Wintersturm

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haljam

Mitglied
"Eigentlich wollte ich dir überhaupt nicht mehr schreiben. Aber es verbindet uns beide doch so viel miteinander, dass ich einfach nicht widerstehen konnte! So sind Frauen nun mal...

Außerdem habe ich in den sieben Monaten der Trennung niemand getroffen, der auch nur im Entferntesten an dich heranreicht. Ich habe oft Rotz und Wasser geheult, habe mich viele Abende lang regelrecht in den Schlaf geheult

Du, mir fiel oft die Decke auf den Kopf!

Ich bin ja genau wie du noch nicht so lange hier in dieser Stadt. Sicherlich eine faszinierende Stadt mit all ihren alten Kirchen und mit den anderen historischen Bauwerken, mit ihrem vielfältigen kulturellen Leben, mit ihrer ausgeprägten Studenten-Szene - aber alle, die ich in den vergangenen Monaten getroffen habe, waren so grenzenlos oberflächlich, so schal...

Meine Hand tut mir jetzt schon weh vom vielen Schreiben, aber das muss ich unbedingt noch los werden an dich (und ich hoffe, dass du diesen meinen Brief auch tatsächlich liest und nicht womöglich aus Wut und aus verletzter Eitelkeit oder aus Enttäuschung sofort zerreißt und in den Papierkorb wirfst), also:

Mensch, Basti, was hatten wir doch für eine tolle Zeit, als wir damals in den Semesterferien an den Wochenenden immer im Volksgarten lagen oder dort Federball spielten. Dann im Winter immer Squash. Ich war so stolz darauf, deine Freundin zu sein... - das kannst du dir gar nicht vorstellen, wie stolz ich war!

Warum nur war ich so dumm, Basti?!? Warum nur war ich so überempfindlich damals, als...

Mensch, Basti, mich hat danach wochenlang und monatelang das Gewissen gequält! Du, der, den ich geliebt hatte, du musst doch so gelitten haben unter dieser abrupten Trennung, gelitten wie ein Tier!

Oder war es dir egal, völlig gleichgültig, das es so war, wie es war?!?

Nein, das kann ich mir bei dir nicht vorstellen! Und ich weiß auch, dass du es mir erzählen würdest, wie das war, in deiner großen Offenheit mir gegenüber, in deiner gefährlichen Offenheit, und in deiner großen Ehrlichkeit, in deiner so anrührenden Ehrlichkeit!

O Basti, du warst so gut zu mir, warst immer so gut zu mir, und wie habe ich es dir gedankt?!? Ich habe das oft nicht verdient, so gut, wie du immer zu mir warst.

Aber ich war durcheinander, ich war total durcheinander, ich hab das wirklich nicht mehr gebacken gekriegt, damals, und das mit Georg, das kam so unvermittelt, und ich war so blind und so blöd, ich hab' mein Glück mit Füßen getreten, ich verstand einfach nicht, zu sehen, was wirklich war und was nicht war, bei Georg meine ich, und es war dann nur zwangsläufig, dass ich so vom Schicksal bestraft wurde, kleine Sünden straft der liebe Gott sofort und große erst recht, du wirst es dir nicht vorstellen können, wie das alles war, ich bin fast durchgedreht damals, aber gut, wem erzähl' ich das überhaupt, du hattest vermutlich deinen eigenen tiefen Schmerz, und die Ursache für diesen Schmerz, die war ich, war ich in meiner grenzenlosen Dummheit und Verblendetheit und Naivität und - leider auch! - Rücksichtslosigkeit.

Diese Rücksichtslosigkeit, mit der ich dich damals von mir weggestoßen habe, mit der ich dich in den Dreck getreten habe, das war fast unverzeihlich, und da bin ich wirklich unsicher, da kann ich nicht wissen, ob du überhaupt noch bereit bist, mir DAS zu verzeihen, das war so schlimm, und ich schäme mich dafür, schäme mich abgrundtief, aber sieh mich bitte an, hier komme ich zu dir zurückgekrochen, bin sooo klein mit Hut, fühle mich beschmutzt und habe doch letztlich mich selbst beschmutzt.

Ja, ich habe damals unsere Liebe verraten, unsere einzigartige, unsere unvergleichliche, unsere göttliche Liebe, ich habe Juwelen gegen Talmi eingetauscht, ich habe mein Glück weggeworfen wie einen alten Hut, und ich habe mir nichts dabei gedacht, habe alles ruiniert, als ob da nichts dabei wäre, als ob's das Glück an jeder Straßenecke im Dutzend billiger gibt, aber das gibt's nicht an jeder Straßenecke im Dutzend billiger, ganz zu schweigen davon, dass es das Glück überhaupt nicht an jeder Straßenecke gibt, so einfach.

O ich Närrin!

