Wuff's abenteuerliche Reise

Es war ein heißer Sommertag und Wesley war mit seinem Stoffhund Wuff, seiner Schwester und seinen Eltern bei Oma und Opa im Garten. Wuff hatte es sich unter einem Stuhl im Schatten bequem gemacht. Die Kinder spielten im Plantschbecken und Opa grillte Würstchen. Das Radio spielte alte Lieder und die Vögel zwitscherten dazu um die Wette. Am Abend waren alle sehr müde, schnell wurden die Sachen eingepackt und alle gingen nach Hause. Nur Wuff wurde unter seinem Stuhl vergessen.
„Na die werden mich schon noch holen“, dachte er und wartete.

Doch es wurde immer dunkler und keiner kam zurück, um Wuff nach Hause zu holen. Die Vögel hörten auf zu zwitschern und gingen schlafen. Dann war es ganz still.
„Sie haben mich vergessen“, dachte Wuff und kroch langsam unter seinem Stuhl hervor. Der Garten sah nun völlig anders aus, als am Tage. Plötzlich raschelte es unter einem Strauch. Wuff erschrak und kroch schnell unter den Stuhl zurück. Doch aus dem Strauch kam nur eine kleine Maus, die sich genauso erschrocken hatte wie er.

„Was machst Du noch hier so spät am Abend?“, fragte die Maus und sah ihn an.
„Wesley hat mich vergessen und jetzt muss ich allein nach Hause“, sagte Wuff, „aber ich kenne den Weg nicht.“
„Wie willst Du denn nach Hause kommen, wenn Du den Weg nicht kennst?“, fragte die Maus und hörte auf sich zu putzen.
Wuff sagte traurig: „Das weiß ich nicht.“ Und weil er es jetzt doch mit der Angst zu tun bekam, rückte er näher an die Maus heran.
„Was hast Du auf dem Weg denn alles gesehen?“, fragte ihn die Maus und wartete, weil Wuff erst überlegen musste.
„Wenn ich aus dem Haus gehe, steht da eine große Kirche mit einem leuchtenden Kupferdach“, sagte Wuff.
„Und dann? Was kommt dann?“, fragte die Maus ungeduldig, denn eine große Kirche mit Kupferdach kannte sie nicht.
„Ein Park“, rief Wuff, „ein großer Park mit einer Wasserfontäne“. Er schaute die Maus hoffnungsvoll an, doch diese schüttelte nur ihren Kopf. „Ich kenne auch keinen Park mit einer Wasserfontäne“. „Dann sind wir noch an einer Müllkippe vorbeigekommen“, sagte Wuff, als er sich wieder an den Gestank erinnerte.
„Ich glaube ich kann Dir nicht helfen“, sagte die Maus traurig. Wuff blickte sie betrübt an.
„Dann kam nur noch eine breite Straße und das Vereinsheim“, fügte er leise hinzu.

„Ah“. Die Maus lächelte. „Das Vereinsheim kenne ich. Da kann ich Dich hinbringen.“
„Aber wenn ich von dort nicht weiter weiß?“, fragte Wuff mutlos.
„Lass uns erst mal gehen“, sagte die Maus fröhlich: „zurück können wir ja immer noch. Am besten klettere ich auf Deinen Rücken, dann sind wir schneller da.“
Die Maus kletterte auf seinen Rücken und zusammen marschierten sie los. In der Kleingartenanlage war es schon sehr dunkel, doch die Maus fand sich gut zurecht und nach kurzer Zeit waren sie am Vereinsheim.
„Und was machen wir jetzt?“, fragte Wuff.
„Warte nur ab“, sagte die Maus und blickte in den Sternenhimmel.

Plötzlich raschelte es im Gebüsch neben ihnen und Wuff wollte schon davonlaufen, doch die Maus hielt ihn fest.
Ein Igel krabbelte aus den Sträuchern.
„Hallo Kasimir“, begrüßte die Maus den Igel, „mein Freund, der Wuff, findet den Weg nach Hause nicht mehr. Vielleicht kannst Du uns helfen?“
„Wo muss er denn hin?“, fragte der alte Igel Kasimir.
„Zu einer großen Straße, auf der vier Autos gleichzeitig fahren können und dann zu einer Müllkippe, auf der es fürchterlich stinkt.“
Die Maus sah den Igel fragend an und Wuff hoffte, dass der Igel den Weg kennen würde.
„Eine Müllkippe kenne ich nicht“, sagte Kasimir, „aber an der großen Straße bin ich schon mal gewesen.“
Wuff sprang vor Freude in die Luft und die Maus wäre fast von seinem Rücken gefallen.
„Dann kannst Du uns hinbringen?“
„Ja aber nur bis zur Straße. Über die Straße gehe ich nicht, weil die Autos zu schnell sind“, antwortete Kasimir.
Die Drei machten sich auf den Weg und weil der Igel nicht so schnell war, dauerte es diesmal etwas länger.

