Zeitgemäße Romanze

4,00 Stern(e) 2 Bewertungen

Hieronymus

Mitglied
Ich habe mein Handy verloren,
nachdem ich zuletzt mir dir sprach;
du warst es, die’s einmal mir schenkte,
jetzt such ich verzweifelt danach.

Du gabst mir Bescheid durch den Äther,
was zwischen uns war ist vorbei.
Ich solle nach Gründen nicht fragen,
die seien nun eh einerlei.

Ich such es auf unseren Wegen
und ruf es von Zeit zu Zeit an,
und wenn du es zufällig findest,
dann geh bitte einmal noch dran.
 

presque_rien

Mitglied
Hi Hieronymus,

gefällt mir! Ich mag scheinbar-locker-flockige Beziehungsende-Gedichte. Erinnert mich 1) an das wunderschöne Lied "modern romance" von den Yeah Yeah Yeahs, 2) an Freud'sche Fehlleistungen ;)!

Lg presque
 

Hieronymus

Mitglied
Ich habe mein Handy verloren,
nachdem ich zuletzt mit dir sprach;
du warst es, die’s einmal mir schenkte,
jetzt such ich verzweifelt danach.

Du gabst mir Bescheid durch den Äther,
was zwischen uns war ist vorbei.
Ich solle nach Gründen nicht fragen,
die seien nun eh einerlei.

Ich such es auf unseren Wegen
und ruf es von Zeit zu Zeit an,
und wenn du es zufällig findest,
dann geh bitte einmal noch dran.
 

Cosi

Mitglied
Wirklich sehr stimmungsvoll. Insbesondere paßt der daktylische Dreivierteltakt hervorragend zum Inhalt.

Ein kleines Stück Pelz in der Brühe

du warst es, die’s einmal mir schenkte,
Hört sich so an, als ob das "ein"mal entscheidend wäre, also die Schenkung mitnichten doppelt stattgefunden habe.
(Zum Vergleich:
Das "einmal" in der letzten Zeile ist genau richtig betont.)

Vielleicht wäre "[blue]einst es mir schenkte[/blue]" passender.

Oder:
"[blue]Mit dir, die es einst mir ja schenkte.[/blue]"

In Zeile 6 könnte man nach dem "war" ein Komma setzen.
Eigentlich würde ich sogar nach dem Äther einen Doppelpunkt (dann groß weiter) setzen.
 

Hieronymus

Mitglied
Hallo Cosi,

vielen Dank für die gründliche Lektüre des Gedichtes.
Mit sicherem Gespür hast Du genau die Stellen herausgefunden,
die mir Kopfzerbrechen bereiten.

"du warst es, die's einmal mir schenkte"
das kann man in der Tat missverstehen.
Über die Lösung "du warst es, die einst es mir schenkte"
habe ich auch schon nachgedacht. Ich habe mich wegen der zu schnellen Wiederholung des "es" dagegen entschieden.

Die Gesprächspartikel "ja", "nun", "eh" möchte ich nur dann einsetzen, wenn es sich wirklich um gesprochene Sprache handelt, siehe die 8. Zeile.
Was hälst Du von
"du warst es, die's damals mir schenkte"?

"was zwischen uns war ist vorbei":
Die ersten vier Wörter sind ein Subjektsatz, den man vom Rest
durch Komma abtrennen kann, aber nicht muss. Ich habe mich gegen das Komma entschieden, um einmal "war" und "ist" aufeinander prallen zu lassen.
Natürlich kein sehr starker Grund.

Doppelpunkt nach Äther: Habe ich auch überlegt. Ich wollte mich nicht entscheiden, ob der folgende Satz direkte oder indirekte Rede oder dem lyr. Ich zuzuordnen sein sollte,
deshalb habe ich das schwächste aller Satzzeichen genommen.

Deine Meinung über "damals" oder noch eine andere Lösung für die 3. Zeile interessiert mich.

VG Hieronymus
 

Cosi

Mitglied
Abgesehen davon, daß sich die Lyrik nicht immer streng an Kommaregeln halten muß (und in der Tat das "war ist" in direkter Folge was hat):
Ich dachte, nur bei erweiterten Infinitiven mit "zu" ist es gestattet, das Komma wegzulassen, sofern sie Subjekt sind.
Diese Frage zu klären(,) wäre mir ein Anliegen!

Nimm das "damals" doch einfach!
Und schon hat manch notorischer Nörgler einen weiteren Maulhaltegrund ...
 

HerbertH

Mitglied
Warum nicht

[blue]du warst es, die mir's einmal schenkte,[/blue]

statt


[red]du warst es, die’s einmal mir schenkte,[/red]
? Auch [blue]die's mir einmal[/blue] wäre hier denkbar.

Eventuell könnte man bewußt statt [red]einmal[/red] das ungewöhnliche
[blue]einstens[/blue] oder das etwas weniger ungwöhnliche [blue]einstmals[/blue] wählen.

LG

Herbert
 

Hieronymus

Mitglied
Hallo Cosi,

Du hast recht, das Kommaweglassenkönnen gilt (laut Wahrig 2006) nur für subjektartige Zu-Infinitive. Ich hab das verwechselt.

Hallo Herbert,

danke für das "einstmals". Ich nehme es.

VG Hieronymus
 

Hieronymus

Mitglied
Ich habe mein Handy verloren,
nachdem ich zuletzt mit dir sprach;
du warst es, die’s einstmals mir schenkte,
jetzt such ich verzweifelt danach.

Du gabst mir Bescheid durch den Äther,
was zwischen uns war, ist vorbei.
Ich solle nach Gründen nicht fragen,
die seien nun eh einerlei.

Ich such es auf unseren Wegen
und ruf es von Zeit zu Zeit an,
und wenn du es zufällig findest,
dann geh bitte einmal noch dran.
 



 
Oben Unten