Winterspaziergang

3,00 Stern(e) 1 Stimme

Floheit

Mitglied
Wintermutterwind

Eisig drängt der Winterwind
mir in das Gesicht,
wie an Mutter’s Hand das Kind
fürchte ich mich nicht.

Laß mich treiben, laß mich fallen
Ohne Scheu und ohne Scham,
hör’s in meinen Ohren hallen,
Mutter Wind spricht ohne Gram:

“Denke nicht an Deine Sorgen,
keine Angst, so glaube mir,
auf jede Nacht folgt doch ein Morgen,
jetzt bist du frei, jetzt bist du hier.

Schämst dich für so manches Tun,
falsche Worte, grimm’ger Wahn,
sieh mich an und laß es ruhn
schlimmer wär’s, wenn’s ungetan.“

Also blick ich mit den Augen,
Spiegel dieser Seele mein,
es beginnt in mir zu saugen,
lasse sie in mich hinein.

Bevor ich noch mal denken kann,
schneller als mein Herz,
fängt’s in mir zu sterben an,
doch ich fühle keinen Schmerz.

Durch die Wälder meiner Seele
treibt sie ihren kalten Hauch,
löscht womit ich mich oft quäle
löst es auf in Schall und Rauch.

Erfroren sind sie unter Hecken,
dieser Kummer, jene Not,
nie mehr bringen sie mir Schrecken,
sind gestorben kalten Tod.

Als sie fertig ist mit morden
und aus meinen Augen bricht
sehe ich im Himmels Norden
einen Stern mit hellem Licht.

„Was du da siehst mein liebes Kind
leuchtend hell am Firmament,
alles meine Werke sind
auch für dich nun einer brennt!“

Alle die nun wieder leben lernen,
wer die Angst mit Mut bezahlt,
bis der Himmel voll mit Sternen
und die Nacht als Sonne strahlt.

So schnell wie es gekommen
war sie dann wieder fort,
bin nicht mehr durch mich selbst benommen
finde wieder Sinn und Wort.

Erleichtert geh ich meiner Wege
ertapp\' mich wie ich denken wag:
“Bleibe mutig werd nicht träge,
bis die Nacht wird uns zum Tag!“
 



 
Oben Unten