Zuweilen hielt ich inne

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H

HFleiss

Gast
Zuweilen hielt ich inne


Wer, Liebster,
War bei dir
In der letzten Stunde
Wer nahm deine Hand und
Legte sie dir auf die Brust?

Unser Abschied kein Schwur,
Kein Vermächtnis auf ewig.
Bitte keine Illusionen,
Sagtest du zuletzt,
Es ist nicht die Zeit.
Und ich verbiss den Schmerz.

Verklärt
Dein Bild und geschwommen über
Ozeane, vergangen in
Wellen, Nebeln und Stürmen.
Ich legte es zu den
Lebenden Souvenirs
Und begann mein Tagwerk,
Verhärtet gegen die Lästerer.

Zuweilen hielt ich inne und
Sprach mit dir in der Ferne.
Du drücktest mir die Hand.
Und aufhellte sich der Gedanke,
Ich spürte deine Wärme
Wie zuvor Körper an Körper.

Vor drei Tagen
Kam die Nachricht zu mir.
Gegangen ist mein Liebster
Den letzten Weg.
Und jemand, so sagte man mir,
War bei ihm.
 
Der Text kommt bei mir an

wie eine kaltgewordene, vorher mehrmals aufgewärmte Tütensuppe.

Ich bestreite nicht, dass Gefühle und/oder Befindlichkeiten transportiert werden sollen, soweit kann ich folgen, es bleibt indes bei dem unklaren Versuch, es gelingt nicht. Es gelingt auch nicht, wenigstens eine Geschmacks/Geruchs-Richtung festzulegen, dem Leser somit eine Fährte vorzugeben.

Es sollen vielleicht die aufgeführten Klischees die Vehikel zum Transport sein? Aber dann gälte: "Tütensuppe".
Vielleicht liegt es daran, dass ernsthaft empfundene Gefühle transportiert werden sollen, aber dabei gleichzeitig trotzdem die farblose Diskretion aufrecht erhalten werden soll (weil vielleicht der Abstand der Autorin zu Erlebtem noch nicht groß genug ist)? Das wäre dann: "Dusch mich schonmal, aber mach mich nicht nass."

Klischees wie "Liebster", "in der letzten Stunde", "Abschied-Schwur-Vermächtnis", "Ozean-Wellen-Nebel-Stürme-Ferne" funktionieren heute nicht mehr besonders gut.

[Wer nahm deine Hand und
Legte sie dir auf die Brust?
]

Hier wird "der Liebste" symbolisch in sich selbst gefangen, auf sich selbst zurückverwiesen. Dies entspricht nicht der Intention des Textes?, da dieser ja eine Beziehung besprechen will, die sogar noch über eine reale Trennung hinaus von einer Seite her bestehen bleibt und dabei bis zur Verklärung reicht.

(Oder es entspricht diese Form der Darstellung dem Unterbewussten der Autorin, die -ohne es offen aussprechen zu können/zu wollen-, "Liebster" aufgrund seiner neuen Verbindung ablehnt, hasst, verdrängen möchte?)

[Unser Abschied kein Schwur,
Kein Vermächtnis auf ewig.
Bitte keine Illusionen,
Sagtest du zuletzt,
Es ist nicht die Zeit.
]

Hier soll verdeutlicht werden, wie unprosaisch der Abschied war, praktisch wie "banal" auf einer Seite, und wie schmerzhaft auf der anderen. Gerade hier, an dieser Bruchstelle, wäre Raum zum künstlerischen Gestalten. Aber wie farblos wird das stattdessen hier dargestellt!

[Und ich verbiss den Schmerz.]

Auch hier: So farblos-diskret wie möglich, statt so emotional-betont wie möglich. Was gesagt werden sollte: "Ich verbiss MIR den Wunde-reißenden Stacheldraht-Schmerz durch mein Innerstes" o.ä.
Das "Verbeißen" drückt natürlich auch etwas aus, man kann mit Schmerz ja auch ganz anders umgehen. Im Verbeißen steckt Aggression, und "Liebstes" hat sich ja längst neu organisiert, was diese Aggression immerhin logisch erscheinen lassen kann.

[Verklärt]

Die Verklärung bleibt im Text (ohne vorherigen "Stacheldraht-Schmerz") schlicht unmotiviert, das ist wie ein Film, der von einer Szene zur nächsten springt, wobei Letztere aber einem völlig anderen Kontext entstammt.

