Zentrale Spürnase

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Brana

Mitglied
So, jetzt hab ich den Test fertig, den ich für meine Kusine und meine Schwester geschrieben habe. Ich würde gerne eure Meinung dazu hören. Ob der Stil gut/schlecht ist, der Text verständlich für Kinder (ca. 8 Jahre), ob es spannend und schlüssig ist.

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Dringgg! „Guten Tag, hier Zentrale Spürnase.“
„Falls euch euer Büro lieb ist, kommt am Samstag um 12 Uhr zur alten Eiche mitten im Wald.“ Klick. Aufgelegt. Verblüfft sah Lisa ihre Freundin über den Schreibtisch hinweg an. Nadja blickte erwartungsvoll zurück. Sie hoffte auf einen neuen Auftrag, denn das Geschäft lief gar nicht gut. Lisa berichtete von dem kurzen, verwirrenden Gespräch.
Nadja holte zwei Limodosen aus dem alten Kühlschrank und stellte sie auf den Tisch. Dann überlegten die beiden Mädchen gemeinsam, was das gewesen sein konnte.
„Vielleicht ist es ein Kunde, der nicht erkannt werden will.“
„Oder jemand will uns einen Streich spielen.“
„Oder jemand hat sich ganz einfach verwählt.“
Nadja runzelte die Stirn und dachte angestrengt nach, während sie ihren Blick durch das kleine Zimmerchen schweifen lies. Eigentlich war es nur die leerstehende Gartenlaube von Lisas Eltern. Dennoch stand hier ein kleiner Schreibtisch, zwei alte Bürostühle und ein kleiner Computer, neben dem ein Handy lag. Und seit gestern noch ein kleiner Kühlschrank. Das war die ‚Zentrale Spürnase‘, eine Idee von Lisa und Nadja. Die beiden kannten sich schon seit der dritten Klasse, und gemeinsam hatten sie schon die verrücktesten Ideen ausgeheckt. Ihr derzeitiges Projekt war eben die ‚Zentrale Spürnase‘, in der Leute, die keine Zeit für ihre Hunde hatten, anrufen konnten. Dann übernahmen Lisa und Nadja für einige Zeit das Gassi gehen. Es machte ihnen wirklich Spass, aber zurzeit hatten sie gut wie keine Aufträge. Und den Computer, den Kühlschrank und das Handy (das eigentlich Lisa gehörte) verdankten sie nur Lisas Eltern, die viel Geld hatten. Ansonsten wären auch die ganzen anderen Projekte nicht zustande gekommen.
Die Mädchen beschlossen, am Samstag einfach mal zu diesem geheimnisvollen Treffpunkt zu gehen. Jetzt mussten sie nur noch herausfinden, wo das war. Die nächsten zwei Tage radelten sie nachmittags in den Wald, um diese alte Eiche zu finden. Freitag abend wurden sie fündig.
"Das muss sie sein." Lisa nickte. Ja, diese Eiche sah sehr alt aus. Plötzlich waren die beiden aufgeregt. Geschwind verabredeten sie sich für den nächsten Tag, halb 12. Schließlich wollten sie früher da sein, um die unbekannte Person auch ja nicht zu verpassen.

