Zuviel

Aurica

Mitglied
Manchmal weiß ich einfach nicht weiter. Alles scheint mir zuviel. Zuviel Arbeit, zuviel Menschen, zuviel Verpflichtungen, zuviel Freiheit, zuviel Zwang. Einfach zuviel von allem. Dann wache ich mitten in der Nacht auf und denke ich muss weg. Einfach weg, fort von diesem Zuviel.
Aber bis jetzt bin ich immer geblieben. Habe weitergemacht, so schlecht und recht.
Doch nun sitze ich im Zug. Ich werde weggehen. Denn heute Nacht bin ich wieder aufgewacht. Ich habe mich in meinem übervollen Zimmer umgesehen. Die Regale übervoll mit Büchern und Krimskrams. Der Kleiderschrank überladen mit Klamotten von denen ich nur die wenigsten anziehe. Der Schreibtisch voll mit Papier, Stiften und meinem mit Dokumenten, Bildern, Filmen, Musik und weiß der Kuckuck was allem noch beladenen Laptop. Ich meinte schon die Decke sich zu mir herab biegen zu sehen von der Last an Kartons welche den Speicher besiedeln. Kartons gefüllt mit Dingen die ich nicht brauche. Dingen von denen ich mich aber bis heute nicht trennen konnte. Wie oft habe ich sie schon neu sortiert, versucht wegzuschmeißen und doch bleibt eine Flut an Kindheitserinnerungen, geschenkten Geschenken, Bildern, Erinnerungen die in meine Träume eindringen und mein Zuviel vervielfältigen.
In dieser Nacht fühlte ich mein Herz erneut rasen, meine Augen feucht, meinen Körper erdrückt werden. Doch diesmal bin ich nicht vor Angst erstickt liegen geblieben. Ich bin aufgesprungen, habe mich angezogen und bin gegangen. Gegangen und habe das Zuviel hinter mir gelassen. Nur das habe ich mitgenommen von dem ich nicht zuviel habe. Kein Zuviel an Identität, Lebenswillen und ja, natürlich kein Zuviel an Geld. Ich habe das hinter mir gelassen von dem ich zu viel hatte. Und endlich sehe ich das vor mir von dem ich viel mehr brauche.
 



 
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