Komm mit ans Meer! Wir laufen zu den breiten Stränden,
leg deine Furcht in meinen Arm und lass sie reifen -
wir wollen uns im Wellental ein Schaumross greifen
und unsre ganze Last an seine Gischt verschwenden.
Die Mähne schüttelnd lädt es uns, hier auszuschweifen,
der Gegenwind greift zu, den stolzen Lauf zu wenden,
das feine Haar jedoch entzieht sich seinen Händen
und flieht, zurückgekämmt, in langen weißen Streifen.
Schon nimmt das Wellenpferd die ersten flachen Stufen,
fast tänzelt es und schnaubt aus schaumgeblähten Nüstern,
dann setzt es an zum Sprung mit Tausenden von Hufen:
Ein Donnertrommelwirbel lässt uns schreiend flüstern,
wenn wir den Meeresgott bei seinem Namen rufen,
kocht uns der Schaum und wir erstarren todeslüstern.
Bearbeiten/Löschen ebook Druckversion
orlando
Guest
Registriert: Not Yet
Hallo James Blond,
seit langer entbehrungsreicher Zeit ein Sonett, dessen strenge Form überhaupt nicht spürbar ist. Feinsinnig schmiegen sich Reime und Metaphern aneinander, und es entsteht das Bild eines Ortes, zu dem der Leser einfach hinstreben muss, eines Ortes der so glücksverheißend wirkt,
einer Schönheit, die so groß ist - dass sie ihren Betrachter ebenso lockt wie einschüchtert.
Gefällt mir auch ganz gut. ...und irgendwo im Hinterkopf hatte ich dieses "Dazu gibt es doch ein passendes Bild" - ich habe es gefunden: Hier klicken
Liebe Grüße
Andreas
__________________
Wenn der Weg das Ziel ist, kann man nicht falsch abbiegen.
(anbas)
Bearbeiten/Löschen
shoshin
Guest
Registriert: Not Yet
Wow James,
Obwohl ich eigenltich schon zu müde bin, um noch gscheite Sätze zu formen: Das ist eine schöne Arbeit! Im ersten Moment scheint es "zu barock" - aber eigentlich ist es zeitlos. Ich mag Alexandriner eigentlich nicht, aber du hast sie hier mE sehr gefühlvoll verarbeitet, mit einem nicht allzu scharfen Zäsurmesser; das Ding hält zusammen und ist schön.
LG und gute Nacht!
shoshin
Bearbeiten/Löschen
4 ausgeblendete Kommentare sind nur für Mitglieder und nur mit eingeschaltetem Javascript erreichbar.