Wonderwall
Als der Popliterat im November 2002, nach 23 Jahren seines Lebens, in dem ihm das erspart geblieben war, zum allerersten Mal mitten in der Nacht aufwachte, wunderte er sich doch sehr über seinen Körper.
Weder Harndrang, Hunger oder Durst waren zu verspüren, noch hatte ihn ein grimmer Alptraum erwachen lassen. Eigentlich hatte er nur davon geträumt, mit einem japanischen Geschäftsmann im Lager seiner Arbeitsstelle Sushi zu essen und sich dabei von ihm die Weiterentwicklung verschiedener Pokemons erklären zu lassen. Unverfänglich! Trotzdem war er wach, es war 4 Uhr morgens und da diese Situation neu für ihn war ging er , wie er es oft in Filmen gesehen hatte, in die Küche um etwas zu trinken.
Auf dem Weg dorthin dachte der Popliterat an Bukowski und an die halb leere Flasche Rotwein, die noch im Kühlschrank stand, empfand das dann jedoch als etwas klischeebeladen und goß sich ein Glas Orangensaft ein.
Dort stand er, in seiner Küche und sah hinaus in den Hinterhof, der seine Aussicht bildete. Die Fenster der gegenüberliegenden Häuser waren dunkel, nur in einem Hochhaus, das etwas weiter hinten hervorragte, brannte noch Licht.
Sollte es noch andere Menschen geben, die ebenfalls von einer rätselhaften Aufwachattake heimgesucht worden waren?
Kam dort ein Arbeitsloser nach exzessiven Alkoholkonsum zurück in seine Wohnung getorkelt ?
Bereitete sich eine Kinderkrankenschwester auf die wohl härteste Frühschicht ihres Lebens vor, an deren Ende der kleine Tobias(6) nach langem Kampf letztendlich doch seiner Lungenembolie erlag?
Welche Gesichten hatten die Leute dort draußen, war es seine Aufgabe diese Geschichten zu erzählen, ja, seine Berufung?
Vielleicht war er deswegen aufgewacht, die beste Geschichte seines Lebens weckte unterbewusst seinen Körper, wollte raus!
Der Popliterat öffnete eine Dose Ölsardinen, drapierte den Inhalt gekonnt auf mehreren kalten Scheiben Toastbrot und setzte sich vor seinen Computer.
Eine Stunde später stand der kleine Tobias kurz vor seinem Tod, seine verstrittenen Eltern hatten sich durch die Hilfe der Krankenschwester wieder versöhnt; der Arbeitslose fand seine geliebte Katze verhungert auf seinem Bett vor und ein frustrierter Student der Sozialwissenschaften hatte sich ein Froschkostüm übergezogen um die Ungerechtigkeiten in den Straßen der Stadt zu rächen.
Doch wie passte das alles zusammen ?
Die FAZ würde jeglichen Zusammenhang vermissen, Die Zeit würde von sprachlichen Unzulänglichkeiten sprechen und Der Spiegel würde hinterfragen, was denn der Autor damit bitte überhaupt aussagen wollte.
Also löschte der Popliterat alles bisher geschriebene wieder und machte sich an einen Artikel über die Zusammenhänge der Musik Robbie Williams, des deutschen
Hip- Hops und seiner Angewohnheit schreckliche Unmengen trendiger Kleidung kaufen zu müssen, wenn er unglücklich war.
Natürlich wurde SOZIALKRITIK in seinem Text ganz groß geschrieben.
Gegen 7 Uhr war er fertig.
Danach ging er direkt, ohne zu duschen, in die Arbeit.
Der Artikel brachte ihm mehrere Milliarden ein und er wurde einer der bedeutendsten Popliteraten Deutschlands.
Die FAZ sah in ihm bald einen neuen Franz Kafka.
Der kleine Tobias lebt heute übrigens immer noch.
Als der Popliterat im November 2002, nach 23 Jahren seines Lebens, in dem ihm das erspart geblieben war, zum allerersten Mal mitten in der Nacht aufwachte, wunderte er sich doch sehr über seinen Körper.
Weder Harndrang, Hunger oder Durst waren zu verspüren, noch hatte ihn ein grimmer Alptraum erwachen lassen. Eigentlich hatte er nur davon geträumt, mit einem japanischen Geschäftsmann im Lager seiner Arbeitsstelle Sushi zu essen und sich dabei von ihm die Weiterentwicklung verschiedener Pokemons erklären zu lassen. Unverfänglich! Trotzdem war er wach, es war 4 Uhr morgens und da diese Situation neu für ihn war ging er , wie er es oft in Filmen gesehen hatte, in die Küche um etwas zu trinken.
Auf dem Weg dorthin dachte der Popliterat an Bukowski und an die halb leere Flasche Rotwein, die noch im Kühlschrank stand, empfand das dann jedoch als etwas klischeebeladen und goß sich ein Glas Orangensaft ein.
Dort stand er, in seiner Küche und sah hinaus in den Hinterhof, der seine Aussicht bildete. Die Fenster der gegenüberliegenden Häuser waren dunkel, nur in einem Hochhaus, das etwas weiter hinten hervorragte, brannte noch Licht.
Sollte es noch andere Menschen geben, die ebenfalls von einer rätselhaften Aufwachattake heimgesucht worden waren?
Kam dort ein Arbeitsloser nach exzessiven Alkoholkonsum zurück in seine Wohnung getorkelt ?
Bereitete sich eine Kinderkrankenschwester auf die wohl härteste Frühschicht ihres Lebens vor, an deren Ende der kleine Tobias(6) nach langem Kampf letztendlich doch seiner Lungenembolie erlag?
Welche Gesichten hatten die Leute dort draußen, war es seine Aufgabe diese Geschichten zu erzählen, ja, seine Berufung?
Vielleicht war er deswegen aufgewacht, die beste Geschichte seines Lebens weckte unterbewusst seinen Körper, wollte raus!
Der Popliterat öffnete eine Dose Ölsardinen, drapierte den Inhalt gekonnt auf mehreren kalten Scheiben Toastbrot und setzte sich vor seinen Computer.
Eine Stunde später stand der kleine Tobias kurz vor seinem Tod, seine verstrittenen Eltern hatten sich durch die Hilfe der Krankenschwester wieder versöhnt; der Arbeitslose fand seine geliebte Katze verhungert auf seinem Bett vor und ein frustrierter Student der Sozialwissenschaften hatte sich ein Froschkostüm übergezogen um die Ungerechtigkeiten in den Straßen der Stadt zu rächen.
Doch wie passte das alles zusammen ?
Die FAZ würde jeglichen Zusammenhang vermissen, Die Zeit würde von sprachlichen Unzulänglichkeiten sprechen und Der Spiegel würde hinterfragen, was denn der Autor damit bitte überhaupt aussagen wollte.
Also löschte der Popliterat alles bisher geschriebene wieder und machte sich an einen Artikel über die Zusammenhänge der Musik Robbie Williams, des deutschen
Hip- Hops und seiner Angewohnheit schreckliche Unmengen trendiger Kleidung kaufen zu müssen, wenn er unglücklich war.
Natürlich wurde SOZIALKRITIK in seinem Text ganz groß geschrieben.
Gegen 7 Uhr war er fertig.
Danach ging er direkt, ohne zu duschen, in die Arbeit.
Der Artikel brachte ihm mehrere Milliarden ein und er wurde einer der bedeutendsten Popliteraten Deutschlands.
Die FAZ sah in ihm bald einen neuen Franz Kafka.
Der kleine Tobias lebt heute übrigens immer noch.