Zimtzicke

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HFleiss

Gast
Zimtzicke (überarbeitet, alter Titel: "Die Weinrebe")


Noch schlief alles. Nur ein paar Minuten, und Mutter würde die Tür öffnen und Jo aus dem Bett treiben. Jo richtete sich auf und blickte sich mit vom Schlaf verklebten Augen um.
Die Sonne schien ins Zimmer, heute würde sie das enge T-Shirt anziehen und jeder würde wissen, dass sich bei Jo etwas tat, die Hügel auf der Brust waren nicht mehr zu übersehen.

Jessica in ihrem Bett an der Wand schnarchte, mal war es ein langer Atemzug, mal ein nur ein kurzer. Jo, weit aus dem Bett gebeugt, griff nach einem Hausschuh und warf ihn auf das Bettdeck der Schwester. „Nervensäge! Dein SOS geht mir auf den Senkel!“, sagte sie, lauter als beabsichtigt. Jessica rührte sich nicht, auch der Rhythmus ihres Schnarchens veränderte sich nicht.

Ab heute, hatte Jo gestern abend beschlossen, würde sie ein neues Leben anfangen: mit kalter Dusche, Jogging und edlen Taten. Und Jessica das Schnarchen abgewöhnen. Kalte Dusche und Jogging, wenn auch heimlich, damit niemand sie auslachte – die gingen in Ordnung. Konnte sie vor der Schule erledigen. Sorgen aber machte ihr das mit der täglichen edlen Tat. Sie könnte Frau Köhler, wenn sie vom Einkauf kam, die Tasche abnehmen. Das wäre eine gute Tat. Aber war das schon eine richtig edle Tat, eine, wie Jo sie sich vorstellte? Wenn Jessica mit Paul zankte, beschloss sie, würde sie ab heute Paul beistehen, Jessica zeigen, dass sie nur die kleine Schwester war - das war eine wirkliche, eine richtige gute Tat. Mutter würde zufrieden sein.

Jo ordnete sich mit den Fingern das lange Haar und kramte einen Handspiegel aus ihrem Schulrucksack .

Minutenlang musterte sie die Nase, an der sich ein Aknepickel zu bilden begann, die Stelle war gerötet und schmerzte schon. Ausgerechnet heute, wenn sie mit dem Vortrag dran war. Wie würde es aussehen, wenn sie mit roter Nase vor der Klasse stand, und die ganze Sechs A starrte nur auf ihre geschwollene Nase. Ihr neues Leben fing ja schön an!

Misstrauisch blickte sie hinüber zum Bett des vierjährigen Paul. Wenn er bloß nichts bemerkt hatte! „Mutti, die Jo ist eine Zimtzicke, die guckt dauernd in den Spiegel!“, würde er sich bei der Mutter einschmieren wollen. Das Wort Zimtzicke hatte er vor kurzem von Jo gehört, von ihr selbst, und der niederträchtige Bursche benutzte es auf Schritt und Tritt. Alles war Zimtzicke: die Nachbarin Frau Köhler, der Strauß Goldlack, den Jo neulich aus einem der Gärten stibitzt hatte, die Zimtzicke Straßenbahn, die sie nachts des öfteren aus dem Schlaf riss, alles, alles war Zimtzicke bei Paul. Ph, was sollte man mit so einem Zwerg schon anfangen.

Mutters Schritte näherten sich der Tür des
Kinderzimmers. „Jo, es ist Zeit.“ Die Mutter flüsterte, um Jessica und Paul nicht zu wecken.

Unwillig streckte Jo das linke Bein unter der Bettdecke hervor, dann, sehr zögernd, auch das rechte und hangelte nach ihren Hausschuhen, fand aber nur einen. Plötzlich sprang sie auf. Jessica schnarchte immer noch! Jo klatschte in die Hände. „Aufstehen! Aufstehen! Feueralarm!“

Erschrocken erwachte Jessica. „Was ist?“

Jo winkte ab. „Kannst weiterschnarchen. Und mach Paul nicht wach, der schreit sonst das ganze Haus zusammen. Und am Ende wird Papa wach, und dann haben wir das Donnerwetter. Wer weiß, was der heute für eine Laune hat.“ Sie griff sich ihren Hausschuh von Jessicas Bett, aber so, dass die es nicht mitbekam, und schlurfte zur Tür.

