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Der Andere

Mitglied
das "unendliche" ist dem meer ja irgendwie inhärent und insofern verzichtbar. es macht m.e. auch einen zu abstrakt-großen raum auf. ich würde noch stärker verdichten:

Die Wellen
recken die Hälse
um zu brechen

und fließen dann
zurück

vielleicht
wolltest du deshalb
immer ans Meer
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
das "unendliche" ist dem meer ja irgendwie inhärent und insofern verzichtbar. es macht m.e. auch einen zu abstrakt-großen raum auf. ich würde noch stärker verdichten:

Die Wellen
recken die Hälse
um zu brechen

und fließen dann
zurück

vielleicht
wolltest du deshalb
immer ans Meer

Nö,
ich kann "der Andere" nicht zustimmen. Zum einen geht damit die Wellenbewegung (Kommen und Gehen) im Textrhythmus verloren. Zum anderen ist hier wohl das "Unendliche" ein wichtiger Textbestandteil für den Autoren. So jedenfalls lese ich das.

Nein, man kann einen Text auch totverdichten. Verdichten ist gut (sage ich als Minimalist ;-)), aber selbst diese Kunst hat ihre Grenzen.
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo ihr beiden,

Cellist hat es richtig erkannt. Das Unendliche ist hier sehr wichtig, vor allem auch deswegen, weil es sich um einen sehr persönlichen Text handelt.

Danke und liebe Grüße
Manfred
 
S

shoshin

Gast
Die Wellen
recken die Hälse
um zu brechen
und fließen zurück
ins Unendliche

Vielleicht
wolltest du deshalb
immer ans Meer

(für Christine)
Hallo Franke,

Ich mag deine aphoristischen Texte; hier steckt wieder - wie in dem Schreibtisch-Junge/U2 Gedicht - viel drin.

Und mir gefällt auch dein Wille, dich einfach und klar auszudrücken und doch eine wichtige Botschaft mitschwingen zu lassen.

Ich weiß jetzt nicht so recht, ob ich zu diesem sehr persönlichen Text meine Eindrücke niederschreiben kann, ohne dir zu nahe zu treten.

Aber ja, das, was mir bei diesem Text nahe geht, trifft ja auf die meisten Menschen zu, deshalb sage ich es jetzt einfach:

Unsere kleinen Leben sind nicht Wellen, die sich gewaltig aufbäumen, sondern keine Wellchen, die nur die Hälse recken, um wenigstens ein bisschen was zu sehen/zu begreifen, bevor sie brechen. Das ist sehr traurig.

Das diskutierte "Unendliche" funktioniert hier mE gut: Für so eine kleine Welle erscheint das Meer unendlich und auch das Meer besteht letztlich aus den gleichen Bausteinen, wie das gesamte Universum. Ich persönlich denke ganz automatisch das "Meer aller Möglichkeiten" mit, also den großen Pool aller Wirklichkeit sozusagen.

Sehr gern gelesen

LG
soshin
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo shoshin,

auch persönliche Gedichte darf man kommentieren und kritisieren.
Danke für deine gelungene Interpretation und liebe Grüße

Manfred
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Mein erster Gedanke, lieber Franke,

war genau der des ersten Kommentars: "ins Unendliche" würde ich auch streichen. Aus folgenden Gründen:
1. Es ist ein viel zu großes und zugleich ein armselig inhaltsarmes Wort.
2. Es ist nicht einmal melodisch.
3. Wellen haben diese Schaumkämme, wenn sie brechen, und dann gibt es ein Zurückfließen, aber das reicht nur bis in die nächste, die nachfolgende Welle zurück, und nie und nimmer ins Unendliche.
4. Es war unmittelbar meine erste Idee, vor dem Lesen der Kommentare. Wäre ich der Dichter (und als Leser bin ich zwar ein nachschaffender Dichter; das ist das Wesen der Dichtung, daß sie den Leser zum Mit-Dichter macht), müßte ich mich an meinen ersten Einfall halten, denn der gilt als der beste (sagt Petronius zu seinem dichtenden Chef).
5. Es verliert seinen Grundgedanken, seinen Fluß, seinen Spannungsbogen nicht beim Streichen dieses Versbruchstücks, im Gegenteil: Es verliert eine aufgeblasene Backwerktüte, die irgendein Spötter (z.B. ein Philosoph, der von philosophischen Begriffen zum Gegengedanken gereizt wird) zwischen seinen Händen zerplatzen lassen könnte, des erschröcklichen Pengs wegen.

