Zum 1. Todestag von JP II

3,40 Stern(e) 5 Bewertungen

Gerd Geiser

Mitglied
Der letzte Weg

Ich steh vor der Schranke, geschlossen die Schiene,
da hör ich ihn nahen auf seiner Draisine.
Er pumpt mit den Armen und wie eine Fahne
flattert im Zugwind die weiße Soutane.

Die Sonne zeigt sieben, sie steht ihm im Rücken,
ich seh ihn am Holme sich strecken und bücken.
Die Schafe und Lämmer zur Rechten und Linken
strecken im Schmerz ihre Hälse und winken.

Verunsichert durch seinen Heiligenschein
denke ich noch: Das kann doch nicht sein.
Da hebt sich die Schranke, ich fahr auf die Gleise,
mir dämmert, dies ist seine letzte Reise.

Ich schaue ihm nach, doch die Sonnenblende
verwehrt mir die Sicht auf den Tunnel am Ende,
den Tunnel mit seinem grell gleißenden Licht.
Er sieht es. Wohl an denn. Ich sehe es nicht.

Dem Herrn hat´s gefallen. Nach all den Jahren
ist Johann Paul II nun von uns gefahren.
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Biker

Jesus war cooler - er hatte ein britisches Motorrad:

"...und Jesus fuhr mit Triumph in den Himmel."
 

Dorothea

Mitglied
Hallo Gerd Geiser,

ich find's geschmacklos! Dabei geht es mir nicht darum, dass ein Papst nicht kritisiert werden oder nicht in einer Satire vorkommen sollte.
Der Letzte Weg eines jeden Menschen, sei er nun Papst oder Hugo Mustermann, sollte mit Respekt bedacht werden.
 

NewDawnK

Mitglied
Hallo,

ich möchte mich Dorotheas Meinung anschließen.
Wer Menschen über ihren Tod hinaus respektlos behandelt, hat die Kernaussagen des Christentums wohl kaum begriffen.

Schöne Grüße, NDK
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Dorothea

Werte Dorothea

Deine Kritik kann ich nicht nachvollziehen. Hier wird kein Spott mit dem Leiden des sterbenden Herrn Woytila getrieben. Der Spott betrifft das, was danach (nicht) kommt.

Als Chef eines Vereins, der mit dem Höllenfeuer droht, wird er sich wohl posthum ein wenig Spott über den Weg ins (nicht vorhandene) Jenseits gefallen lassen dürfen.

Aber natürlich: Er durfte jede Frau, die abgetrieben hat, als Mörderin abstempeln, Kondome verdammen, Homosexuelle diskriminieren.... Das Licht der Vernunft ist es nicht, das da im Tunnel gleisst.

Wenn die Botschaften Polen-Paules legitim waren, dann ist es der Spott allemal.

Gruss

Jürgen
 

NewDawnK

Mitglied
@ JoteS

Andere Menschen wegen ihres Glaubens zu verspotten ist auf dieser Welt noch nie legitim gewesen.
Spott ist ein untrügliches Zeichen für menschliche Überheblichkeit - m.E. einer der Hauptgründe, warum das Christentum bisher so kläglich gescheitert ist.

Schöne Grüße, NDK
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
NDK

..seit dem 17. Jahrhundert wurde das immer üblicher --> Aufklärung. Jene Aufklärung, der wir die Menschenrechte, die Demokratie und und und zu verdanken haben (eben all diese edlen Dinge, die GEGEN den reaktionären Klerus durchgesetzt werden konnten und eben dieser als "christliches Weltbild" heute für sich reklamiert).

Satire ist ein legitimes Mittel der Kritik und Glaube dagegen - genau wie jede andere Weltanschauung - nicht immun.

Was Du als menschliche Überheblichkeit betitelst ist nichts weiter als geistige Freiheit. Glaube ist für mich der überhebliche Wahn, im Besitze einer sogenannt höheren Wahrheit zu sein. Diese gegen - zumindest bestimmte Formen der - Kritik immunisieren zu wollen ist illegitim und höchst anmassend.

Im Übrigen befindest Du Dich mit Deiner Ansicht in illustrer Gesellschaft: Deine Argument ist im Kern das selbe wie das der fanatischen Botschafts-Anzünder.....

