Wissen

H

HFleiss

Gast
Da sieht man es mal wieder: Dem Unwissenden schlägt keine Stunde, dem Wissenden die Grübelei auf den Magen.

Gruß
Hanna
 

NewDawnK

Mitglied
Von welcher Unwissenheit ist denn hier die Rede?

Falls es sich um Deine eigene handelt, ist das sehr erfreulich, denn dann hast Du die Chance etwas Elementares über das Menschsein zu lernen.
Falls hier vermeintliches Wissen der vermeintlichen Unwissenheit der Anderen gegenübergestellt wird, sei an die berühmten Worte des Sokrates erinnert: "Ich weiß, dass ich nichts weiß".

Schöne Grüße, NDK
 
@ NDK

Sokrates der Zecher, wieder einmal an intermittierender Gelbsucht erkrankt (kein Wunder, bei dem Fusel damals), soll im Sommer auf der Agora mal zu seinem Schüler Alkibiades d.J. gesagt haben "Mir ist durchaus bewusst, dass ich nicht weiß, wie dein Vanilleeis schmeckt, aber ich will es trotzdem nicht versuchen, weil es schon so eklig gelb aussieht."
Wer aber keine Ahnung von dieser Eissorte hatte, der galt bei den alten Griechen als Dummbeutel. So wurde Soktates' Spruch anzüglich verkürzt zu "Ich weiß, dass ich nicht weiß ...", eine Floskel, die Gebildete sich dann in Gegenwart von Dummtüten damals oft vieldeutig hinter vorgehaltener Hand zuraunten.
Und erst ein viel späterer Autor, Eusebius Sebastelianus von Magdeburg, lt. eigener Angabe ein augustinischer Kuttenbrunzer, übersetzte Sokrates' Ausspruch dann falsch zu "Ich weiß, dass ich nichts weiß.", womit er eigentlich aber sich selbst meinte im Sinne eines Freud'schen Verschreibers.

Wenn man tatsächlich wissen könnte, dass man nichts weiß, oder was man alles nicht weiß, dann käme das in etwa darauf hinaus, dass Dummheit weh täte, und dann würden die Dummen ganz unversehens aussterben - und man könnte auch die Schulen abschaffen, samt den Schulverwesern, die sich KultusministerInnen nennen.
 

NewDawnK

Mitglied
@ Waldemar Hammel

Ja, die Geschichte ist oft schon verdreht worden im Nachhinein. Wie schön, dass wenigstens Du damals schon dabei warst und uns berichten kannst.

Also dann noch einmal: Erst wenn man die Dummtüte in sich selbst entdeckt hat, kann man mitreden, denn erst dann weiß man sich selbst in aller Bescheidenheit einzusortieren - ich denke, das stimmt auch, ohne dass man den alten Sokrates bemühen muss. Und so lange man diese Dummtüte noch nicht entdeckt hat, neigt man in nahezu schier unerträglicher Weise zur Arroganz und Ignoranz den vermeintlich Unwissenden gegenüber. Da wirst Du mir doch sicher recht geben, oder Waldemar?

Ich zum Beispiel weiß, dass ich so gut wie nichts weiß, obwohl das so wenig nun auch wieder nicht ist, und ich kann Dir versichern, mir tut überhaupt nix weh.
 

schio

Mitglied
wie wäre es mal damit, einfach das lesen, was dasteht, ohne immer etwas hinein- oder herauslesen zu wollen
einfach lesen und nicht interpretieren
oder vermutungen anstellen, was gemeint sein könnte
ich schreibe das schon was ich meine, so einfach ist das

ich denke, menschen , die dem anderen permanent unterstellen, er hätte negative eigenschaften(unwissenheit, aroganz usw.), sollten sich mal ausführlich mit dem spiegelgesetzt auseinandersetzen - vor allen, die neunmalklugen

