Zum 2. November 2003

K

Klopfstock

Gast
Lieber Dietrich Stahlbaum,
ein faszinierendes Gedicht - die Seelen der Toten
als Vögel im Garten...sehr poetisch die Vorstellung.
Und die weiße Taube, als Symbol für die unschuldige
Seele eines noch nicht geborenen Kindes.
Du schaffst es mit einer schlichten und unverquälten
Sprache eine mystische Stimmung zu erzeugen.
Gefällt mir, dieses Gedicht...

Liebe Grüße
von Klopfstock :)
 

wondering

Mitglied
Hallo D.S.
liebe Klopfstock,

ich habe die Zeilen ähnlich, aber doch anders gelesen. Ich denke, es wird die Seelenwanderung beschrieben, die Wiedergeburt... die weiße Seele, ist eine Maus, deren Seele vormals in einem Kind "wohnte".

Jedenfalls ein schöner Text, für die, die an Wiedergeburt glauben, nachvollziehbar zart verpackt.

Liebe Grüße
wondering
 
Seelenwanderung?

Liebe Klopfstock, lieber Wondering,

eine Leserin, die dieses Gedicht in der Recklinghäuser Zeitung gelesen hat, war entsetzt: „Tiere haben doch keine Seele!!! Nur wir Menschen haben eine Seele, und die ist unvergänglich.“

Ich hatte die letzte Zeile weggelassen, denn die Nachbarin existiert wirklich, und sie bezieht die Recklinghäuser. Der Anlass ist also ganz real, aber - für die Jahreszeit: Spätherbst – ungewöhnlich:

Die „weiße Seele” war eine kleine, junge Taube, ausgewachsen, wahrscheinlich aus später, zweiter Brut, eine schneeweiße Taube. Als Max, der Kater, sie aus unserem Garten zur Nachbarin trug, fiel mir ein, dass in ein paar Tagen Allerseelen gefeiert wird und dass die Nachbarin vor rd. fünfzig Jahren eine Fehlgeburt hatte. So erklärt sich die Assoziation VERSTORBENE…SEELEN…VÖGEL.

Ich glaube weder an den christlichen Leib-Seele-Dualismus noch an die Seelenwanderung, mit der schon vor 2500 Jahren die brahmanischen Priester ihren Totenkult betrieben und sich daran bereichert haben. Nicht nur deshalb hat der Buddha ihren karmischen Fatalismus, der jede Willensfreiheit ausschließt, strikt abgelehnt, sondern vor allem, weil er von der Vergänglichkeit allen Seins überzeugt war. Ich bin es übrigens auch. *

Rainer Maria Rilke hat in seiner Dichtung ebenfalls christliche Symbole, Bilder, Metaphern verwendet, obwohl er sich in späteren Jahren vom Christentum abgewendet hat. (Hierzu: „Das Christentum im Urteil seiner Gegner”. Hg. von Karlheinz Deschner, Wiesbaden 1971, 2. Band, S, 164 f.; jetzt als Tb. bei Ullstein 1990)

Liebe Grüße vom Dietrich

* Siehe ZEITFRAGENFORUM Seite „Buddhismus“:

http://www.re-line.de/mx-action/dietrich/Einleitung_und_Themen/Buddhismus/buddhismus.html
 



 
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