Es hätte mich auch brennend interessiert, woran und warum das Christentum, wie Du behauptest, kläglich gescheitert ist!

Gruss

Jürgen
 

Dorothea

Mitglied
@JoteS

Hallo,

die Kritik der Aufklärung an der Religion und vor allem am Klerus war dringend erforderlich und berechtigt. Inzwischen wäre es aber angebracht, über die Ergebnisse einer falsch verstandenen Aufklärung, nämlich Machbarkeitswahn, Fortschrittsgläubigkeit, Wissenschaftsgläubigkeit, die uns u.a. Atombombe, Neutronenbombe, ... beschert haben, ebenso kritisch nachzudenken. (Siehe u.a. Horckheimer, Adorno: Dialektik der Aufklärung; sowie Max Weber und Walther Benjamin zur Religionssoziologie)
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Aha

Wertes Gottesgeschenk

Die Aufklärung ist bis heute vor allem von kirchenfreundlichen Kreisen die so tun, als ob sie keine Grundlage für Moral böte, unverstanden.
Missbraucht aber nicht missverstanden wurde sie auch von vielen, die den moralischen Aspekt (im krassen Gegensatz zu den "Erfindern" - siehe Kant & Co.), weil ihren Interessen im Wege, ausgeblendet haben.
Wenn Du Dich jedoch gegen "Blasphemisches" verwehrst, dann hast Du den Glauben mit seinem Allmachts- und Allgültigkeits-Wahn durchaus richtig verstanden. Wehret dem Relativismus, meint Ratzen-Josef dazu ;).

Wehret dem Dogmatismus, meine ich dazu.

Man redet ja nicht schlecht über Tote und deren Weltanschauung ....., es sei denn sie hatten die falsche wie z.B. Hitler, Stalin, Idi Amin....
Aber was der gute Christ darf, das darf dessen "Gegner" ja noch lange nicht (womit ich natürlich nicht Partei für einen der genannten Herren ergreifen möchte).

Ich muss nochmals euren erbärmlichen Versuch, Kritik am verstorbenen Papst als unbotmässig darzustellen, aufs schärfste zurückweisen. Dieser Papst war hochpolitisch und Sybol für eine bestimmte Denkweise und ist damit als Ziel einer Satire geradezu prädestiniert. Punkt.

Gruss

Jürgen
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo Ihr Lieben,

wieso ist dieser Text eine Satire, fragt sehr erstaunt Vera-Lena.

Der verstorbene Papst hat ganz sicher mit aller Kraft das Kirchenschiff zu rudern versucht. In unserem Zeitalter kann man doch ohne weiteres eine Draisine als Bild verwenden. Früher wurden Verstorbene von Künstlern auf Schiffen zu ihrer letzten Ruhestätte gerudert, ein so umgewöhnliches Bild ist das doch gar nicht.

Der Verstorbene sieht ein Licht, der Autor sieht kein Licht. Darin sehe ich nun auch nichts Außergewöhnliches. Wer unter allen Menschen, kann schon ein göttliches Licht erkennen. Dass Johannes Paul II es konnte, davon bin ich überzeugt, und wenn das hier bestätigt wird, handelt es sich keinesfalls um eine Satire.

Ich war ohnehin überrascht, diesen Text in dieser Sparte zu finden. Ich meine, er gehört hier nicht hin. Es fehlt das satirische Element.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

NewDawnK

Mitglied
@ JoteS

"Im Übrigen befindest Du Dich mit Deiner Ansicht in illustrer Gesellschaft: Deine Argument ist im Kern das selbe wie das der fanatischen Botschafts-Anzünder....."

... und wie nennt man den Wahn, der Dich dazu treibt, mich nur wegen meiner Meinung in diesem Thread in die Nähe von Botschafts-Anzündern zu rücken?

Im Kern bedeutet mein Argument nichts weiter, als dass jeder Mensch ein Recht auf eine eigene Meinung haben sollte, ohne dass er dafür aus einer vermeintlich höheren geistigen Position heraus angefeindet wird.

Schöne Grüße, NDK
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Im Kern

Im Kern ist die Ansicht, Politik sei satirefähig, Religion jedoch nicht, mittelalterlich.
 



 
Oben Unten