Zeiten biegen

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Duisburger

Mitglied
Manchmal
wenn kalte haut gräben zieht
ein einziges wort
ein blick
ein geste
die brücken schwankend macht
und meine angst
vor dem nächsten moment
das richtige vergessen lässt
da wünschte ich
die zeit zu biegen
zurück bevor
und nur zu tun
was weder schmerzt noch trennt
doch diese zeit verwehrt sich mir
so bleibt doch nur
das rechte wort
die rechte tat zu finden
und
den mut des ersten schrittes.

Vertonung von Traumreisende: http://www.wortfotografien.de/kvhoertexte/zeitenbiegen.mp3
 

Venus

Mitglied
Lieber Duisburger,

recht gerne nehme ich gegebenen Anlass und will meinen Eindruck auf dein Gedrucktes festhalten.

Ja, frieren mag es einen zu Recht, in solchen Momenten, wo schlichte Hilflosigkeit dominiert. Wo es sich scheinbar leicht verlebt, im Schweren.
Kein Aufrechnen, kein Verzeihen wäre nötig, wo doch ein klarer Blick genüge leisten würde; der nach vorn, nämlich. Und der buchstäbliche Schritt folgte dann halt: auf den Schritt.

Deine Rhythmusarbeit, lieber Kollege, habe ich wohlwollend erkannt. Die Intension des Gedankens, wollte ich mit meiner kleinen Interpretation unterstreichen.

Minimale Lyrikstrapaze würde ich anregen wollen:

1.
Du weißt ob meines Haders mit dem Partizip. Den Partizipien guthin, in Sachen Lyrik. Für deren Konsequenz kann ich nichts. Es ist einfach unbestritten, dass sie den Textfluss unterbrechen. Deshalb ist ihr gewünschter Einsatz manchmal auch gewinnbringend. Hier, für mich persönlich, eher weniger. Dazu folgt, dass du vor das bestimmende Substantiv einen Artikel setzt. Die sog. „Brücken“ sind hier sinnbildlich gewollt. Mit dem Artikel kreierst du – wieder nur für mich – eine eher ungewollte Betonung.

[blue]ein blick
eine geste die über
brücken schwanken
das richtige vergessen lässt[/blue]


2.
Ja, und dann die Sache mit dem „und“. Ich gestehe, dieses Hilf(mirdoch)swort kommt mir selbst oft grad recht! Wenn es denn dominieren soll, quasi als Anapher gebraucht wird, soll’s mir erst recht recht sein!
Auf das letzte „und“, in der vorletzten Zeile, mag (m.M.!) getrost verzichtet werden. Vielleicht findest du hier sogar noch eine lyrisch geistreiche Kurve, eine Krux, für deine hoffnungsreiche Konsequenz.

3. (eigentlich vor 2.)
„da wünsche ich“
hm – das erinnert mich an: "ich wünsche Tea, James!". Also, eine Aufforderung!
Es deutet mich, dass hier die Zeit nicht stimmen mag. Mag es heißen: „da wünschte ich“? So käme es dem Wunsch entsprechend näher. Oder?

Ich verzichte, lieber Duisburger, auf weitere, ausführende Vorschläge. Du kennst mich arg genau und weißt, meine Einschätzungen zu verstehen. Freilich bin ich zusätzlich (nach bestem Wissen und Gewissen) erklärlich, so du denn magst.

Mein herzlich lieber Gruß in deine Richtung doch, will keine weitere Erklärung!

Gabriele
 

Duisburger

Mitglied
Hallo Venus,

danke für deinen freundlichen Kommentar. Er tut gut.
Eigentlich bin ich ja in Sachen Lyrik eher für die Verdichtung, doch hier bin ich einen, für mich, neuen Weg gegangen.
Ich wollte bewusst rhytmisch schreiben und hatte schon während der Entwicklung die Idee im Kopf, das Werk auf jeden Fall zu vertonen. Daher wohl der auffällige Rhytmus, die "Füllworte", die es brauchte, um dem Ganzen eine "Melodie" zu geben
Die Idee zur Thematik hatte ich schon länger, ist sicher auch etwas persönliches, was irgentwo gewachsen ist.
"Wünsche" oder "wünschte". Zweites ist grammatisch wohl richtig. Erstes habe ich eher des Klanges wegen gewählt. Nun, mit einigem Anstand, erkenne ich, es braucht es nicht. Daher geändert.
Das letzte "und" verbleint noch ein wenig, zumintest so lang, bis ich vertont habe. Dann lasse ich meine Ohren entscheiden.
Die Krux werde ich durchdenken, vielleicht
kommt da doch noch der große Geistesblitz.

immer treu
Duisburger
 

Duisburger

Mitglied
Unter dem Text befindet sich nun die Vertonung des Werkes, gesprochen von der Traumreisenden.

Der Link startet direkt die Tondatei (mp3).

lg
Duisburger
 

Venus

Mitglied
Gehört!

Wunderbar eindringlich gelesen! Gute Komposition!
Recht herzliche Grüße, an die liebe Traumreisende; wir sind uns gelesen, sehr sogar, so sie denn ist, welche ich meine...

Dir auch noch ein liebes Gewinke!
Herzlich,
Gabi
 



 
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