Wo bist du, Ort?

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Ralf Langer

Mitglied
Wo bist du, Ort?

Manchmal, wenn die tiefe Nacht
uns um den Schlaf beneidet,
entspringt aus der Stille dieser Welt
ein Schatten, traumverwandelt,
wie Wasser, aus verborgenem Quell.

Bald löst sich aus dem Raum,
aus dem innersten Bereich
ein leises Flüstern, und zugleich
dringt aus dem Mutterboden
dann Körperloses in den Traum

So ringt das Dunkle, feilschen
Nacht und Nebel um den Weg,
sich zu gestalten. Nur Zwischenspiel.
Hüllenloses drängt, es kämpft,
und findet schließlich eine Form.

Doch wenn die Nebel steigen,
wenn Licht die Nacht zerbricht,
bleicht auch diese Hülle, stürzt
ins Vergessene zurück.

Wo bist du, Ort? Wo hast du
das Gewölbe zu Verweilen.
Schenk mir nicht nur die Nächte.
Gib mir Heimat, halte Wort.
 
Liebe Ralf,
ein wunderschönes Gedicht. Auf der Suche nach Ruhe und Geborgenheit bin ich auch oft und habe es deswegen sehr gern gelesen. Ein ganz klein wenig stört mich das "dieser Welt" in der dritten Zeile. Ich meine, es könnte fehlen.
Herzliche Grüße
Karl
 

Ralf Langer

Mitglied
Hallo Karl,
mit dieser Welt geb ich dir ein wenig recht.

" dieser Welt" ist eigentlich dem Metrum geschuldet.

Ich habe mich hier versucht zu zwingen
die Anzahl der Hebungen in den einzelnen Strophen
gleich zu halten. Das soll den Inhalt besser tragen.

Vielleicht sollte ich darauf verzichten?
Hm...
 
Lieber Ralf,
mir war schon klar, dass es dem Metrum geschuldet ist. Aber es klingt einfach nicht und schade der Sprachmelodie. Vielleicht findest du noch etwas Passendes. Ich würde dir gern einen Vorschlag machen, aber mit fällt gerade nichts ein.
Gruß
Karl
 
H

Heidrun D.

Gast
Lieber Ralf,

ungereimte Gedichte sind an kein Metrum gebunden ... du kannst die Welt ohne Weiteres eliminieren ;) ; der Rhythmus stimmt trotzdem. Ich finde es sogar besser im Klang. Du könntest auch den anderen Abschnitten mehr Korsettfreiheit gönnen, meine ich.

Wo bist du, Ort?

Manchmal, wenn die tiefe Nacht
uns um den Schlaf beneidet,
entspringt aus der Stille ein Schatten,
traumverwandelt,
wie Wasser aus verborgenem Quell.
Herzliche Grüße
Heidrun
 

Ralf Langer

Mitglied
Ach Heidrun,
weißt du wieviel Müh es mich
gekostet hatte, mich daran zu binden,
und jetzt soll ich die so schwere
Geburt darum erleichtern...

nichtsdestotrotz recht hast du ja,

aber der ganze Schweiss...
:)

Ralf
 
H

Heidrun D.

Gast
Der Schweiß war kein bisschen umsonst, Ralf,

denn um einen astreinen Rhythmus zu beherrschen, muss man sich irgendwann mit dem Metrum, den Reimen, Assonanzen etc. auseinandersetzen.- Und auf diesem Gebiet hast du sehr deutliche Fortschritte gemacht. - Das weiß ich deshalb so genau, weil deine Verse daran früher manchmal hakten - jetzt fast überhaupt nicht mehr. :) - Und das finde ich umso erfreulich, weil deine Inhalte, Bilder und darin versteckten Gedanken schon immer meinen vollen Beifall gefunden haben. ---

Meist hilft schon eine geänderte Formatierung, um ein Gedicht zu "lockern."

Dir einen herzlichen Gruß
Heidrun
 

Ralf Langer

Mitglied
Hallo zusammen,
( und vor allem Heidrun)

so in etwa hatte ich das Stück bevor es unter dem Amboss
des metrischen geraten war:

Wo bist du, Ort?

