Wir tun, als ob wir wüssten warum

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Triefend hängen Wolken auf Hügeln und in Tälern
Gedimmtes Abendviolett ohne Sonne
Heimatloses Licht
Die Häuser ducken sich wie Zelte in die nassen Wiesen
Wir befahren die Straßen, die wir gewohnt sind
Wir tun, als ob wir wüssten, warum

Durch die Gischt, die Sprühnebelwelt
Dann die Stadt,
unentschlossen zwischen Dämmerung und Leuchtreklame,
bewusstseinslos dem Sonnenuntergang geweiht.
Baumarkt für Provisorien,
Tankstellen für wohin?
Rot an leerer Kreuzung,
Scheibenwischer ticktacken zerhacken
die zähe Masse der Zeit in kleine Scheiben.
Grün und weiter, wie wir es gewohnt sind.
Wir tun, als ob wir wüssten, warum.

Bis zum Haus, wo Du heute nicht bist.
Wir tun, als ob wir wüssten, warum.
 
H

Heidrun D.

Gast
Sehr schön und poetisch. - Mir tut es nur leid, dass ich die gelöschte Version nicht gesehen habe, um zu vergleichen.

Den Aufbau des Gedichts finde ich geradezu perfekt, ebenso deine Sprache, mit der du spielerisch und dennoch prägnant umgehst.

Von dir ist wohl noch einiges Gute zu erwarten, Andreas. -
Jetzt aber erst einmal: Willkommen.

Heidrun
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo Andreas,
auch ich finde dein "on-the-road-Gedicht" prima gemacht, entfaltet eine schöne Wirkung.
Nach meinem Geschmack dürfte es auch ohne die beiden letzten Zeilen enden, ich empfände das Ende dann als etwas offener, was gut zum "unbehausten Grundton" deines Gedichts passt.

liebe Grüße wüstenrose
 
Danke

Lieben Dank an Euch Drei, vor Veröffentlichung meines Erstlings habe ich ein wenig vor Eurem Urteil gezittert, jetzt freue ich mich.
Liebe Grüße, A-B
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Andreas!

Das ist wirklich ein gelungenes Erstlingswerk hier in der Lupe.

Vor allem sprachlich ist da einiges geboten, z.B.

ticktacken zerhacken
Mich stört nur eine kleine Sache:

Die Wiederholung von

Wir tun, als ob wir wüssten, warum
Wenn du das nur am Ende deines Gedichtes geschrieben hättest, wäre m.E. der Überraschungseffekt größer gewesen.

Aber ansonsten sehr gerne gelesen!

Liebe Grüße
Manfred
 
Triefende Wolken auf Hügeln und in Tälern
Gedimmtes Abendviolett ohne Sonne
Heimatloses Licht
Häuser ducken sich wie Zelte in die nassen Wiesen

Unterwegs auf gewohnten Straßen
Durch die Gischt, die Sprühnebelwelt
Dann die Stadt,
unentschlossen zwischen Dämmerung und Leuchtreklame,
bewusstseinslos dem Sonnenuntergang geweiht.
Baumarkt für Provisorien,
Tankstellen für wohin?
Rot an leerer Kreuzung,
Scheibenwischer ticktacken zerhacken
die zähe Masse der Zeit in kleine Scheiben.

Grün und weiter, wie gewohnt.
Bis zum Haus, wo Du heut' nicht bist.
Wir tun, als ob wir wüssten, warum.
 
Danke für Eure Tipps

Danke für Eure Tipps, sie treffen sich mit meinen eigenen Überlegungen. Also hab ich noch ein bisschen gefeilt....
 
H

Heidrun D.

Gast
Mmh,

ich fand die erste Version eindrucksvoller und poetischer. - Manchmal zerstören Kürzungen auch ... aber das ist ein weites Feld und oft Geschmackssache.

Mein bisheriger Kurzeindruck ist, dass du schon ziemlich gut schreibst, vielleicht eine wenig auf Adjektive achten solltest ... aber sonst? Naturtalent! :)

Herzliche Grüße
Heidrun
 



 
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