[Dein Bild und geschwommen über
Ozeane, vergangen in
Wellen, Nebeln und Stürmen.
]
+
[Ich legte es zu den
Lebenden Souvenirs
Und begann mein Tagwerk,
Verhärtet gegen die Lästerer.
]

Ein "verklärtes Bild" ist immer ein totes Bild, ebenso ist eine Verklärung nicht der Untergang/das Vergehen eines Bildes (im "Ozean", etwa der Zeit), sondern im Gegenteil das überwertig-Werden einer selbst-geschaffenen Hypostasierung, eines "Stand(ab)bildes".
Man kann daher auch eine Verklärung nicht zu "den lebenden Souvenirs" legen, da sie, von ihrer Stuktur her, nicht nur "tot ist", sondern quasi sogar "über-tot".

"Verhärtet" passt zu "Verklärung", denn diese ist immer eine Verhärtung im Sinne von Eingefrorensein, Standbild, Götze. Da "die Lästerer", genau wie "verklärt", ebenfalls unmotiviert im Textzusammenhang ist, wäre besser: "verhärtet gegen Lästerer".

[Zuweilen hielt ich inne und
Sprach mit dir in der Ferne.
]

Das Motiv des "Ozeans" wieder aufgegriffen. Klingt zu stark nach Seefahrer-Romantik.

[Du drücktest mir die Hand.
Und aufhellte sich der Gedanke,
]

Welcher "Gedanke"? Logischer wäre, (und wohl gemeint ist?): "es hellten sich MEINE Gedanken auf", Mehrzahl, und auch hier sollte die farblose Diskretion wegbleiben, deshalb "meine Gedanken".

[Ich spürte deine Wärme
Wie zuvor Körper an Körper.
]

Das Bild ist im Text ein logischer Bruch, wegen des "wie zuvor". Der Text beginnt schließlich mit einem kalten Toten, der auch noch auf sich selbst verwiesen wird.

[Vor drei Tagen
Kam die Nachricht zu mir.
]

Um Gottes Willen! Hier, gegen das Ende hin, sollte der Text wenigstens kulminieren. "Vor drei Tagen", was soll das für ein Bild sein? "An MEINEM Geburtstag", "als ich krank war", "nach dem großen Erdbeben", "am Totensonntag", "2000 Jahre nach dem Vesuv-Ausbruch", solches an Bild wäre hier zu wählen, wäre hier als Markierung zu setzen.

Auch der diskrete Begriff "Nachricht" ist hier völlig untauglich, weil neutral, unbeteiligt, eine Sache unter vielen, von denen wir alle täglich überschwemmt werden. Uninteressant sowas, und dies entspricht ja wohl nicht der Intention der Autorin?
Was kam, war eine Botschaft, ein emotionaler Niederschlag, eine Ohrfeige, eine Ahnung erfüllte sich, Gedankennacht breitete sich, ein Schock, oder irgendwas Ähnliches, auf jeden Fall etwas emotional-hoch-Beteiligtes.
An einem besonderen Tag! Dieser Tag war schon deshalb "besonders", weil er diese Botschaft brachte, und genau diese Ursache-Wirkung-Kette ist dann "magisch umzudrehen". Nicht: Der Tag wurde besonders aufgrund der Botschaft, sondern: Der Tag war von Anbeginn anders als alle anderen Tage, und dann -quasi zur Erfüllung dieser Vorahnung- kam die dazu passende Botschaft. Empathie (und Magie, wenn es denn zur vorherigen "Verklärung" passen soll) muss an dieser Stelle aufflammen.

[... kam die Nachricht zu mir]

drückt auch aus -und widerspricht dem, was eigentlich ausgedrückt werden soll-, die Botschaft habe lediglich beiläufig "zu mir" gefunden, und das "zu mir", welches extra noch das Zielfinden der Botschaft betont, unterstreicht den zufälligen Charakter "einer Angelegenheit wie alle anderen" sprachlich sogar noch.
Besser wäre, das "zu mir" weglassen.

[Gegangen ist mein Liebster
Den letzten Weg.
]

Auch hier ist farbloses Klischee, wo doch ein Bild/Bilder intensivster Bedeutungen stehen sollte(n).
Wie hier dargestellt, wird einem das Wort "Liebster" fast verdächtig, so, als sei es zynisch gemeint. Ein "Liebster", der (mal eben so) "den" (nicht seinen, seinen individuellen, seinen einmaligen Weg, an dem man ihn wiedererkennen würde) letzten Weg dahin-farblost, und eine Sprecherin, die dies -auch noch mit Schwerpunkt auf "gegangen"- völlig unbeteiligt reportiert.