Manchmal, wenn die tiefe Nacht
uns um den Schlaf beneidet,
entspringt aus der Stille ein Schatten,
traumverwandelt,
wie Wasser aus verborgenem Quell.

Es löst sich aus dem Raum,
aus dem innersten Bereich,
ein Flüstern nur und gleich
dringt aus dem Boden
das Körperlose in den Traum.

So ringt das Dunkle,
feilschen Nacht und Nebel
um einen Weg sich zu gestalten.
Ein Zwischenspiel.
Das Hüllenlose drängt, es kämpft
und findet schließlich eine Form

Doch wenn die Nebel steigen,
wenn Licht die Nacht zerbricht,
verbleicht auch diese Hülle,
stürzt ins Vergessen zurück.

Wo bist du, Ort?
Wo hast du ein Gewölbe zu verweilen.
Schenk mir nicht nur die Nächte
Gib mir Heimat. Halte Wort.



Jetzt brauch ich eure Gedanken

Danke
Ralf
 
H

Heidrun D.

Gast
Ich würde die Abschnitte nicht so regelmäßig gestalten - obwohl mir diese "alte" Fassung bereits besser gefällt. Wie wäre es mit:

Wo bist du, Ort?

Manchmal, wenn die tiefe Nacht
uns um den Schlaf beneidet,
entspringt aus der Stille ein Schatten -
traumverwandelt,
wie Wasser aus verborgenem Quell,
löst sich aus dem Raum,
dem innersten Bereich,
ein Flüstern nur und gleich
dringt aus dem Boden
das Körperlose in den Traum.

So ringt das Dunkle,
feilschen Nacht und Nebel
um einen Weg sich zu gestalten.
Ein Zwischenspiel.
Das Hüllenlose drängt, es kämpft
und findet schließlich eine Form,

doch wenn die Nebel steigen,
wenn Licht die Nacht zerbricht,
verbleicht auch diese Hülle,
stürzt ins Vergessen [blue]still[/blue] zurück.

Wo bist du, Ort?
Wo hast du ein Gewölbe zu verweilen?
Schenk mir nicht nur die Nächte:

Gib Heimat mir. Und halte Wort.
"still" ist nur eine Idee / Notlösung, weil da m. E. was fehlt ...

Grüßle
Heidrun
 

Ralf Langer

Mitglied
Wo bist du, Ort?

Manchmal, wenn die tiefe Nacht
uns um den Schlaf beneidet,
entspringen aus der Stille Schatten,
traumverwandelt,
wie Wasser aus verborgenem Quell,
löst sich aus diesem Raum,
aus dem innersten Bereich,
ein Flüstern nur und gleich
dringt aus dem Boden
das Körperlose in den Traum.

So ringt das Dunkle,
feilschen Nacht und Nebel
um einen Weg sich zu gestalten.
Ein Zwischenspiel.
Das Hüllenlose drängt, es kämpft
und findet schließlich eine Form.

Doch wenn die Nebel steigen,
wenn Licht die Nacht zerbricht,
verbleicht auch diese Hülle,
und stürzt ins Vergessene zurück.

Wo bist du, Ort?
Wo hast du ein Gewölbe zu verweilen.
Schenk mir nicht nur die Nächte:

Gib mir Heimat. Halte Wort.
 
H

Heidrun D.

Gast
Lieber Ralf,

so leuchtet dein Poem heller und schöner. - Die Highlights kommen eindrucksvoller zur Geltung als im eng geschnürten Mieder.

Freundliche Grüße
Heidrun
 

Rhea_Gift

Mitglied
Wunderschön, die ersten beiden Strophen - die Melodie verliert sich etwas am Ende - vielleicht so:

...
und findet schließlich eine Form.

Doch wenn die Nebel leise steigen,
wenn das Licht die Nacht zerbricht,
verbleicht im Schein auch diese Hülle,
stürzt vergessen, stumm zurück.

Sag, wo bist du, wo der Ort,
das Gewölbe zu verweilen?
Schenk mir doch nicht nur die Nächte:

Gib mir Heimat. Halte Wort.
Was meinste?

Würde die Melodie nicht so brechen, die die ersten beiden Strophen aufbaut...

LG, Rhea
 



 
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