Jos Vater war seit dem Winter arbeitslos und konnte ausschlafen. Jo beneidete ihn darum. Trotzdem, bei dem klitzkleinsten Anlass fuhr er aus der Haut. Richtig ungerecht war er geworden. Nichts hasste Jo mehr als Ungerechtigkeit, und manchmal, beim Abendbrot beobachtete sie wütend den schweigsamen Vater, wenn er Paul alle Unarten durchgehen ließ.
Gestern hatte Paul mit seiner Stulle gespielt und sich von oben bis unten bekrümelt. Undenkbar sonst, dass Mutter ihm keinen Klaps gegeben hätte und Vater ihn nicht angeherrscht hätte: „Stillgesessen und gegessen wie ein zivilisierter Mitteleuropäer!“ Nein, mit dem Vater war schon lange nicht mehr gut Kirschen essen.

Die Mutter war mit dem Schulfrühstück für Jo beschäftigt. Die Tür zum Balkon stand weit offen, die Sonne schien in die Küche, und Jo glaubte ihren Augen nicht trauen: Der Vater stand schon auf dem Balkon und rauchte! Stumm umarmte sie die Mutter und gab ihr einen Gutenmorgenkuss auf die Wange. „Was ist denn mit Papa los heute morgen?“, flüsterte sie.

„Frag nicht. Der muss gleich weg, Termin vom Amt.“

„Ach so. Ich geh mal duschen.“

Jo drehte die Dusche auf, bis vom heißen Wasser Dampf aufstieg. Plötzlich fiel ihr ein, dass sie heute kalt duschen wollte, wegen der Abhärtung, und anschließend um den Häuserblock rennen, damit sie abnahm. In letzter Zeit kamen ihr ihre Oberschenkel dick wie Elefantenbeine vor. Wenn sie bloß nicht so schrecklich pummelig wie die Mutter werden würde. Kein Junge würde sie mehr ansehen.

Als der kalte Strahl ihren bettwarmen Leib traf, schrie sie auf. Scheußlich, diese Kälte! Bibbernd rubbelte sie sich ab.

„Was war denn? Was sollte das Geschrei?“, flüsterte die Mutter, als Jo angezogen wieder in der Küche erschien.

„Ach nichts. Bin ausgerutscht.“ Jo errötete. Ihr war es peinlich, der Mutter das mit dem neuen Leben zu beichten und dass sie erst mal mit der kalten Dusche angefangen hatte. Dass sie der Mutter etwas vorgeflunkert hatte, war halb so schlimm, beruhigte sie sich.

Der Vater kam vom Balkon in die Küche. „Sag mal, Karin, wer hat denn die Weinrebe abgebrochen? Gestern war sie doch noch dran!“

Die Mutter zuckte die Schultern.

„Und du, Jo, hast du sie abgerissen?“

„Ich? Nee. Wird wohl vom Wind sein.“ Warum kam der Vater immer als erstes darauf, dass sie etwas ausgefressen hatte, warum denn nicht Paul oder Jessica? Vaters Frage hatte richtig ernst geklungen. So eine lumpige Weinrebe! Und alles, weil Vater den lieben langen Tag zu Hause war und sich um jeden Dreck kümmern konnte. Früher, als er noch Arbeit hatte, hätte er die Weinrebe gar nicht bemerkt.

„Doch nicht vom Wind! Die hat einer abgebrochen. Du warst es also nicht, Jo?“

Jo erschrak. „Nein, hab ich doch schon gesagt. Frag doch mal Jessica. Oder deinen Liebling, das liebe Paulchen.“

„Werd nicht frech, Jo!“

„Bin doch nicht frech. Aber immer beschuldigst du mich. Ihr werdet schon sehen ... Ich bin sowieso bald erwachsen und ziehe aus!“

„Na, dann zieh mal. Aber vorher sagst du mir die Wahrheit: Hast du die Weinrebe abgerissen?“

„Nein! War ich nicht! Frag Paul oder Jessica!“

„Gut, werde ich tun.“ Schnellen Schritts verschwand der Vater im Flur. Jo hörte ihn im Kinderzimmer sprechen, verstand aber nicht, was er sagte.