Besser wäre etwa (mit persönlicher Ansprache, der Erlebnis-Intensität wegen):

"Liebster,
alle Wege führten zu uns,
einst,
Dein letzter Weg
Du gingst nun, fort,
heute
(ohne mich)"

[Und jemand, so sagte man mir,
War bei ihm.
]

Und wieder: Diskretion mit Ambivalenz gepaart. Es stört offenbar, das jemand anderes bei ihm war, denn diese Sache wird sprachlich abgewehrt in einem Abwehrzauber: "und (irgend)jemand, so habe ich beiläufig erfahren".

Zusätzlich wird hier ausgesagt, dass "Liebster" längst wieder sich neu arrangiert hatte (es war jemand anderes bei ihm, und das vermutlich nicht nur in seiner letzten Stunde), damit wird aber nun behauptet, dass das "Liebster" in der Anfangszeile des Textes kein "Liebster" der Realität, sondern bereits ein "Liebster" der subjektiven Verklärung war, die im Text aber erst im dritten Abschnitt auftaucht.
 
H

HFleiss

Gast
Lieber Waldemar,

hab Dank dafür, dass du dich so gründlich mit meinem Gedicht beschäftigt hast. In einigem stimme ich dir zu, ich hätte es expressiver Schreiben können (z. B. beim Abschiedsvers an Stacheldraht denken können, dumm, dass ich darauf nicht gekommen bin). Und für den Schlussvers bietest du mir sogar eine andere, deine Variante an. Ich habe den Verdacht, lieber Waldemar, du hättest das Gedicht selbst schreiben wollen. Aber du hast deine Aversionen gegen das Schlichte, das jeden (von dir angebotenen) Kitsch vermeiden will, voll rausgelassen, du kommst gar nicht darauf, dass Liebende und Trauernde sich nicht selbst darstellen wollen, sondern nur gezwungen und zurückhaltend in die Öffentlichkeit bringen, was sie wirklich bewegt. Sonst würde man leben, um zu schreiben, aber nicht schreiben, um leben zu können. Das scheint dein schwacher Punkt zu sein, glaube ich, nachdem ich deine Gedichte gelesen habe.

Aber das sind böhmische Dörfer für dich, und man kann nicht mit dem Blinden von der Farbe reden, da gibt man eine komische Figur ab. Und überzeugen will ich dich schon gar nicht.

Lieben Gruß
Hanna
 
@ HFleiss

[Aber du hast deine Aversionen gegen das Schlichte, das jeden (von dir angebotenen) Kitsch vermeiden will]

Nein, gerade das Schlichte kann "hohe" Kunst sein, aber "farblos" und "vorsätzlich schlicht gestaltet" sind zwei Paar Schuhe, die man deutlich unterscheiden kann.

[... dass Liebende und Trauernde sich nicht selbst darstellen wollen, sondern nur gezwungen und zurückhaltend in die Öffentlichkeit bringen]

Genau dies bemängelte ich: "Dusch mich, aber ich will dabei nicht nass werden."
Entweder soll ein Trauer-/Liebes- u.ä. Text etwas mitteilen, und zwar, da es sich um Emotionalien handelt, etwas (möglichst hoch-)Emotionales -oder im Gegenteil völlig Kaltes- ("Farbe bekennen" muss man immer, damit das Ausdrücken "scharf" bleibt!), oder man darf/dürfte ihn (noch nicht, falls man noch nicht genügend Abstand von der betreffenden Sache hat) gar nicht schreiben, weil sonst zwangsläufig noch-ungeklärter "Eintopf" herauskommt.

(natürlich "darf" man sowas schreiben, muss sich dann aber auch mit dem noch gedanklich/künstlerisch undifferenzierten "Eintopf" abfinden)

Und, wenn Gefühle und Befindlichkeiten authentisch sein sollen (und sie sind es, wenn sie ehrlich gemeint sind), dann steht dahinter diejenige unverwechselbare Person, die diese Emotionalien erlebt. Und damit taucht automatisch die Person in der Darstellung auf und stellt sich selbst als quasi "Modell" ihrer Befindlichkeiten dar.

Es gibt keine Trauer/Liebe usw. "an sich". Zwar sind die Emotionalien uns allen in gleicher Weise angeboren (es sind dieselben, die Grundlage überhaupt für inner-artliche Kommunikation), weil es unsere Autopiloten des Überlebens sind, aber diese gleichen Emotionalien wechselwirken individuell bei jeder Person mit deren individuellem Verstand, ihrer Erinnerung, ihrer Biographie, und daher wirkt sich keine Trauer, Liebe, Hass, Sympathie jemals nach außen hin gleich aus.

