Zuletzt

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Vera-Lena

Mitglied
Zuletzt

Der Tag zieht zaghaft jetzt an seinen Rändern
die Nacht hinströmend leicht herbei.
Ins Schwarz muss sich das Violett verändern.
Dem Menschen ist es einerlei,
stirbt er am Mittag, stirbt am Morgen,
die Zeit zu gehn, erreicht ihn jetzt.
Wohin er geht, bleibt ihm verborgen.

Ein Ahnen trägt ihn bis zuletzt.
Ein Gleiten hin in lichte Welten,
das könnte seine Fährte sein.
Er lässt den Schlussstrich für sich gelten,
schmiegt sich in seinen Tod hinein.
 
K

Klopfstock

Gast
TOLL....

Liebe Vera-Lena,

dieses Gedicht ist ein GOLDSTÜCK !!!!!
Ganz liebe Grüße soll ich Dir von meinem Mann ausrichten,
der einfach, ich sage es mit seinen Worten:
"Von der Schönheit und Reife dieses Gedichtes begeistert" ist. Jedes weitere Wort scheint mir überflüssig.
Herzlichen Glückwunsch noch abschliessend.

Dann wünsche ich Dir nochmals eine
gute Nacht mit schönen Träumen
und sende ganz liebe Grüße
 

Schakim

Mitglied
Guten Abend, liebe Vera-Lena!

Ob Tag, ob Nacht - ist einerlei,
der Tod hält jeden Weg sich frei!



Dein Gedicht ist sehr schön, aber "Todesstudien" zu betreiben, würde ich eigentlich m.E. noch ein bisschen vor mir herschieben!

Wünsche Dir eine gute, erholsame Nacht und ein Bett voller Träume!
Schakim
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Irene,

jetzt bin ich genauso überrascht wie Du, weil auch ich heute nicht mehr mit einer Antwort gerechnet habe. Ich danke Dir und Deinem lieben Mann, daß Ihr mir Eure Begeisterung mitteilt.

Ja, Euch Beiden auch eine gute Nacht.
Liebe Grüße Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Schakim,

es freut mich, daß auch Dir dieser Text gefällt. Mach Dir keine Sorgen, ich habe das Gedicht nicht geschrieben, weil ich mein Ende nahen fühle, sondern, weil ich Leben und Tod immer als miteinander verwoben fühle.

Danke für Deine guten Wünsche, ich gehe in der Tat jetzt zu Bett. Dir wünsche ich aber wohl am besten ein fruchtbares Schaffen. Das heißt ein bißchen schlafen wirst Du doch auch? Besonders nach der letzten Nacht? Die Träume, die Du mir wünschst stelle ich mir jedenfalls sehr bunt und abwechslungsreich vor. Vielleicht auch süß, fast wie Ostereier?

Ganz liebe Grüße Vera-Lena
 

PeDSch

Mitglied
@vera-lena

wenn doch das sterben immer so schön sein könnte wie dein gedicht!
>>Er lässt den Schlussstrich für sich gelten,
schmiegt sich in seinen Tod hinein.<<
wenn man sich mit dem unausweichlichen anfreundet, kann man vielleicht wirklich so etwas wie geborgenheit finden. dein gedicht lässt in mir bilder von "geburt" rückwärts im kopf abspielen. zurück in die "kuschelecke" des universums, bis ich eine neue aufgabe bekomme.

@ schakim: ist man wirklich zu jung, um über den tod nachzudenken? ich glaube nicht. man sollte nur nicht aus angst vor ihm aufhören zu "leben".

eine schöne nacht noch!
gruß
petra
 

Vera-Lena

Mitglied
Kuschelecke

Liebe Petra,

danke für Deine Interessante Antwort! Die "Kuschelecke des Universums" finde ich wunderbar!

Dir einen wunderschönen Frühlingstag!
Liebe Grüße Vera-Lena
 

Silke Reiner

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

mir liegt die Moral der Geschichte hier etwas zu nah auf der Hand. Wenig verdichtet, wenig bildhaft und daher fast zu glatt.
Mein Auge gleitet, ohne verweilen zu wollen, ohne Innehalten durch den Text. Verstehst du was ich meine?

Lieben Gruß von
Silke
 

Zarathustra

Mitglied
hoffentlich können wir uns alle einmal in den Tod hineinschmiegen ...
das währe doch mein ein Wunsch ...
(auch deiner?)
... nicht auszuweichen ...
zu verzweifeln ...
Jahre herauszuhandeln, ...
... Kompromisse mit dem Sterben ...
um dann diese kostbare Stunde zu verpassen?
nein! umarmen möchte ich meinen Tod...
wie Jesus einst das Marterkreuz ...
um dort zu ruhn´ wie im Liebesbett.