Dass Vater immer gleich prinzipiell werden musste! Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht – eine seiner belehrenden Reden. Wie Jo seine Sprüche hasste! Für alles hatte er Sprüche: Früh krümmt sich, was ein Häkchen werden will und so weiter und so weiter, pah. Und immer war sie schuld, Paul und Jessica konnten sich alles erlauben. Doch wenn sie mal abends zu lange bei ihrer Freundin blieb – gleich gab es ein Donnerwetter. Aber Paul, vier Jahre erst war das kleine Ungeheuer alt, durfte abends bis acht fernsehen. Das hätte sie mal tun sollen – da hätte sie sich frisch machen können. Diese verdammte Ungerechtigkeit! Wenn sie mal groß sein und Kinder haben würde, niemals würde sie so gemein mit ihnen umgehen, bestimmt nicht. Ihre Kinder dürften so lange, wie sie wollten, bei ihren Freunden bleiben, stundenlang, tagelang, wochenlang. Oder wenigstens bis nach Mitternacht.

Der Vater kam zurück. „Paul war es nicht und Jessica auch nicht“, sagte er wütend. „Irgend jemand schwindelt mich an. Du, Jo?“

„Nein. War ich nicht. Das mit der Weinrebe war ich wirklich nicht.“

Der Vater nahm ihr Kinn in die Hand. „Sieh mich an. Warst du es oder warst du es nicht?“

Jo sah das wütende Funkeln in seinen Augen und roch den Zigarettendunst. Immer roch der Vater in letzter Zeit nach einer gerade gerauchten Zigarette.

Ihr kamen die Tränen. Antworten konnte sie so, mit dem Kinn in seiner Hand, sowieso nicht mehr. Sie riss sich los. „Ich war es nicht!“, schrie sie und wollte aus der Küche stürzen.

„Bleib hier, mein Fräulein!“ Der Vater hatte sie am Arm gepackt. „Ich will die Wahrheit wissen. Red schon!“

Die Mutter mischte sich ein. „Aber Jochen, du brichst ihr doch den Arm! Lass sie los, sie hat doch gesagt, sie war es nicht. Sie sagt doch sonst immer die Wahrheit.“

„Misch du dich nicht ein, Karin!“ Er stieß die Mutter zurück. „Meine große Tochter beschwindelt ihren Vater, der sowieso nicht ein noch aus weiß, und das Fräulein denkt, jetzt kann sie sich alles erlauben. Also noch mal: Hast du die Weinrebe abgerissen – ja oder nein?“

„Nein. Aber jetzt sag ich gar nichts mehr.“ Jo stampfte wütend mit dem Fuß auf. Im selben Moment spürte sie ihre Wange brennen. Der Vater – er hatte sie geschlagen! Beinahe war sie verwundert. Noch nie hatte er sie geschlagen, noch nie. Ehe sie begriff, traf sie der nächste Schlag. Jo versuchte ihren Kopf mit den Händen zu schützen.

„Sag die Wahrheit! Sag die Wahrheit! Die Wahrheit will ich hören! Die Wahrheit ...“ Die Stimme des Vaters überschlug sich, Wut verzerrte sein Gesicht. Er schlug zu, immer wieder, Jo spürte seinen heißen Atem in ihrem Gesicht, nur noch müde wehrte sie seine Hand ab.

Endlich ließ er ab von ihr und warf sich schweratmend auf den Küchenstuhl. „Du stampfst noch mal mit dem Fuß auf! Euch nehme ich mir vor, einen nach dem anderen – so lange, bis ich weiß, wer die Rebe abgerissen hat. Einen nach dem anderen. Das wollen wir doch mal sehen, ob meine Kinder ungestraft ihren Vater anschwindeln können, verdammt noch mal!“

Jo war zur Mutter gestürzt und barg ihren Kopf an deren Brust. Die empörte sich: „Aber Jochen! Wie kannst du denn das Kind ... Ich erkenne dich nicht wieder ... Ich bin entsetzt ... Wegen so einer Kleinigkeit ... Vielleicht wird es doch heute was auf dem Amt ...“ Zitternd streichelte ihre Hand Jos Rücken.

„Kleinigkeit!“ Der Vater lachte wütend auf. „Ich hör immer Kleinigkeit! Deine Kinder lügen ihren Vater an – und du? Kleinigkeit! Dass ich nicht lache! Jetzt, wo ich zu Hause rumsitze, nicht weiß, wie ich die Familie ernähren kann – jetzt wagen sich die Ratten aus dem Loch und pinkeln ihren Vater an!“

„Aber Jochen. Dass du so etwas sagen kannst, dass du dich nicht schämst ... Vor dem Kind!“

Jo schluchzte. Wie betäubt war sie, sie fühlte keinen Schmerz. Aber die Ungerechtigkeit, sie schmerzte. Der Vater tat ihr leid, dass er nicht klug genug war, die Wahrheit zu durchschauen. Und die Wahrheit hieß: Sie, Jo, hatte die Weinrebe nicht abgebrochen.