(Entweder sind Trauer usw. höchst individuell, und dann jedes Mal verschieden auch darstellbar, oder sie sind wie ein leerer Briefumschlag, in dem nichts Substantielles/ keinerlei konkrete Botschaft drinsteckt.)

(Emotiones artlich gleich) + (jeweils individuelle Ratio, Erinnerung, Biographie) = jedes Mal ein anderes, unverwechselbares Resultat = Briefumschlag-Trauer mit konkreter, individueller Trauerbotschaft.

Die Trauer einer "Emma Schmidt" ist nicht "die Trauer an sich", und sie ist auch nicht gleich der Trauer von "Martin S.", usw.

Deshalb auch bemängele ich stets die zahlreichen Konserven- Emotions-Texte, wie Trauer- und Liebes-Lyriken usw. Meist wird da nur Allgemeines dargestellt/zirkuliert, Binsenlangeweilen.

"Körper an Körper warm", "deine Lippen, so weich", "dein seidiges Haar", "der Abschied", "dein Atem fehlt mir", "ficken", usw usw. Das ist alles kalter Kaffee, weil damit eben nur die uns allen gemeinsamen Emotionalien immer und immer wieder als Abstrakta thematisiert werden, während die unverwechselbaren, individuellen Auswirkungen dieser Emotionalien auf die jeweils beteiligten Personen gar nicht dargestellt werden.
Solche -verbal mitunter erstaunlich aufwendigen- Texte enthalten dennoch praktisch Null Botschaft.

99% aller gesunden, jungen Frauen haben "seidiges Haar", "weiche Lippen", usw., und wenn ich meine Liebe nur darin ausdrücke/ auszudrücken weiß, dann sind meine Partnerin und ich in solcher Darstellungsweise auswechselbar, das meint, ich schreibe dann gar nicht über MEINE+IHRE individuelle und unverwechselbare Beziehung, sondern ich nehme damit einen Löffel aus der konventionellen Konservendose der medial+per Erziehung, Enkulturierung antrainierten Allgemeinplätze.
Solche -eigentlich stummen/behinderten- Texte sind Auswuchs geistiger Selbstbefriedigungen, denen es entweder nie gelang, aus den gesellschaftlich vorgebildeten Schablonen heraus zu wachsen, oder die von sich selbst geblendet sind und verbleiben. Es sind insofern eigentlich auch maßlos egoistische Texte (Darstellungen).
Die Autoren solcher Texte beweisen damit lediglich, dass sie sprachlich (in Denken, Sprechen und Schreiben) nicht in der Lage sind, über sich selbst und die Konserven hinausgehend mittels Sprache "Welt" zu be-GREIFEN. Sie legen sich praktisch auf der Sprache auf die Nase wie ein Eisläufer auf dem Eis.

[Sonst würde man leben, um zu schreiben//zu sprechen// zu be-sprechen, aber nicht schreiben// sprechen, um leben zu können.]

Beides hängt doch wohl unmittelbar zusammen?, und ich sehe deshalb keinen prinzipiellen Unterschied beider extremalen Alternativen. Dass Schreiben auch eine Art von Selbsttherapie ist/bewusst auch sein kann, ist klar, aber selbst und gerade dann muss es höchst-individuell sein, bewusst muss man sich selbst mit einbringen und sich sprachgestalten, was dann auch ein Gedanken-Gestalten und ein Lernen an-sich-selbst, am eigenen Modell bewirkt, wenn es funktioniert.

[Aber das sind böhmische Dörfer für dich, und man kann nicht mit dem Blinden von der Farbe reden, da gibt man eine komische Figur ab. Und überzeugen will ich dich schon gar nicht.]

Das ist doch kein Argument. Wenn ich "ein Blinder" in diesem Sinn wäre, dann dürfte ich überhaupt keine Texte mehr kommentieren und/oder selbst gar nicht schreiben. Und es geht doch hier wirklich nicht um mich, sondern um Deinen Text, den ich natürlich hochgradig interessant fand, sonst hätte ich ihn ja nicht "auseinander genommen". Dein Text hat durchaus was Ernst-Wichtiges, vom Inhalt her, und das kam auch zu mir rüber.

Du tust auch Deinem eigenen Gefühlsleben, Deiner sog. "Psycho-Hygiene", keinen Gefallen, wenn Du Dich mit "Tütensuppen" zufrieden gibst.

