt
und das Übel das Leben verdrängt
endet der Zyklus
wie alle Jahre wieder.

Die Bäume und die Sträucher
entblättert und nackt
wie Millionen Skelette
der Mutter Natur
bizarr und mahnend
lassen sie Dich die eigene Vergänglichkeit erahnen.

Auch die Sonne am Himmel
sendet nur noch eisige Strahlen
auf ihren Schützling herab
ein verzweifelter Versuch
den Kreis noch zu durchbrechen.
Doch auch sie wird erlöschen
wie eine Kerze am Grab
in der Schwärze der Trauer
weil ihre Zeit vor Kurzem starb.

Doch dann plötzlich
braust er auf
der Wind aus dem Norden
aus ewiger Kälte kommend
fegt über den Friedhof
der Mutter Erde hinweg
wie ein tanzender Derwirsch
lässt sie Knacken und Klappern
die Gerippe der Natur
und ist kalt und unbarmherzig
wie ein Teufel
ein Dämon
mit eisigen Klauen
die Zerren und Reissen
an meiner Gestalt
die steht mittendrin.

Ich spüre das kalte Stechen
und die Schmerzen
auf meiner Haut
und in meinem Herzen.
Sehe in den Himmel
erblicke dort die Sterne
die glitzern so kalt und so klar
doch sie brennen in meinen Augen
wie ein Feuer im kalten Polar.

Aus Ihnen heraus
Schneeflocken fallen
auf die Erde so schnell
wie gefrorene Tränen aus meiner weinenden Seele.
Sie gleiten herab
leise und still
verändern das Bild
ganz schnell und stumm
begraben das Leben
unter Ihrer hellen Flut
und aus Schwarz wird dann grau.

Und die Natur verschwindet
unter einem weissen Mantel
einem Leichentuch
so weiss und so kühl
bis zum Tage der Auferstehung
wenn der Kreis sich schliesst
wo der Zyklus endet
und das Leben neu entsteht.
Dann werden auch schmelzen
meine Tränen aus Eis
durch die Wärme
Deines Herzens
und Du verdrängst auch die Kälte
aus meiner Seele
bis sie wiederkehren
der Herbst und der Winter.

Doch dann werde ich lachen
oder auch weinen
Tränen der Kraft
so trocken und warm
und sie werden dann schmelzen
die Kälte des Nordens
für alle Zeiten.

Aber noch stehe ich hier
im tosendem Sturm
wie ein alter verwitterter
und weiser Baum
der versucht
sich zu stemmen
gegen die Kälte
die dringt
durch sein Gerippe
die ihn macht noch stumm
weil er weiss
er wird siegen
wie all die Monde zuvor.
Obwohl er blutet
aus vielen Wunden
die tief in ihn schneiden
vergisst er die Qualen der Kälte
und trotzt dem Sturm aus dem Norden
der niemals wird schaffen ihn zu ermorden.
 
Hallo Nihilix,

wie immer bin ich begeistert, wie du die Stimmung einfangen kannst und so mit den Worten spielst, dass man verzaubert drein schaut und sehr bewegt ist. Hoffentlich finde ich hier noch viele solcher Texte von dir. :)

Liebe Grüße Lady Darkover
 



 
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