übrigens, die informationen über sokrates sind auch mir zugänglich
aber trotzdem, danke
ach so, die geschichte "der verwundete sokrates" aus b.brechts kalendergeschichten ist sehr vergnüglich und zu empfehlen

viel spaß dabei
schio
 

schio

Mitglied
gratuliere NewDawnK,

dafür, dass du nichts weißt, schreibst du erschreckend viele kluge dinge mit apodiktischen anspruch
du unterstellst anderen die dinge, die durch deine kommentare unter beweis stellen, dass sie dir zu eigen sind
aber wenns dir freude mach - immerzu

lg schio
 

Duisburger

Mitglied
Alle doof, ausser schio.
Das scheint hier kurz vor weihnachten zum volkssport zu mutieren. Nur nicht die fehler bei sich selbst suchen.
Ungereimt ist schon richtig, nur sollte man dein werk in bezug darauf wörtlich nehmen.

duisburger
 
Siehst Du, NDK, alter Freund und Haudegen hier, und schon haben wir wieder mal die allergesündeste Konfusion hier angerichtet. Du weißt zuviele (apodiktische) Worte aus der Philosophie, aber nichts über Sokrates' Speiseeisgewohnheiten, ich hingegen bin natürlich Sokratesspezialist, kann mir aber seine Sprichwörter nicht merken.
Und während wir beiden uns hier wunderbarlich ergänzen und florettieren, bringen wir damit den Mann aus Duisburg mit dem arglosen Autor "schio" hintereinander. Was könnten wir, in Anbetracht von "schios" ziemlich kurzem Text, hier mehr erwarten?


Ernst gemeint:
Der Text schios impliziert übrigens die keineswegs triviale Vermutung, dass Wissenheit und Unwissenheit eine gemeinsame Grenze (eine "Berührungslinie") haben, womit diese "schio'sche Vermutung" von einer linearen Komplementarität (a) zwischen Wissen und Unwissen ausgeht. Außerdem beschreibt sie die Topologie (b) des Wissens als eine in sich geschlossene Fläche.
Beide Vermutungen halte ich für falsch, da ich (1) die Struktur unseres Wissens aus rein neuro-biologischen Gründen für selbstähnlich (c) halte (daraus dürften zB auch die quantenphysikalischen Probleme resultieren), womit ihre potentielle Grenzlinie unendlich wird, und (2) die beiden Topoi "Wissen" und "Unwissen" für unabhängig-voneinander begrenzt, was sowohl eine Komplementarität zwischen ihnen ausschließt, als auch ihr Vorhandensein als in sich geschlossene Flächen unmöglich macht, da dies am holistischen Kontinuum der Welt scheitern muss (nicht formal darstellbar ist).
Würde die schio'sche Vermutung einer gemeinsamen Berührungslinie zwischen Wissen und Unwissen zutreffen, dann wäre es außerdem möglich, aus unserem Wissen heraus auf unser Unwissen zu schließen, und im Weiteren dann aus dem solcherart abgebildeten Unwissen heraus neues Wissen zu erlangen.
Unser neues Wissen kommt aber stets (selbstähnlich und übrigens nicht frei skalierbar) und dieses erweiternd aus bereits vorhandenem Wissen, und niemals aus Unwissen.

(a) Komplementarität:
http://de.wikipedia.org/wiki/Komplementarität
(b) Topologie:
http://de.wikipedia.org/wiki/Topologie
(c) Selbstähnlichkeit:
http://de.wikipedia.org/wiki/Selbstähnlichkeit

PS: Wenn Du, NDK, die Dummtüte in Dir entdeckt hast, und es nicht wehtut, dann denke daran, dass fast jeder Krebsprozess im Anfangsstadium auch ohne Schmerzen abläuft. Sokrates formulierte einst hellsichtig: "Ich weiß, dass ich sterben werde, aber bestimmt nicht an Krebs, sondern an der Dummheit (anderer) und meiner eigenen, nicht rechtzeitig wegzulaufen.", was der späte Plato mit "Sokrates war eben doch ein Dummbeutel" kommentierte.
 



 
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