Warum? War ich von Sinnen?? Warum war ich von Sinnen damals? Wegen einem bißchen Glamour, einem bißchen vordergründigem Glanz, einem bißchen...

Nein, es war nicht deine Schuld, es war nie deine Schuld, was hättest du denn tun können und tun sollen, damals, in dieser vertrackten Situation, und ich so völlig von Sinnen wie ein Mondkalb, wie eine Furie, wie eine pubertierend Fünfzehnjährige, ja ich war spätpubertär damals, durch und durch spätpubertär!

Wirst du mir all das je verzeihen, je verzeihen können? Bin ich denn jetzt wirklich wahnsinnig geworden, dass ich mir Hoffnungen auf einen Neubeginn mache, nach dieser langen Zeit, und ich weiß ja von Freunden, was für eine harte Zeit das für dich gewesen sein muss, ja, ich fühle mich schuldig, fühle mich bis zur Unerträglichkeit schuldig, weiß nicht, wie ich dir je wieder frohen Herzens unter die Augen treten kann, aber ich muss dir das jetzt schreiben, muss es tun, koste es, was es wolle, wir leben nur einmal, so, in dieser Welt, auch wenn manche an die Wiedergeburt glauben, als sei es eine Tatsache, aber es ist nur eine Glaubenssache, und draußen stürmt es, und in meinem Herzen stürmt es auch, und ich weiß ja, dass du mich kennst, wir waren lange genug zusammen, und das gibt mir die Kraft und die Hoffnung und den Glauben, dass alles wieder gut wird, und die Liebe, ja, ich liebe dich, Sebastian, endlich habe ich begriffen, was das bedeutet, einen Menschen wirklich von Herzen lieben, ich habe lange gebraucht, um das zu begreifen, viel zu lange, aber jetzt habe ich es begriffen, und das zählt, das ist es, was zählt, und ich hoffe, hoffe, hoffe, dass es auch für dich zählt, dass ich dir noch irgendetwas bedeute, dass es für mich noch einen Weg zu dir zurück gibt, und sei er auch noch so schwer...

Fordere mich heraus, stell' mich auf die Probe, aber bitte, bitte, bitte: Vertrau mir! Und indem ich das hier niederschreibe, ist mir natürlich auch wieder klar, wie schwer das für dich sein muss, nach all dem, was du mit mir erlebt hast.

O Sebastian, ich bereue es, ich bereue alle meine Fehler zutiefst, ich liege vor dir im Staub, ich bin es vielleicht nicht wert, dir die Füße zu küssen, aber ich hoffe, ich hoffe, ich hoffe, sieh meine gute Absicht, meinen guten Willen, sieh mir in mein Herz hinein, ich lass dich tief in mein Herz hinein blicken und vielleicht bist du jetzt erschrocken darüber, vielleicht hältst du mich für eine Rasende, aber nein, ich bin keine Rasende, ich bin die Frau, die dich liebt, vergib mir, vergib mir, vergibt mir, Sebastian, ich bin die Frau, die dich wirklich von Herzen liebt!

O denk bitte zurück an unsere guten Zeiten, ja, wir hatten diese guten Zeiten, diese lange und wunderschöne Zeit, bloß ich, ich hab' das damals nicht begriffen, ich wusste das nicht zu schätzen, habe das alles zertreten und zerstört in wenigen Augenblicken, nein, in einem einzigen unbedachten, gedankenlos dahingelebten Augenblick.

Ich war so dumm. Vergib mir, Basti, bitte, bitte, vergib mir!

Lass uns all das vergessen, was so schrecklich für dich gewesen sein muss! Lass uns neu beginnen, lass uns jetzt und hier neu beginnen! Ruf mich an, bitte, bitte, bitte, auch wenn du mich jetzt für wahnsinnig hältst, für wahnsinnig halten musst. O bitte, bitte, bitte, bitte, bitte!!!!!"
 
F

filechecker

Gast
Mesch haljam!

Hallo haljam,

Dein Werk stufe ich als "nicht gelungen" ein. Irgendwie ist das Ganze eine breiige Masse und sehr ungeordnet.

Es genügt einfach nicht, wenn Du zum wiederholten Male "Mensch, Basti" ruftst, bzw. schreibst.

Mesch haljam!!

Viele Grüße
filechecker
 

GabiSils

Mitglied
Hallo haljam,

leider kann ich mit dem Text auch nicht viel anfangen. Es könnte ein realer Brief sein, der Ton ist gut getroffen; aber wen interessiert das? Ich erfahre weder etwas über Basti noch über die Schreiberin, nur, daß sie ihn verlassen hat und das jetzt bereut.
Ja, und?
Ich werde den Text in das Forum "Freizeit" verschieben, denn eine Kurzgeschichte ist es nicht.

Gruß,
Gabi
 



 
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