Plötzlich hob Jo den Kopf. „Ja. Ich war es“, sagte sie mit erstickter Stimme. „Ich habe die Weinrebe abgerissen. Tu Paul und Jessica nichts. Tu ihnen nichts. Bitte. Ich war es.“

Der Vater schlug sich auf die Knie. „Na also. Warum nicht gleich so? Da hast du die Wahrheitsliebe deiner Tochter, Frau. Rausprügeln musste ich sie erst aus ihr ...“

Jo lief ins Kinderzimmer und warf sich aufs Bett. Schluchzen schüttelte sie. Jessica stand vor ihrem Bett und redete auf sie ein, Jo hielt sich die Ohren zu.

Die Mutter beugte sich über sie. „Das hätte ich nicht von dir gedacht, Jo.“ Traurig klang es. Wenn die Mutter wüsste ...

Jo war stolz auf sich. Sie hatte gelogen. Die Erwachsenen wollen ja angelogen werden! Richtig gut tat es. Schließlich war sie die Älteste, bald war sie erwachsen. So war sie doch noch zu ihrer edlen Tat gekommen. Ja, das neue Leben fing gut an, nur anders, als sie es sich vorgestellt hatte. Wenn sie bei der Wahrheit geblieben wäre - Vater hätte ihn in seiner Wut doch geschlagen, den kleinen Paul und Jessica. Sie hatte ihre Schuld auf sich genommen, wie es sich gehörte - für die älteste Schwester ... Jessicas Schuld oder Pauls oder des Windes oder einer Krähe, wer weiß ... Entschlossen wischte sie sich die Tränen ab.

Eine Hand streichelte ihren Kopf. „Was heulst du?“ Paulchen lachte. „Zimtzicke!“
 
H

HFleiss

Gast
Zimtzicke (alter Titel: Die Weinrebe)

Lieber Josef, ich danke dir sehr. Du hast mir einen entscheidenden Tipp gegeben. Ich habe daraufhin den Text gleich überarbeitet und hoffe, dass meine Intention (die edle Tat) jetzt deutlicher geworden ist. Hab noch mal meinen aller-, allerbesten Dank.

Lieben Gruß
Hanna
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Hanna,

ich möchte voraus schicken, dass ich solchen Inhalten wie:

Ein arbeitslos und damit zwangsläufig unbeherrscht und vor allem ungerecht gewordener Vater drangsaliert die brave Familie und verprügelt sein unschuldiges Kind“

recht skeptisch gegenüber stehe.
Es gibt meiner Ansicht nach zu viele schlechte Texte mit ähnlichem Inhalt. Meist sind sie von Anfang an durchschaubar, folgen sie doch einem ziemlich festgefahrenen Klischee.
Ich gebe es zu: Ich bin da wohl recht voreingenommen. Umso verwunderter müsste ich daher über mich selbst sein, weil ich ganz spontan auf die „Acht“ drückte.
Die Erklärung ist für mich jedoch ganz einfach. Mit "Zimtzicke" hatte ich eine kleine Erzählung gelesen (an dieser Stelle sind die Grenzen zwischen Kurzgeschichte und Erzählung sicherlich fließend), die ich wirklich als „rund“ empfand.

Stilistisch solide und vom Spannungsaufbau sich wohldosiert steigernd, gehört dieser Text zu denen, die ich sehr gern gelesen habe. Und er weicht vor allem auch vom Klischee ab.
Bis hin zu der Stelle, wo der Vater ausrastet, zu prügeln anfängt und die Mutter ihre hilflose Rolle spielt, ähnelt die Geschichte denen, die man häufig liest. Der eigentliche Höhepunkt war für mich dann aber die unerwartete Konsequenz, die das Mädchen aus der Misshandlung zieht. Sie rennt nicht vor lauter Verzweiflung aus dem Haus, sie greift auch nicht zum Küchenmesser – nein – ihr gelingt es, ihr eigenes kindliches Leid in ein gutes Werk münden zu lassen.