... na ja morgen ist Gründonnerstag
... und ich mag als Katholik diese Tage (Gründonnerstag, Karfreitag, Ostersonntag, sehr gerne)
 

Vera-Lena

Mitglied
Sterben

Lieber Zarathustra,

Danke für Deinen verständnisvollen Kommentar!
Ich hatte zwei Großmütter. Die eine ist so gestorben wie ich es beschrieben habe, die andere genau umgekehrt, qualvoll und mit sehr viel Gegenwehr. Das habe ich als halbes Kind miterlebt, und es hat mich tief beeindruckt. Heute denke ich, daß man so stirbt (wenn man die Chance erhält es bewußt zu erleben), wie man gelebt hat.

Heinz Ohff schreibt über Fürst Pückler:" Er stirbt, wie er es gewünscht hat schmerzlos, ruhig und mit Grazie."

Das letzte Wort finde ich besonders beeindruckend. Wie muß man gelebt haben, um mit Anmut zu sterben? Ich glaube aber nicht, daß der Biograf übertrieben hat.

Ganz liebe Grüße Vera-Lena
 

Zarathustra

Mitglied
Grazie

Liebe Vera

Tote sind schön!
Ich kenne aus meiner Pfarei Menschen die gestorben sind.
Sie waren verwandelt
Grazie - ist ein guter Ausdruck für eine tote, schöne alte Frau, die viel gelitten hat und die Stunde kommen sah.

Auch ein Kind haben wir verloren, ist vor der Geburt gestorben. Die Ärze haben uns gesagt. Schwerstbehindert wird es sein (Trisomie).
Aber tot war es schön! Hineingeschmiegt in den Himmel ...
 

Vera-Lena

Mitglied
Innehalten

Liebe Silke,

ich denke, genau hier liegt die Schwierigkeit, diesen Text zu überfliegen, bringt nun wirklich nichts. Ohne Innehalten wird sich Dir dieses Thema niemals offenbaren. Sei doch froh, daß es sooooooooo leichtfüßig daherkommt. Schließlich geht es um das Herbste, was uns allen ohne Fluchtmöglichkeit zustoßen wird.

Ganz liebe Grüße
Vera-Lena
 
Liebe Vera-Lena,

gestatte mir, noch ein paar kleine Worte an Dein wundervolles Gedicht zu fügen.

Anmut, Grazie ja, Würde liegt in dem Sterben des Tages, im Abschied vergangener Stunden in die Nacht, leise tritt etwas von der Bühne der Gegenwart ab, um sich für immer in die endlosen Weiten der Vergangenheit zu reihen. Sei es nun ein Tag, eine Stunde, sei es ein Mensch, ein Wesen, das unwiederbringlich vorbei sein wird, sobald das Violett zum Schwarz sich gewandelt hat. So sei es nun an dem Überlebenden, also den anderen Menschen oder aber dem nächsten Tag, das Vergangene im Gedächtnis zu behalten.

Gerade weil es sich so flüssig liest, gerade, weil es so leichtklingt, hat dieses Gedicht dem Sterben, dem Sich-Verabschieden etwas würdevolles verleiht.
Meinen Respekt, meinen Glückwunsch
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Klabauti,

danke, daß Du es so sehen und so empfinden kannst und daß Du es mir so mitteilen konntest.

Ich wünsche Dir schon jetzt ein schönes Osterfest, wenn es auch morgen am Karfreitag noch kein Freudentag ist.

Ganz liebe Grüße Vera-Lena
 

karlkarl

Mitglied
Hallo Vera-Lena,
wunderschönes Gedicht, leicht und luftig (angesichts des Themas), die Bilder Deiner Sprache erschliessen sich unmittelbar. Nur die letzte Zeile kann ich so nicht nachvollziehen. Ich habe in den letzten 3 Jahren 3 meiner Lieben beim Sterben begleitet, habe jeweils die letzten Tage und Wochen bei ihnen gewacht (bei mir zuhause)und ihre Hände gehalten bis zum letzten Atemzug. In den Tod geschmiegt hat sich keiner, erst war Kampf, dann Verzweiflung, dann Erkenntnis und dann die Fügung in das Unvermeidliche, die kürzer werdenden Atemzüge, die länger werdenden Pausen dazwischen und am Ende ein tiefer Atemzug zum Zeichen der Aufgabe, danach Stille, nur das Ticken der Uhr geht weiter und weiter, obwohl auch ihr im Anblick des Todes ein Innehalten angemessen wäre...
Ich schweife ab, was ich sagen wollte ist, ich liebe Deine Gedichte und Deine Sprache. Punkt.
Liebe Grüsse
Herbert
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber karlkarl,

Danke für Deine Antwort! Ich kann Dich gut verstehen, wenn Dich die letzte Zeile irritiert. Für jemanden, für den Sterben ein Sich-Fügen in das Unvermeidliche bedeutet, kann sie auch nicht gelten. So sanft sterben nach einem erfüllten Leben, ist wahrscheinlich nur möglich, wenn man sich ein halbes Leben lang darauf vorbereitet hat. Und das hatte ich versucht deutlich zu machen, dadurch, daß ich geschrieben habe, daß ihn der Gedanke an eine helle Welt immer schon und darum auch bis zuletzt erfüllt hat. Es freut mich sehr, daß Dir dieser Text gefällt. Noch einmal Danke!

Liebe Grüße Vera-Lena
 



 
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