Zu diensten, Herr Nachbar
Mein Nachbar nahm den Zug nach Brüssel,
weilt für drei Wochen dort.
Er gab mir seine Wohnungsschlüssel,
ich ihm zuvor mein Wort,
sein Zimmerpflanzenglück zu hegen -
er nennt das Grünzeug "Kindersegen".
Im Spülschrank lägen Staubwischtücher,
der Stapel griffbereit;
zum Wohl des Beo sieben Bücher -
der Vogel sei gescheit,
mitunter laut und arg gefräßig,
doch die Verdauung regelmäßig.
Der Nachbar fuhr davon, es lenkte
mich zu der Wohnung hin;
die schloss ich auf und es bedrängte
nur eines meinen Sinn,
ne Superparty anzuleiern -
in diesen Räumen ließ sich's feiern.
Gedacht, gemacht, man war zur Stelle -
es flossen Wein und Bier;
ne abgewrackte Blaskapelle,
aus einem Dorf bei Trier
bracht' jedes Ohr zum Überquellen -
zum Lohn gab's fette Frikadellen.
Jäh trieb's die Stimmung in die Binsen -
mein Nachbar war kein Geist;
er stand im Raum, ein teuflisch Grinsen
war mit ihm angereist.
Schrill blies er mir den Marsch der Märsche -
drauf schrie der Beo: "Raus, ihr Ärsche!"