Wusstest du, dass man Steine essen kann?

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llillie

Mitglied
Rocco und Sammy saßen in einer Ecke der kleinen Wellblechhütte. Draußen war es dunkel und der kleine Raum wurde mit einer Kerze und dem Schein des Kerosinofens in ein schwaches Licht getaucht. Ihre kleinen Gestalten warfen riesenhafte Schatten an die Wände.
Sie sahen erwartungsvoll zur Mutter hinüber, die in einem großen Topf rührte. Von Zeit zu Zeit lächelte sie die Beiden an. Ihre Augen aber blickten traurig.
„Wollt ihr euch nicht hinlegen? Ich wecke euch, wenn das Essen fertig ist.“
Rocco zog seinen winzigen Bruder zu sich auf die Decke.
„Heute müssen wir versuchen wach zu bleiben. Mutter weckt uns sonst wieder nicht und isst alles alleine auf.“ flüsterte er dem Kleineren ins Ohr.
Sie hielten sich mit ihren kleinen Armen fest umschlungen und schauten weiter beim Kochen zu. Ihnen knurrte der Magen wie verrückt. So konnten sie ohnehin nicht einschlafen.
Die Wärme, das flackernde Licht und das rhythmische Geräusch des Kochlöffels ließ die beiden langsam müde werden. Schließlich fielen ihnen die Augen zu und sie schliefen ein.
Die Mutter machte erleichtert die Flamme des Ofens aus. Sie nahm den Topf und verließ die Hütte. Draußen schüttete sie das Wasser mit den Steinen auf den Boden.
Sie ging wieder hinein, blies die Kerze aus und legte sich hinter ihre beiden Kinder zum Schlafen hin.
 
A

Architheutis

Gast
Hallo,

einige Anmerkungen:

Rocco und Sammy saßen in einer Ecke der kleinen Wellblechhütte. Draußen war es dunkel und der kleine Raum wurde mit einer Kerze und dem Schein des [blue]Kerosin[/blue]ofens in ein schwaches Licht getaucht.
Ich dachte immer, mit Kerosin treibt man nur Flugzeuge an. Habe es aber geggogelt und festgestellt, das gibt es wirklich! Insofern danke für die Wissenserweiterung. :)

Ihre kleinen Gestalten warfen riesenhafte Schatten an die [strike]Wände[/strike] [blue]Wand[/blue].
Draussen ist es dunkel, der Ofen ist also die einzige Lichtquelle im Raum. Es macht physikalisch wohl mehr Sinn, lediglich einen einzigen Schatten an eine Wand zu werfen.

Sie sahen erwartungsvoll zur Mutter hinüber, die in einem großen Topf rührte. Von Zeit zu Zeit lächelte sie die Beiden an. Ihre Augen aber blickten traurig.

„Wollt ihr euch nicht hinlegen? Ich wecke euch, wenn das Essen fertig ist.“
Rocco zog seinen winzigen Bruder zu sich auf die Decke.
„Heute müssen wir versuchen[blue](,)[/blue] wach zu bleiben. Mutter weckt uns sonst wieder nicht und isst alles alleine auf.“[blue](,)[/blue] flüsterte er dem Kleineren ins Ohr.
Warum antwortet Rocco seinem Bruder, wenn seiner Mutter ihn fragt? Warum ist die Mutter erst traurig, weil sie ihren Kindern kaum was zu Essen geben kann, isst dann aber alles alleine? Das klingt nicht besonders plausibel, denn du deutest eine aufopfernde Mutter an, die lieber selbst hungert, als ihren Kindern etwas wegzuessen.

