Wolkentreiben

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philomena

Mitglied
Der Blick aus dem Fenster zeigt dir nasses Grau
soweit dein Auge auch reichen mag.
Der nasse Pinsel des Malers legte es mit windgeformten Strichen
über die leuchtenden Farben,
die sich schattengleich in dein Gedächtnis gebrannt haben.

Wolkenberge schieben sich am Himmel dahin,
wechselndes Spiel mit Form und Gestalt,
doch bleibt das Gefühl von Tristesse.

Vom Horizont steigt die grau- schwarz - blaue Wand
auf dich zu,
einem Ungeheuer gleich, das dich gnadenlos verschlingen kann.
Du hörst sein Heulen im Wind,
spürst seinen Geifer im Sturzbach des Regens,
siehst das Leuchten der Augen in den Blitzen,
die den Wolken entspringen.
Gebannt und erstarrt erwartest du am Fenster das Unheil.

Ach, mein Freund, nimm was du siehst
als Moment im Ablauf ewiger Zeit.
Das Grau ist so endlich, verdeckt das stetige Blau
nur für Sekunden
auf dem Zeitstrahl der Ewigkeit.
Vertrau darauf,
es ist nur verdeckt vom windgetriebenen Spiel der Wolken.

Selbst das Ungeheuer am Horizont droht nur
mit seiner Gewalt.

Das schützende Haus,
aus dessen Fenster du blickst,
umgibt dich mit Wärme und Sicherheit,
die du dir mit eigener Hand geschaffen.

Du kannst ihm vertrauen.
So wie du darauf vertrauen kannst,
dass hinter dem Grau
das leuchtende Blau des Himmels wieder auf dich wartet.
 

Julia P

Mitglied
Hallo!

Sehr starke Worte, gerade noch nicht allzu dick aufgetragen, aber nahe daran. Intensive Worte, hinter denen auch intensive Gefühle stecken, dazwischen sehr viel Kopf, der sich in die Emotionen einschaltet. Ein gut ausgearbeitetes Bild, es gefällt mir. Aber vollständig hat es sich in meinem Kopf nicht ausbreiten können.

Ciao,

Julia
 
H

HFleiss

Gast
Ein Gewitter im Anzug. Ich verstehe die Metapher. Mein Nachbar nämlich, wenn seine Alte wieder mal spinnen musste und die Fetzen flogen, nannte sie freundschaftlich Gewitterhexe. Ein Gewitter ist was Schreckliches, es blitzt und bumst, am liebsten würde man sich in der Truhe verkriechen (falls vorhanden). Und auch der Himmel ist so dunkel, man denkt gleich an den Weltuntergang. Unheil dräut, Ungeheuer an Horizonten. Aber nichts ist - nach dem Gewitter ist nicht vor dem Gewitter, sondern dann scheint gleich wieder die Sonne, und alles ist wieder gut. Jaja, so ist das Leben. Was soll ich sonst noch sagen? Schaffe schaffe Häusle baue, ein Gewitter kann sehr unangenehm werden. Du hast es ja so schön beschrieben. Und dafür sei dir Dank.

Hanna
 



 
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