Und damit schließt sich der Kreis in einer gelungenen Erzählung, die (was ich auch als sehr wohltuend empfand) nichts Überflüssiges enthält. Besonders gefallen hat mir auch deine schlichte und klare Erzählweise, die ohne übertriebenen Pathos auskommt.

Übrigens – eine Frage hätte ich noch. Kann es sein, dass Du absichtlich oder auch unbewusst die Handlung um wenigstens eine Generation nach hinten verlegt hast? Mein Gefühl sagt mir, dass ein heute Mitte bis Ende Dreißigjähriger (so alt schätze ich den Vater auf Grund des Alters der Kinder) tatsächlich noch solche Sprüche wie: „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht“ oder „ Früh krümmt sich, was ein Häkchen werden will“ gegenüber seinen Kindern drauf hat?

Gruß Ralph
 
H

HFleiss

Gast
Lieber Ralph,

ja, habe selbst damit gehadert, dass ich mit der Arbeitslosigkeit des Vaters wahrscheinlich ein Klischee bediene (was aber anderes ist der Grund für so viele Veränderungen auch der Persönlichkeit der Menschen?), und versucht, so gut ich es konnte, um diese Untiefe herumzuschiffen. Wenn es mir gelungen sein sollte - gut. Mit den Sprüchen ist das so eine Sache: Irgendwie scheinen sie nicht aussterben zu wollen. Lies mal Leserbriefe, dort findest du sie zu Hauf. Aber selbstverständlich gibt es Familien, wo man sie nicht mehr kennt. Dort allerdings kennt man auch nicht das Schulfrühstück und das gemeinsame Abendbrot und der Vater tritt auch nicht mehr so autoritär auf - glaube ich jedenfalls, sicher in westdeutschen Großstädten. Insofern bediene ich mit dieser Geschichte immer noch die "heilige" Familie. Ich weiß aber auch, dass die Sprüche (und alles, was damit zusammenhängt) in Ostdeutschland, ganz besonders auf dem Lande, wo man tatsächlich noch sehr bodenständig ist (vom Westen weiß ich es nicht), ihre Berechtigung besitzen und dass es dort etwas länger dauern wird, bis man sie vergessen hat - übrigens wie so vieles, was im Westen bei Leuten bis um die 30 ein wenig anachronistisch anmuten kann.

Aber, Ralph, hab vielen Dank für deine Äußerung.

Lieben Gruß
Hanna
 

Mumpf Lunse

Mitglied
liebe HFleiss
nachdem ich die kommentare gelesen hab - auch die zum ursprünglichen text - kann ich es mir nicht verkneifen auch etwas dazu zu sagen.
die geschichte ist zweifellos gut geschrieben.
ich find sie hat längen, am anfang vor allem, aber das ist sicher auch eine frage des persönlichen stils.

Der Vater – er hatte sie geschlagen! Beinahe war sie verwundert. Noch nie hatte er sie geschlagen, noch nie
und weil er es noch nie getan hat vermutet jo:
Vater hätte ihn in seiner Wut doch geschlagen, den kleinen Paul und Jessica.
hier wird die kleine heldin unglaubwürdig.

und die moral von der geschicht?
nicht nur prügelt zieht ein, in die ehemals intakte familie, auch noch lügen lernt das kind.

eines der netten accessoires im text:
Sorgen aber machte ihr das mit der täglichen edlen Tat. Sie könnte Frau Köhler, wenn sie vom Einkauf kam, die Tasche abnehmen. Das wäre eine gute Tat
ja, das waren noch zeiten! als die 12 jährigen "timur und sein(en) trupp" zum vorbild hatten.
an dieser stelle scheint mir der text ein wenig an der realität heutiger 12 jähriger vorbei zu schrammen.
hier wird auch das auf einen zweck hin konstruierte der geschichte deutlich.
auch wenn alle kommentatoren auf die tolle entscheidung des mädchens abheben, ich lese eigentlich nur eine botschaft:
früher, als wir - im osten - noch keine arbeitslosikeit kannten wäre sowas nie passiert.

aus deinem kommentar:
(was aber anderes als arbeitslosigkeit ist der Grund für so viele Veränderungen auch der Persönlichkeit der Menschen?)
und wer ist schuld?
dreimal darfst du raten.

einen schönen tag
mumpf
 
H

HFleiss

Gast
Es gibt Leute, die erkennt man schon an ihrem Nicknamen.

Gruß
Hanna
 



 
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