Winternacht

Pseudorinym

Mitglied
Winternacht

Es war im tiefsten Winterschnee
Und kleine Flöckchen flogen
Da saß sie stumm an einem See
Von aller Welt betrogen

Ein Alptraum hält sie sanft gefasst
Doch sie kann nur noch lachen
Der Irrsinn hat sie früh erfasst
Wird stillen Wahn entfachen

So sitzt und starrt sie stundenlang
Die Angst will nicht entweichen
Mit wirrem Blick gewahrt sie bang
Die unheilvollen Zeichen

Der Himmel hat sich starr verkrampft
Und düstre Schwaden kreisen
Der Sinn des Lebens ist verdampft
Wird keinen Weg ihr weisen

Ihr Haar wurd bald zur weißen Pracht
Voll glitzernder Kristalle
Und in der kalten Winternacht
Sah sie des Todes Kralle

Danach hat sie sich zugedeckt
Mit blütenweißer Decke
Niemals hat man sie je entdeckt
In ihrem Schneeverstecke
 

Haget

Mitglied
MoinMoin,
Dein schlimm-schönes Gedicht gefällt mir!!
Nur das Ende ist irgendwie unwahrscheinlich - der Winter geht ja mal vorbei! Vielleicht:
statt: Niemals hat man sie je entdeckt
evtl.: und niemand hat sie dort entdeckt
... oder etwas Sinngemäßes?
 

La Luna

Mitglied
Hallo Pseudo...,

ein wunderschönes Gedicht, finde ich.
Doch um Haget mal sanft zu widersprechen - nicht jeder Winter muss dem Frühling weichen. Wie ist es mit dem "Winter" in der Seele? Und die letzten beiden Zeilen könnte man so interpretieren, dass niemand ihr wahres Ich entdeckte, hinter dieser "Schneemauer". :eek:)


Liebe Grüße an euch beide...
Julia
 

Haget

Mitglied
MoinMoin La Luna,
natürlich ist es Pseudorinyms Schnee und ein Autor bestimmt, wie lange er liegen bleibt.
Aber auch und gerade dann, wenn ein Gedicht doppelsinnig gemeint ist, sollten die Aussagen für beide "Sinne" passen, oder?
Aber schlimm, wenn wir alle einer Meinung wären!
 

La Luna

Mitglied
Ach Haget,

sprichst du etwa von logischen Schlussfolgerungen?
Dann hast du natürlich recht.
Ich höre nur das leise Lied dieses Gedichts und dabei ist es irrelevant, ob der Schnee violett ist, oder ob er sich gemäß der Naturgesetze verhält.
Was ich nur andeuten wollte ist, dass jeder Leser etwas anderes darin liest. Und das ist doch das Schöne daran, oder nicht? :eek:)

Grüßle
J.
 

Pseudorinym

Mitglied
Hallo haget und Julia,
dankeschön für eure Antwort und freut mich,daß es euch gefällt,es ist ja immer so eine Art Glücksspiel ob ein Gedicht nun jemandem gefällt oder nicht.
Und irgendwie ist es recht amüsant zu lesen wie ihr euch über die eine Stelle so freundschaftlich "streitet",
beinahe wie ein Gewissen.Der eine Teil sagt tu das,und der andere meint das Gegenteil.
Aber genau bei der vorletzten Zeile hatte ich vorher schon einige Versionen und eine davon ging in die Richtung wie sie haget vorgeschlagen hat,aber ich habe mich dann doch für obige entschieden.
Aber es stimmt schon,daß es eigentlich nicht logisch ist,
denn irgendwann taut jeder Schnee,nur symbolisch gesehen ist es ja wirklich die ganze jahreszeit über kalt (im Herzen)

Deshalb lasse ich es so stehen und hoffe,daß man mir diese
kleine Unlogik verzeiht :)

*viele grüße*
xxx
 

Haget

Mitglied
MoinMoin La Luna,
ich habe doch nichts gegen dichterische Freiheit und Fantasie - wo es passt!
Aber eine so sauber einer Realität (mit oder ohne Doppelsinn) nacherzählte Geschichte würde keinen violetten Schnee vertragen. Ich höre die Melodie von Gedichten - aber ich befasse mich auch mit ihren Inhalten.
 



 
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