Sie hielten sich mit ihren kleinen Armen fest umschlungen und schauten weiter beim Kochen zu. Ihnen knurrte der Magen wie verrückt. So konnten sie ohnehin nicht einschlafen.
Die Wärme, das flackernde Licht und das rhythmische Geräusch des Kochlöffels ließ[blue]en[/blue] die [strike]beiden[/strike] [blue]Beiden [/blue]langsam müde werden. Schließlich fielen ihnen die Augen zu und sie schliefen ein.
Die Mutter machte erleichtert die Flamme des Ofens aus. Sie nahm den Topf und verließ die Hütte. Draußen schüttete sie das Wasser mit den Steinen auf den Boden.
Sie ging wieder hinein, blies die Kerze aus und legte sich hinter ihre beiden Kinder zum Schlafen hin.
Eine ergreifende Szene, und gut geschrieben! Das Ende nimmt nichts vorwerg oder erklärte zuviel. Du öffnest einen Raum, den der Leser selbst ausfüllen kann. So muss eine Kurzgeschichte sein.

Einzig störend finde ich, dass die Mutter den Kindern das Essen wegessen sollte. Das passt hier überhaupt nicht ins Bild. Entweder erklärst du das besser, oder aber du streichst es. Ich streichte es. ;-)

Aber bis auf das eine gelungene Kurzgeschichte.

Lieben Gruß,
Archi

PS an andere Leser: Die Autorin ist keine Muttersprachlerin. Das sollte bei der Wertung mit einbezogen werden. ;-)
 

llillie

Mitglied
Danke für das Ausbessern der Beistriche. Das raff ich einfach nicht.
Die Schatten kommen von 2 Lichtquellen. Vom Ofen und von der Kerze. So hab ich mir vorgestellt, dass es mehrere Schatten auf mehreren Wänden gibt.
Die Mutter hat schon öfters Steine gekocht, um die Kinder zum Schlafen zu bewegen. Deswegen denken die Kinder, dass die Mutter alles alleine isst, weil sie schon schlafen wenn es Essen gibt und vom Essen am nächsten Morgen nie etwas übrig ist. Deswegen besprechen die Kinder diese Tatsache unter sich.
Die Mutter will den Kindern nicht sagen, dass es gar nichts zum Essen gibt. Lieber will sie vor ihnen als Vielfraß erscheinen.
Danke, Architheutis, für die vielen Gedanken, die du dir machst!
Lillie
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo llillie,

ein gelungener text, mit einem gelungenem plot.
das ende ist aufd eine bedauernswerte art magisch.

die idee mit den kochenden steinen ist hervorragend.

alles in allem:
kurz und gut.

weiter so
ralf
 
E

eisblume

Gast
Hallo llillie,

ich schließe mich an, mir gefällt deine kleine Geschichte auch sehr gut.
Mich stört dabei der von Architheutis angemerkte Ausschnitt gar nicht. Durch die traurig blickenden Augen der Mutter lässt sich schon erahnen, in welche Richtung das läuft. Dieser Satz, dass die Kinder versuchen müssen, nicht wieder einzuschlafen, zeigt (mir) vielmehr, dass es so eine Situation schon sehr häufig gegeben hat, dass die Mutter eben nur Steine auskocht und die Kinder mit dem Kochlöffelgeklapper „einschläfert“. Davon, dass die Mutter kocht und dann alles alleine isst, ist in der Geschichte (zumindest für mich) nichts zu lesen. Ich meine, grad in diesem geflüsterten Satz des Jungen zeigt sich (wiederum für mich) die ganze Tragik der Geschichte.
Sprachlich würde ich die eine oder andere Kleinigkeit noch ändern, auch der Titel als Frage formuliert, gefällt mir jetzt eher nicht. Ansonsten finde ich das aber sehr gelungen.

Lieben Gruß
eisblume
 
A

Architheutis

Gast
Hm, die Kerze hält Stand gegen das Licht des Ofens? Von mir aus, ich sehe es anders, aber das ist ja alles nicht tragend für den Text.

Mit dieser Erklärung zu den Steinen habe ich jetzt auch kein Problem mehr, dass die Kinder denken, die Mutter äße alles auf.

Ich deutete hier aber noch an, dass dies das allabendliche Ritual ist, dann passt es.

