Zu Diensten, Herr Nachbar

4,30 Stern(e) 3 Bewertungen

Inge Anna

Mitglied
Zu diensten, Herr Nachbar

Mein Nachbar nahm den Zug nach Brüssel,
weilt für drei Wochen dort.
Er gab mir seine Wohnungsschlüssel,
ich ihm zuvor mein Wort,
sein Zimmerpflanzenglück zu hegen -
er nennt das Grünzeug "Kindersegen".

Im Spülschrank lägen Staubwischtücher,
der Stapel griffbereit;
zum Wohl des Beo sieben Bücher -
der Vogel sei gescheit,
mitunter laut und arg gefräßig,
doch die Verdauung regelmäßig.

Der Nachbar fuhr davon, es lenkte
mich zu der Wohnung hin;
die schloss ich auf und es bedrängte
nur eines meinen Sinn,
ne Superparty anzuleiern -
in diesen Räumen ließ sich's feiern.

Gedacht, gemacht, man war zur Stelle -
es flossen Wein und Bier;
ne abgewrackte Blaskapelle,
aus einem Dorf bei Trier
bracht' jedes Ohr zum Überquellen -
zum Lohn gab's fette Frikadellen.

Jäh trieb's die Stimmung in die Binsen -
mein Nachbar war kein Geist;
er stand im Raum, ein teuflisch Grinsen
war mit ihm angereist.
Schrill blies er mir den Marsch der Märsche -
drauf schrie der Beo: "Raus, ihr Ärsche!"
 



 
Oben Unten