Wo es keine Nachtschwärze gibt

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Gurke

Mitglied
Wir,
die Romantiker
der Häuserschluchten,
Nomaden
im weiten Land
der Mietskasernen,
verlieren uns in Impressionen -
Die Melancholie der Hinterhöfe,
wo weiße Wäsche wie Wellen
gegen bröckelnde Wände brandet,
die kühle Eleganz des Neonlichts
beim Picknick im U-Bahnschacht.

Wir sind viele,
darum sind wir vielerlei -
Man sagt,
unsere Augen flackern,
kommen nie zur Ruhe.
Warum sollten sie?
Wie sollten sie
übersehen,
was es zu erhaschen gilt
im El Dorado
der kurzlebigen Möglichkeiten.
 
T

Thys

Gast
Gefällt mit gut Gurke,

im ersten Teil konnte ich richtig die Großstadt sehen.
Auch der zweite Teil, ziemlich treffsicher.

Gruß

Thys
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo,

ich mag diese Form der Lyrik, angesiedelt zwischen den "Fronten" von Prosa und eben Lyrik. Die erste Strophe ist sehr stark in der Aussage und der sprachlichen Umsetzung, die zweite schwächelt ein wenig, bringt mich durch:
Warum sollten sie?
aus dem Rhythmus.

So habe/hätte ich es lieber gelesen:

Wir sind viele,
darum sind wir vielerlei -
man sagt,
unsere Augen flackern,
kommen nie zur Ruhe.
Wollen sie auch nicht,
sie würden sonst übersehen,
was es zu erhaschen gilt
im El Dorado
der kurzlebigen Möglichkeiten.

Lieben Gruß
Franka
 

Lonelysoul

Mitglied
Hallo Jürgen,

deine Sprache gefällt
mir sehr gut.
Ein schönes Gedicht
das durch Ausdruck
und Wortgewalt glänzt.
Sehr schön.

Schönen Tag

Lisa
 

Gurke

Mitglied
Hallo Thys, Franka und Lisa,

erstmal Danke für Eure freundlichen Kommentare.

@ Franka,

ich denke über Deinen Einwand nach. Die Frage bricht natürlich den Fluß des Textes, das stimmt. Wenn ich es mir laut vorlese, kann ich da interessant betonen, aber auch Dein Vorschlag hat vieles für sich.

Abwägende Grüße

Jürgen
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo Gurke,

auch mich stört das "warum sollten sie?"

Ich hätte allerdings einen Vorschlag, der etwas näher bei Deinem Text bleibt:

kommen nie zur Ruhe.
Warum sollten sie [blue]auch[/blue]
übersehen,

Ansonsten finde ich Deinen Text sehr gelungen. Zu Hause sein in den Städten, ihrer Bewegtheit und Vielfalt, eine Mentalität, die mir selbst fehlt, die ich in Deinem Text aber gut nachvollziehen kann.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

anbas

Mitglied
Hallo Gurke,

gefällt mir auch sehr gut, bleibe ebenfalls an "Warum sollten sie?" hängen. Außerdem taucht an dieser Stelle das Wort "sollten" für meinen Geschmack zu schnell hintereinander auf (und müsste am Ende nicht ein '?' stehen?).

Eine Spontanidee:

Doch das
sollen sie auch nicht.
Sie könnten übersehen,
was es zu erhaschen gilt
im El Dorado
der kurzlebigen Möglichkeiten.


Gruß

Andreas
 

Gurke

Mitglied
Wir,
die Romantiker
der Häuserschluchten,
Nomaden
im weiten Land
der Mietskasernen,
verlieren uns in Impressionen -
Die Melancholie der Hinterhöfe,
wo weiße Wäsche wie Wellen
gegen bröckelnde Wände brandet,
die kühle Eleganz des Neonlichts
beim Picknick im U-Bahnschacht.

Wir sind viele,
darum sind wir vielerlei -
Man sagt,
unsere Augen flackern,
kommen nie zur Ruhe.
Sie können es nicht.
Wie sollten sie
übersehen,
was es zu erhaschen gilt
im El Dorado
der kurzlebigen Möglichkeiten?
 

Gurke

Mitglied
Hallo Vera-Lena, Hallo Anbas,

Danke Euch für Eure Kommentare und Eure konstruktiven Vorschläge.

Ich habe "warum sollten sie" jetzt geändert. Die Wiederholung von sollten fällt damit auch weg. Und Andreas, Du hast Recht. Zum Schluß kann ruhig ein Fragezeichen stehen, obwohl es eher als Aussage gemeint ist.

Ich hoffe, so ist besser

Jürgen
 

anbas

Mitglied
Ja, so passt es - und zwar richtig gut.

Eine Kleinigkeit noch, wo ich selber gerade ins Stolpern komme: Nach Gedankenstrichen wir doch klein weiter geschrieben. Punkt und dann Gedankenstrich, verwende ich selber ab und zu, sieht aber in Gedichten merkwürdig aus (vor allem, weil er dann oft am Anfang der Zeile stehen müsste) - so, wie Du es jetzt hast aber auch ...

Aber egal, das wertet den Text in meinen Augen nicht ab.

Gruß

Andreas
 

Gurke

Mitglied
Wir,
die Romantiker
der Häuserschluchten,
Nomaden
im weiten Land
der Mietskasernen,
verlieren uns in Impressionen -
die Melancholie der Hinterhöfe,
wo weiße Wäsche wie Wellen
gegen bröckelnde Wände brandet,
die kühle Eleganz des Neonlichts
beim Picknick im U-Bahnschacht.

Wir sind viele,
darum sind wir vielerlei -
man sagt,
unsere Augen flackern,
kommen nie zur Ruhe.
Sie können es nicht.
Wie sollten sie
übersehen,
was es zu erhaschen gilt
im El Dorado
der kurzlebigen Möglichkeiten?
 
G

Gelöschtes Mitglied 7520

Gast
hi gurke,

schließe mich gerne an, absolut gelungen. glückwunsch. ich persönlich hatte nichts gegen die frage in der mitte, aber so ist's besser.

liebe grüße
nofrank
 



 
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