Winterzauber

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Sploink

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Als die Tage kürzer wurden und die Nächte länger, als jungfräulicher Schnee sich auf Straßen und Dächern legte, brach begleitend zu den eisigen Temperaturen auch gleich noch ein Schwall von Niedergeschlagenheit auf mich ein, Gefühle von Müßiggang und Müdigkeit verschleierten mir meine Sicht, vergrauten meine Farben, schwärzten mein Gemüt.

Dies alles war mir wohlbekannt, ich wusste meine Winterdepressionen einzuschätzen, konnte sie beizeiten sogar voraus ahnen, in ihrer Wirkungsweise berechnen und entsprechende Vorbereitungen treffen.

Doch allen Niederungen und Tiefen zum Trotz fand ich so manche Magie in dieser kalten Dunkelheit, erkannte ein so schönes Glitzern auf den von Pulverschnee gesäumten Straßen, ehrte die Reinheit und Glätte und das blanke Weiß der erwachenden Stadt, und nicht selten dankte ich mir für meine Muße, in solch nebensächlichen Dingen einen Zauber zu entdecken.

In diesen kurzen Zeitspannen mayestätischen Winterfunkelns wusste ich mir durch die beschwerlichen Stunden ihrer einhergehenden Trauerspielereien zu helfen, indem ich mich sachte ihrer Kälte hingab, wo mir die bloße Kälte, ob seelisch oder physisch, doch der geläufigste aller Schmerzen war, und ich mir in Erinnerung rief, dass jeder erfolgreiche Tausendsasser einen gebrochenen Bettler bedarf, um als solcher zu wirken, dass jedes Glitzern ein Licht gebraucht, um durch Finsternis zu leuchten, dass es schlicht kein Hoch ohne Tief geben kann.

Solcherlei Einsichten gaben mir den nötigen Anstoß, meine beschwerliche Reise durch die dunklen Tage fortzusetzen, und bald schon akzeptierte ich meine Depressionen als unverzichtbar, um die darauf folgenden Frühlings- und Sommermonate in allem Glanze auszukosten, um erhaben über alle Höhen zu lachen, um gleich einer Pflanze meinen Winter zu kämpfen, und das baldige Auferstehen einer verheißungsvollen Saison voll blühenden Strahlens nicht länger erwarten zu können.
 

Amave

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Ein schöner, sprachlich und stilistisch ansprechender Text. Lediglich im 4. Abschnitt hätte ich ein paar Kleinigkeiten zu verbessern:

In diesen kurzen Zeitspannen mayestätischen Winterfunkelns wusste ich mir durch die beschwerlichen Stunden ihrer einhergehenden Trauerspielereien zu helfen, indem ich mich sachte ihrer Kälte hingab, wo mir die bloße Kälte, ob seelisch oder physisch, doch der geläufigste aller Schmerzen war, und ich mir in Erinnerung rief, dass jeder erfolgreiche Tausendsasser einen gebrochenen Bettler bedarf, um als solcher zu wirken, dass jedes Glitzern ein Licht gebraucht, um durch Finsternis zu leuchten, dass es schlicht kein Hoch ohne Tief geben kann.

Meine Vorschläge zur Verbesserung:

In diesen kurzen Zeitspannen [red]majestätischen[/red] Winterfunkelns wusste ich mir durch [red]diese[/red] beschwerlichen Stunden [strike]ihrer einhergehenden Trauerspielereien[/strike] zu helfen, indem ich mich sachte ihrer [red]Trauerspielereien[/red] hingab, wo mir die bloße Kälte, ob seelisch oder physisch, doch der geläufigste aller Schmerzen war, und ich mir in Erinnerung rief, dass jeder erfolgreiche Tausend[red]sassa, um als solcher zu wirken, [/red]eine[red]s[/red] gebrochenen [red]Bettlers [/red] (vielleicht schöner: [red]eines gebrochenen Gegenübers[/red](?) bedarf, dass jedes Glitzern[red] in der Finsternis [/red]ein Licht gebraucht, [strike]um durch Finsternis zu leuchten,[/strike] dass es schlicht kein Hoch ohne Tief geben kann.

Im letzten Abschnitt würde ich anstelle Winter zu kämpfen Winter zu verabschieden nehmen.

Mit winterlichen Sonnengrüßen,
Amave
 



 
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