Als sie die Straße erreicht hatten, sahen sie sich um und Wuff erkannte sie wieder.
„Jetzt musst Du alleine weiter“, sagten die Maus und der Igel, „denn über die Straße dürfen wir nicht.“
„Aber wie soll ich denn alleine den Weg finden?“, fragte Wuff sorgenvoll.
„Du wirst schon jemanden treffen, der Dir weiterhelfen kann.“, sagte die Maus und der Igel nickte zustimmend. Wuff war sich da nicht so sicher, aber seine beiden neuen Freunde hatte er ja auch schon getroffen.
„Dann müssen wir uns jetzt verabschieden“, sagte er und die Drei schüttelten sich traurig die Pfoten, bevor Wuff zur Straße ging.
Er schaute nach links und nach rechts, und als er sicher war, dass kein Auto kam, lief er über die Straße. Auf der anderen Seite blickte er sich noch einmal um und winkte seinen Freunden zu, die er in der Dunkelheit kaum noch erkennen konnte. Dann ging er langsam weiter. Ein wenig mulmig war ihm schon zumute, so ganz alleine in der Dunkelheit. In den Büschen knackte es immer wieder und Wuff wollte schon fragen: Wer ist da? Aber er traute sich nicht und schlich leise weiter.

Plötzlich hörte er Stimmen.
„Lass uns etwas kaputt machen.“
„Ja wir brauchen noch Material für unsere Nester, aber erst müssen wir was zu Essen besorgen.“
Vorsichtig näherte Wuff sich dem Busch, hinter dem die Stimmen zu hören waren. Er schaute zwischen den Blättern hindurch und sah – drei große Ratten.
„Denen gehe ich lieber aus dem Weg“, dachte Wuff als er die Ratten sah. Sie hatten alle drei mehrere Narben von ihren vielen Schlägereien. Wuff kroch langsam zurück. Plötzlich trat er auf einen trockenen Ast. Das laute Knacken ging ihm durch Mark und Bein.
„Was war das?“, fragte eine der Ratten und alle Drei lauschten.
Wuff traute sich nicht zu atmen.
„Lass uns nach gucken gehen“, sagte eine der Ratten, doch die Älteste von ihnen schüttelte den Kopf.
„Lass uns lieber zur Müllkippe gehen, da finden wir etwas zu essen.“

Als die drei Ratten sich auf den Weg machten atmete Wuff erleichtert auf. Das war ja gerade noch mal gut gegangen. Dann fiel ihm ein, dass er ja auch zur Müllkippe wollte. Er würde den Ratten nur leise folgen müssen und schon wäre er wieder ein Stück weiter auf dem Weg nach Hause. Hinter jedem Busch ging Wuff in Deckung und er achtet stets darauf, wohin er trat. Er wollte nicht noch einmal auf einen trockenen Ast treten. Die Ratten gingen fröhlich plappernd weiter, als würde ihnen die Dunkelheit keine Angst machen. Dann erreichten sie endlich die Müllkippe und plötzlich waren die Ratten verschwunden. Wuff blieb stehen und spitzte die Ohren, doch er konnte nichts mehr von ihnen hören.

Komisch, dachte Wuff, den ganzen Weg über haben sie geplappert und jetzt sind sie weg. Aber auf der Müllkippe wollte er ja auch nicht bleiben. Das war ihm alles viel zu dreckig hier und stank fürchterlich. Er drehte sich um und erstarrte vor Schreck.
Die Ratten hatten ihn umzingelt.
„Da haben wir ja unseren Verfolger“, sagte die älteste Ratte, der schon ein Stück vom Schwanz fehlte.
„Ja es ist zwar nichts zu essen, aber seine Strohfüllung können wir gut für unsere Nester gebrauchen.“
Wuff schaute sich um, doch er konnte keinen Fluchtweg entdecken.
„A-A-Aber ihr w-w-werdet mich doch nicht auseinander nehmen?“, stotterte Wuff vor Angst.
„Warum nicht? Wir können deinen weichen Stoff gut gebrauchen, wenn der Winter kommt. Dann müssen wir nicht so frieren“, sagte die junge Ratte und schüttelte sich, als würde sie jetzt schon frieren. Die Ratten kamen näher und Wuff konnte schon ihre spitzen Zähne sehen. Angstvoll wich er zurück, bis er mit seinem Hinterteil an einen alten Autoreifen stieß. Weiter zurück konnte er nicht und die Ratten kamen immer näher.