Beide kamen am nächsten Tag ganz müde am Treffpunkt an. Sie waren so nervös gewesen, dass sie nicht schlafen konnten. Ihre Räder schlossen sie an einen Fahrradständer und spazierten in den Wald. Immer näher kamen sie der Eiche, und immer langsamer wurden ihre Schritte. Auf einmal blieb Lisa stehen. "Hast du das gehört?" fragte sie.
"Was?"
"Na, dieses Quietschen!" Sie klammerte sich an Nadja. Ja, jetzt hörte diese es auch. "Was ist das?" flüsterte sie.
"Ich hab keine Ahnung," wisperte Lisa zurück. Schritt für Schritt gingen sie weiter, immer näher an dieses unheimliche Geräusch. Jetzt war noch ein Scharren zu hören! Die Mädchen klammerten sich ängstlich aneinander. Wer war da? Ein Mörder, der gerade eine Leiche verscharrte? Ein Ungeheuer? Immer abwegiger wurden die Gedanken. Dann traten sie auf die Lichtung. Und blieben vor Überraschung stehen, als wären sie gegen eine Glaswand gelaufen. Dort stand ein Mädchen, ungefähr so alt wie sie, und band gerade einen kleinen Hund an den Baum. Dabei redete sie auf ihn ein.
Nadja löste sich zuerst aus ihrer Erstarrung. Aufgeregt lief sie auf das Mädchen zu. "He, du, was machst du da? Lass doch den Hund in Ruhe." Lisa rannte hinterher. "Ja, genau!" Erschrocken wirbelte die Fremde herum. Und spurtete los, schnurstracks in den Wald hinein. Nadja nahm ihre Verfolgung auf. Lisa hingegen kniete sich zu dem kleinen Hund und band ihn los. Wie er aussah! Total abgemagert! Sanft streichelte sie ihn. In diesem Moment kam Nadja schwer atmend zurück.
Hinter ihr lief das fremde Mädchen, ganz niedergeschlagen. Lisa musste lachen, als Nadja so auf die Lichtung marschierte, hinter ihr das Mädchen wie ein reumütiger Hund. Nadja fauchte sie an: "Hör auf zu lachen!" Lisa schluckte. Nadja hatte wirklich schlechte Laune. Ihre Lieblingsjeans war dreckig und zerrissen. Aber auch die Fremde war dreckig.
Lisa stand auf und stellte sich neben Nadja, die anklagend das Mädchen anguckte und die Arme vor der Brust verschränkte.
"Warum hast du diesen kleinen Hund hier angebunden?" fragte sie mit schneidender Stimme. Dabei wies sie auf den kleinen Mischling, der in Lisas Armen kauerte
"Ich... ich konnte nicht anders." Traurig sah sie den kleinen Hund an.
"Warum?"
"Nadja..." Lisa berührte ihre Freundin am Arm, "sei doch nicht so böse. Ich wette sie hatte gute Gründe."
Mutfassend nickte das Mädchen. Nadja überlegte. Es konnte ja nicht schaden, sich die Geschichte in Ruhe anzuhören. Ihre Wut ließ ein wenig nach. Sie nickte und schlug vor: "Gehen wir in die Zentrale."
Dort bot Lisa jeder eine Limo an. Das fremde Mädchen, dass sich inzwischen als Karina vorgestellt hatte, saß zusammen gesunken in dem einen Sessel, Nadja ungeduldig im anderen. Lisa lehnte sich an die Wand.
Karina begann zu erzählen. Sie selbst hatte den Hund von einer Freundin geschenkt bekommen. Am Anfang war ihre Mutter damit einverstanden gewesen. Dann aber war der neue Freund ihrer Mutter in die Wohnung gezogen. Der war leider allergisch gegen Hunde und Katzen. Karinas Mutter befahl, den Hund fortzubringen. Aber Karina wollte es nicht. Sie versteckte ihn im Keller und brachte ihm zu essen und führte ihn Gassi. Dann war sie aber krank geworden und konnte sich nicht um ihn kümmern. Zu allem Unglück mistete die Hausmeisterin in dieser Woche ihren Keller aus. Dabei entdeckte sie den Hund. Karina bettelte ihre Mutter und die Hausmeisterin an, ihn nicht ins Tierheim zu bringen. Ihre Mutter, die sich endlich mal wieder um ihre Tochter kümmerte, stimmte zu, vor allem, da ihr Freund für ein paar Tage weggefahren war. Diese Zeit gab sie als Schonfrist zum Suchen neuer Herrchen an. Kurz darauf rief Karina sofort hier an und gab den anonymen Hinweis ab.
Als sie ihre Geschichte beendet hatte, nahm sie einen großen Schluck aus ihrer Dose. Nadja schaute sie betroffen an. Lisa hingegen war regelrecht fassungslos.
"Ich... es tut mir leid, dass ich vorhin so wütend war. Ich konnte ja nicht wissen-" Karina unterbrach sie freundlich: "Ist schon gut." Die beiden lächelten sich an. Und Lisa freute sich. Sie hatte Karina schon vorher nett gefunden.
„Aber was machen wir jetzt mit Struppi?“ fragte Karina. Gemeinsam überlegten die Mädchen. Zu Lisa konnte er nicht, ihre Eltern mochten keine Tiere. Und Nadjas Wohnung ging schon gar nicht. Schließlich hatte Lisa den rettenden Einfall: Ihre Oma, deren Hund vor einem Jahr gestorben war, würde sich sicher freuen, einen neuen Gefährten zu bekommen. Kurz entschlossen rief Lisa und fragte nach. Sie solle den Hund mal vorbeibringen entgegnete die Großmutter.

Am nächsten Tag standen die Mädchen bei Lisas Oma in der Wohnung. Struppi verliebte sich sofort in das alte Hundekörbchen, das die Dame aus Sehnsucht noch nicht weggeräumt hatte. So war es beschlossene Sache, Struppi kam zu Lisas Oma am anderen Ende der Stadt, und Karina wurde in die Zentrale Spürnase aufgenommen.
 

hera

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Brana,

ja klar, für Kinder ab 8 ist die Geschichte genau richtig. Schon die ersten zeilen versprechen Spannung und fangen den Leser ein. Damit versprichst du nicht zu viel, denn es geht auch spannend weiter.
„Zentrale Spürnase“ ist zwar eine Anlaufstelle für Leute, die keine Zeit für ihre Hunde haben, aber es hat auch was vom klassischen Detektivbüro. Und die Mädchen beweisen ja auch Mut, als sie zum Treffpunkt gehen. Die Geschichte die hinter dem Anruf steckt, ist glaubwürdig.

Ein neues zu Hause für den Hund wird nach meiner Meinung zu schnell gefunden. Außerdem reagieren Hunde nicht so bereitwillig auf ein neues zu Hause. Im Prinzip ist es für die Geschichte nicht wichtig. Aber ich weiß nicht, ob Kinder dir das abnehmen, oder darüber hinweglesen.

Also, die Geschichte liest sich gut. Es ist praktisch nur der letzte Absatz, den ich an deiner Stelle noch mal überdenken würde.

Viele Grüße, hera
 

Brana

Mitglied
Naja, so ganz hat er mir auch nicht gefallen, der letzte Absatz, aber ich fand es noch wichtig, dass der Hund irgendwo hinkommt, die Kinder würden dass bestimmt gerne wissen. Ich überleg mal, vielleicht fällt mir noch was besseres ein...
 



 
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