Zeit

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lika

Mitglied
Die Zaunreiterin​

Der Sprachkünstler entfacht
wortwirbelnd lausige Stürme.
Wilde Farben mischt der Maler
und rasend schlägt der Musiker
die Trommeln.

Leer ist die Zeit.

Der Zauberer füllt sie mit schäumenden Wassern,
die funkeln und brodeln,
die blitzen und sprudeln.
Er füllt die Zeit
mit knallenden Kugeln,
mit Duft und Gestank
und allem was er findet.

Zeit - Zeit hat keine Farbe,
kennt keinen Laut,
die Menschenzeit zaubert
der Zauberer in uns.

Die Zaunreiterin aber,
die Tod und Ewigkeit kennt
lächelt leise und schüttelt ihren Kopf.
Sie hat sich ihrer Gewänder entkleidet
und steht nackt wie die Zeitenleere
am Tor...

Und wunderbar, sie friert nicht,
es schaudert ihr nicht,
hoch hebt sie die Hände
und lässt los.
 
H

Heidrun D.

Gast
Oh!
Welche selten-schöne Blüte treibt es nach Lupinien?
Und überwindet, stante pede, mittels der anmutigen Zaunreiterin alle Bedenken der Ur-Einwohner? ;)

Ein überaus gelungenes Gedicht, meine ich. :)

Liebe Grüße
Heidrun

P.S.: Ich würde aus klanglichen Gründen schreiben:
sie schüttelt "den" Kopf...
 

lika

Mitglied
Die Zaunreiterin​

Der Sprachkünstler entfacht
wortwirbelnd lausige Stürme.
Wilde Farben mischt der Maler
und rasend schlägt der Musiker
die Trommeln.

Leer ist die Zeit.

Der Zauberer füllt sie mit schäumenden Wassern,
die funkeln und brodeln,
die blitzen und sprudeln.
Er füllt die Zeit
mit knallenden Kugeln,
mit Duft und Gestank
und allem was er findet.

Zeit - Zeit hat keine Farbe,
kennt keinen Laut,
die Menschenzeit zaubert
der Zauberer in uns.

Die Zaunreiterin aber,
die Tod und Ewigkeit kennt
lächelt leise und schüttelt den Kopf.
Sie hat sich ihrer Gewänder entkleidet
und steht nackt wie die Zeitenleere
am Tor...

Und wunderbar, sie friert nicht,
es schaudert ihr nicht,
hoch hebt sie die Hände
und lässt los.
 

Joh

Mitglied
Hallo Ilka,

Gedanken über die Zeit in eine märchenhafte Szenerie übertragen, so erinnert Dein Gedicht ein wenig an Sagen. Habe ich sehr gern gelesen.

LG Johanna
 

La Noche

Mitglied
Hallo lika,

Ich schließe mich dem Lob gerne an. Ich ich habe diese selten-schöne Blume auf Lupiniens grünen Wiesen mit Freude gelesen und bin fasziniert von ihren Farben und ihrem weisen, mystischen Kern.

Lieber Gruß,
La Noche
 
K

kontext

Gast
das ist ein angenehmes, verträumtes gedicht; schön. der schluss gefällt mir besonders, des schrägen bildes weges im wortspiel.
in der ersten zeile würde ich schaun, ob ich eine silbe weniger hinbekomme, dann fließt es metrisch durch. man könnte einfach plural machen, schreiben "sprachkünstler entfachen", aber das würde in der inneren symmetrie brechen. "Dichter" statt Sprachkünstler ziehts ins Plakativere, wäre also auch schade - aber vielleicht fällt Dir ja noch was ein ;-)

LG k.
 



 
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