grusz, hansz
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Hansz,

genau bei der Unendlichkeit bin ich bei diesem Gedicht auch ins Straucheln gekommen. Aber wenn die Wellen immer wieder zurückfließen und mit der nächsten neu ankommen, ist dies auch eine Form der Unendlichkeit - wenigstens aus der Sichtweise eines kleinen Menschen.
Wie du sehr richtig festgestellt hast, würde das Gedicht aber ohne diese Unendlichkeit den Sinn verlieren.
Vielen Dank für deinen tiefsinnigen Kommentar, der mich wie ins Nachdenken gebracht hat.

Liebe Grüße
Manfred
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Ich sehe, Franke,
daß ich das "Unendliche" räumlich aufgefaßt hatte, nicht als immer neu erzeugte Zeit, ja, jetzt verstehe ich es auch so.

Dann geht nicht das Zurückfließen alleine ins Unendliche, sondern das ganze Wellengerolle.

grusz, hansz
 

HerbertH

Mitglied
Hallo Manfred,

wahrscheinlich weil mir die persönlichen Bezüge des Gedichts hier abgehen, hab ich auch beim ersten Lesen nach Alternativen zum Unendlichen gesucht.Im räumlichen Sinne käme ein "ùberall", im zeitlichen ein "immerwährend" in Frage. Allerdings ist das nicht so einfach, denn man durchaus auch einen Sinn in Aussagen wie "das Endliche ist überall" oder "das Endliche währt immer" finden :)

Auf jeden Fall ist Dein Gedicht ein sehr bewegendes Strandlied.

Herzliche Grüße

Herbert

PS: endlos wäre vielleicht ein Alternative
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Yep, franke und mondnein,

Dann geht nicht das Zurückfließen alleine ins Unendliche, sondern das ganze Wellengerolle.
so kam es bei mir an. Und wie sollte es auch anders sein?

Ich weiß wirklich nicht, wo das Problem mit dem "Unendlichen" liegen soll. Das ist doch beim besten Willen kein Kitschwort und eindeutig zu verstehen, an der richtigen Stelle eingesetzt. Wo würde es eher funktionieren als in der Lyrik? ;-)

Für mich ist und bleibt es ein essentieller Bestandteil dieses Textes.

Dieser Text wurde nach meinem Empfinden wieder mal (ja, kommt nicht selten vor!) viel zu sehr mit dem Kopf und zu wenig mit dem Herzen gelesen. Ist aber nur meine sehr spezielle Ansicht. ;-)
 
T

Trainee

Gast
Lieber Manfred,

ja, komm bloß zurück zu uns. :)

Die Wellen
recken die Hälse
um zu brechen
und fließen zurück
ins Unendliche

Vielleicht
wolltest du deshalb
immer ans Meer

(für Christine)
Hier präsentierst du uns ein sehr schönes Meeresgedicht, das mich stark berührt.
Es ist dieser Kontrast zwischen der ersten und der zweiten Versgruppe: dem Wiegenden und dem eher sondierendem Teil des Gedichts.
Mir klingen Abklärung und ein höheres Verstehen an, trotz all der qualvolle Sinnsuche nach einem großen Verlust.

Liebe Grüße
Heidrun
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Heidrun,

vielen Dank für deinen freundlichen Kommentar.

Ob ich wieder schreiben werde, kann ich im Moment nicht sagen. Nichts drängt mich zum Stift, die Gitarre und die Pastellkreiden sind mir gerade wichtiger. Bis dahin bleibe ich aber ein aufmerksamer Leser.

Vielleicht liegt es auch daran, dass ich wieder rundum glücklich bin und am 10. November heiraten werde.

Liebe Grüße
Manfred
 
T

Trainee

Gast
Das freut mich unglaublich, lieber Manfred!
Und ich wünsche euch beiden ein wunderschönes Fest und alles Glück dieser Erde. :)

Liebe Grüße
Heidrun
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Vielleicht liegt es auch daran, dass ich wieder rundum glücklich bin und am 10. November heiraten werde.
Alles Gute, lieber Manfred! Es hat mich wahnsinnig für dich gefreut, das zu lesen!

Ciao,
BeBa
 



 
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