Ein einfaches "wie jeden Abend" hineingeschmuggelt, und ich bin wieder dabei. ;-)

Lieben Gruß,
Archi
 

HelenaSofie

Mitglied
Hallo llillie,

ein sehr gelungener, nachdenklich machender Text.
Kleine Änderungsvorschläge:
kleinen (winzigen) Bruder
Im Vergleich ist der Unterschied sicher nicht riesengroß.

Ich würde auch die Überschrift ändern. Diese als Frage passt nicht so gut zur Stimmung des Textes.
Vielleicht:
Steinsuppe
Die Steinsuppe
Es gibt zwar schon verschiedene Märchen mit dieser Überschrift, aber die sind anders.

Ganz liebe Grüße und weiterhin viel Freude und Erfolg beim Schreiben

HelenaSofie
 

nichts

Mitglied
Liebe llillie,
ein ganz wunderbarer sehr gelungener Text. Vielleicht der eine oder andere Beistrichfehler. Das ist mir ganz wichtig zu betonen, unabhängig davon, dass der Inhalt, den du beschreibst, durchaus Wirklichkeit ist.
 
U

USch

Gast
Hallo llillie,
eine sehr berührende Geschichte.

ein paar Kleinigkeiten:
Sie sahen erwartungsvoll zur Mutter hinüber, die in einem großen Topf rührte. [red]Von Zeit zu Zeit lächelte sie die Beiden an. Ihre Augen aber blickten traurig.[/red][blue]Ich würde es umdrehen, damit es nicht so widersprüchlich klingt: Ihre Augen blickten traurig, doch von Zeit zu Zeit lächelte sie die Beiden an.[/blue]
„Wollt ihr euch nicht hinlegen? Ich wecke euch, wenn das Essen fertig ist.“
Rocco zog seinen winzigen Bruder zu sich auf die Decke.
„Heute müssen wir versuchen wach zu bleiben. Mutter weckt uns sonst wieder nicht und isst alles alleine [blue]auf“, Komma! [/blue]flüsterte er dem Kleineren ins Ohr.
Sie hielten sich mit ihren kleinen Armen fest umschlungen und schauten weiter beim Kochen zu. Ihnen knurrte der Magen wie verrückt. [strike][red]So konnten sie ohnehin nicht einschlafen.[/red][/strike] [blue]Würde ich streichen, weil sie dann ja doch einschlafen [/blue]
Vielleicht solltest du noch mal über den Titel nachdenken, denn der nimmt das Ende für meinen Geschmack zu sehr vorweg.
LG USch
 
A

AndreBu

Gast
Der Titel klang in meinen Ohren nicht nach dem, was der Text mir beim Lesen verriet.
Er führt mir wieder einmal vor Augen, wie gut es mir doch geht. Und wie gut es manchen Menschen in meinem Umfeld geht.
Für manche ist dieser hohe Lebensstandard allerdings von nur geringem Wert.
Es gibt wichtigere Sachen als sich mit sowas auseinanderzusetzen, sich dies vor Augen zu halten und sich darüber bewusst zu sein.
Einfach mal so an den Geldautomaten fahren und 100€ für die Party heut Abend abzuheben z.B. ... oder lieber 150€

Danke!
 
K

KaGeb

Gast
... an und für sich ein starker Text, dem meiner Meinung nach die Perspektive des Erzählers fehlt. Lass alles womöglich aus der Sicht der Mutter passieren, sie kennt ihre Racker und deren Reaktionen genau. Klar ist das Rühren in der Steinsuppe nur Theater, aber der Text würde dadurch mehr Entsetzen schüren - und mehr Trauer um ihr Dilemma entfachen. In all dem Tun fehlt (mir persönlich) die Beschreibung ihres Antriebs, ihrer Motivation. Hier wären Hinweise dienlich, Blicke auf ihre eigene Lebensgeschichte, warum sie in dieser Perspektivlosigkeit steckt. So wie aktuell finde ich den Text mager, obwohl er Potential zu Großem hätte ...

Liebe Grüße
 



 
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