Plötzlich sprang eine schwarze Katze aus dem Reifen. Die Ratten rissen die Augen auf und rannten schreiend davon. Wuff war vor Schreck zusammen gezuckt und sah die Katze überrascht an.
„Was macht so ein Angsthase wie Du nachts allein auf der Müllkippe?“, fragte ihn die Katze und leckte ihr seidiges Fell.
„Mich hat man im Garten vergessen und jetzt will ich nach Hause“, sagte Wuff schon etwas mutiger, da die Katze ihn wohl nicht fressen wollte.
„Du bist hier auf der Müllkippe zu Hause?“, fragte die Katze erstaunt.
„Nein aber wir sind auf dem Weg zum Garten hier vorbeigekommen. Ich kenne den Weg nach Hause nicht.“
„Wie willst Du dann weiterkommen?“, fragte ihn die Katze.

„Ich suche jemanden, der mich zur großen Wasserfontäne im Park bringen kann und von dort muss ich dann noch zur Kirche mit dem Kupferdach, das in der Sonne funkelt wie Gold.“
Wuff sah die Katze hilflos an.
„Die Kirche kenne ich nicht, aber zum Park kann ich dich bringen.“, sagte die Katze und überlegte eine Weile. Dann sagte sie noch: „Ich glaube im Park kenne ich jemanden, der weiß wo die Kirche sein könnte.“
„Würdest Du das machen?“, fragte Wuff.
Die Katze schaute sich um.
„Klar. Hier trauen sich die Ratten heute nicht mehr her. Da kann ich Dich zur Fontäne bringen. Übrigens – ich bin der Rusty.“
„Ich bin der Wuff“, sagte Wuff froh darüber, einen neuen Freund gefunden zu haben. Die beiden gingen durch die Nacht und Wuff bewunderte Rusty, der keine Angst im Dunkeln hatte. Zu zweit war seine Angst auch nicht mehr so groß und er hatte jemanden mit dem er sich unterhalten konnte. Plötzlich blieb Rusty auf einer großen Rasenfläche stehen. Wuff schaute sich um, konnte außer einem großen See allerdings nichts entdecken.
„Warum halten wir?“, fragte er Rusty.
„Wir sind da“, antwortete die Katze und legte sich gemütlich auf den Rasen. Wuff schaute sich den See an und lief einmal um Rusty herum.
„Aber hier ist keine Wasserfontäne, Rusty“, sagte er dann.
„Doch“, antwortete Rusty, „dort im See. Aber nachts wird sie abgeschaltet.“
„Ach so“, sagte Wuff und er merkte, wie wenig er über die Nacht in der Stadt wusste.
„Und was machen wir jetzt?“, fragte Wuff ungeduldig und lief wieder um Rusty herum.
„Wir warten auf Schuhu die Eule“, sagte Rusty, „doch wenn Du hier laufend rumspringst, wird sie wohl nie kommen.“
Wuff legte sich schnell neben Rusty ins Gras und wartete.

Es waren schon einige Minuten vergangen, die Wuff wie eine Ewigkeit vor kamen, als eine große Eule neben Rusty landete.
„Hallo Rusty“, grüßte Schuhu und schaute Wuff mit großen Augen an, „wen hast Du denn da mitgebracht?“
„Das ist Wuff“, sagte Rusty „und der sucht den Kirchturm mit dem Kupferdach, das in der Sonne funkelt wie Gold.
„Hm“, machte Schuhu und watschelte einmal um die beiden herum.
„Ich kenne einen Kirchturm mit Kupferdach, aber ich weiß nicht, ob es in der Sonne wie Gold leuchtet. Denn wenn die Sonne aufgeht, gehe ich doch immer schlafen.“
„Würdest Du Wuff dorthin fliegen?“, fragte Rusty und als er sah, dass die Eule überlegte, fügte er noch hinzu: „ich fange in der Zeit etwas zu Essen für Dich und Deine Kinder.“
„Okay. Dann kann ich Wuff dorthin fliegen. Denn ich habe heute noch nichts gefangen und meine Kinder sind immer hungrig.“
„Mache Dir keine Sorgen. Ich werde schon etwas fangen“, sagte Rusty zuversichtlich.
Wuff kletterte auf den Rücken von Schuhu und dann flogen die beiden los. Unter sich sah Wuff den Kater Rusty immer kleiner werden und schrie ihm noch einmal zu: „Danke Rusty.“
Zu Winken traute er sich nicht, aus Angst, er würde dann herunterfallen. Dann war Rusty nicht mehr zu sehen.

Schon nach kurzer Zeit sah Wuff den Kirchturm, der von hier oben viel kleiner aussah und dann entdeckte Wuff auch sein Zuhause. Vor Freude rannen ihm Tränen übers Gesicht und als er sich vor der Haustür von Schuhu verabschiedete, wollte er ihn vor Dankbarkeit gar nicht mehr loslassen. Er sah Schuhu noch nach, bis dieser im Nachthimmel verschwunden war. Dann legte er sich auf die Fußmatte. „Endlich Zuhause“, dachte er, bevor er einschlief.

Am nächsten Morgen wurde er durch den Ruf: „Wesley, der Wuff ist wieder da!“ geweckt und sein Herrchen kam die Treppe herunter gerannt.
 



 
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