Zerrinnen

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Beth

Mitglied
Zerrinnen

"Die Zeit verfliegt"! Das hieße:
Versteinert stehen, während das Leben
Vogelgleich entkommt.

Vergehen, wenn es einen ließe,
Würde jedes Zittern. Jedes Beben
Bliebe kalt und prompt

Zerfiele man zu Staub nebst Rissen.
Betrachtete Züge wie sie reisen,
Stünde selbst am Steig.

Die Stunde würde schwinden. Missen
Täten wir das Sein. Entlang den Gleisen
Rührte sich kein Zweig.

Stattdessen stehen alle Tage,
Endlos schier, in langen Kolonnaden,
Ohne Tür und Schluss.

Nährt jeder Bruchteil neu die Frage,
Ob nicht der Mensch am seidenen Faden
Ist, der fliehen muss?

Denn Schlag um Schlag strebt hin das Wesen.
Ist der Wandel eigentlich ein Giessen.
Fluss im Wechsel wir.

Was wir vorübergleitend lesen,
Ist unser Licht, sein Schatten - im Fliessen
Fallendes Papier.
 
G

Gelöschtes Mitglied 7520

Gast
hi,

Bin dankbar über jede Meinung zu meinem Text!

ist das so?

wieauchimmer:

nicht jedes ß ist rechtschreibreformiert; daher gießen, fließen, aber vielleicht ist's ja auch gewollt, mit den ganzen doppel s.

grüße
nofrank
 
G

Gelöschtes Mitglied 7520

Gast
hallo beth,

hat ein bisschen gedauert. ich hab's irgendwie vertrödelt. ist zwar eigentlich nur grobe 'ne woche her, kommt mir aber deutlich länger vor.

das gedicht ist gut: sehr ausgewogen komponiert, sinnig gereimt, stimmiger tonfall und spielerisch melancholisch um das thema (titel) herumgetanzt.

was mir noch auffiel, nur so nebenbei:
am ende der 2. strophe fehlt der punkt.
kolonaden (= säulengang)> 1n.

sehr experimentell finde ich das zerrinnen allerdings nicht gerade. ist doch an struktur und sprache klar und verständlich.
vielleicht fände es woanders mehr beachtung.

grüße
nofrank
 



 
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