Gib Dich selbst in Deinen betreffenden Befindlichkeiten ganz einfach soweit Dir irgend möglich selbst zu, und wenn Du mit dieser bewusst gemachten Voreinstellung dasselbe Thema dann nochmals beschreibst, dann kann nur Gutes dabei heraus kommen.
 

Black Pearl

Mitglied
Hi Hanna,

enthalte mich, da dies Gedicht mir zu seicht - ist aber Geschmackssache - mir fällt aber arg das "und aufhellte sich der Gedanke" ins Auge, wollte nur anmerken, ob das Absicht ist? Ansonsten würd ich das noch ändern, damits rund wird - wenn auch insgesamt nicht mein Geschmack...

CG, Black Pearl
 
H

HFleiss

Gast
Liebe Black Pearl,

du hast ja recht - von deinem Standpunkt aus. Weder kennst du diese noch jenen, liest in Bruchstücken darüber, was da passiert ist, und beurteilst es von der literarischen Seite her. Ist dein Recht, mache ich ja genauso, schließlich geht es hier um die Literatur. Als ich das Gedicht schrieb, war mir nach allem anderen zumute als nach Gedichteschreiben, irgendwas musste ich mir irgendwie von der Seele reden. Ich habe dann später versucht, den Text zu überarbeiten, habe aber festgestellt, dass er so, wie er war, ursprünglicher war. Heute würde ich das ganz anders schreiben, heute, in der Distanz. Das wäre ein völlig anderes Gedicht. Jedes Nachbessern nahm ihm das Eigentliche. Und so hatte ich mich dann entschieden, ihn völlig unüberarbeitet in die Leselupe zu stellen. Vielleicht, schwarze Perle, wirken gerade die tiefgehenden Erlebnisse, wenn man über sie spricht, ohne dass man sich von ihnen entfernt hat, irgendwie seicht auf andere und reizen zum Lachen (oder Weinen). Aber ich glaube, damit muss man rechnen.
Bei diesem Thema liegt Kitsch sehr nahe (Waldemar hat mir eine wunderschön verkitschte Passage vorgeschlagen), wenn es deiner Ansicht nach mir nicht gelungen ist, ihn ganz zu vermeiden - was tut es? Oder meinst du mit "seicht", dass ich zu sehr an der Oberfläche bleibe? Das war gewollt. Ich bin ja der Meinung, ein Gedicht ist ein Gemeinschaftswerk - zwischen Autor und Leser. Und da es zwei Menschen sind und nicht nur einer, ist es klar, dass es da immer Differenzen geben muss. Aber tu nicht jedes tiefe Gefühl als Seichtigkeit ab, Gedichte (nicht nur sie) leben nun mal von Gefühlen, und die sind eben nicht immer chemisch gereinigt. Wichtig ist, dass sie von innen kommen und nicht aufgesetzt sind (wie ich das bei anderem Autor mit Bedauern festgestellt hatte, obwohl er selbst sicher davon überzeugt ist, es ganz, ganz ehrlich zu meinen).
Dich befremdet, dass ich das Wort aufhellen nicht trenne, wie sich das eigentlich gehört. Halte ich nicht für unlegitim, das ist literarisch vielfach im Gebrauch. Da sehe ich auch nicht den Schwachpunkt des Gedichts. Übrigens geht es bei dem ganzen Gedicht überhaupt nicht um Eifersucht (wie Waldemar meint), und gerade die letzten Zeilen (Und jemand, so sagte man mir, war bei ihm) haben etwas von dem Ding dazwischen, etwas Uneindeutiges, es schließt viele Möglichkeiten ein, andere nennen es Ambivalenz (mit einem Hieb ins Negative). Aber genau diese Sicht ist gewollt, und zu ihr stehe ich auch noch heute.

Lieben Gruß
Hanna
 
H

HFleiss

Gast
Lieber Waldemar,

voller Entzücken bemerke ich, dass du deine Blicke auf mein Gedicht von der Tütensuppe auf den Eintopf gerichtet hast.

Du schreibst, dass sich jede Trauer z. B. bei der jeder Person individuell auswirkt, du redest von „wechselwirken“. Recht hast du. Beachtest aber deine eigenen Worte nicht, denn du verlangst (zumindest indirekt), dass ich genauso schreibe, wie du es schreiben würdest oder wie du dir vorstellst, dass man es schreiben müsste. Nichts von Individualität, im Gegenteil, du negierst das Individuelle.

Wenn du den Vers „Wie zuvor Körper an Körper“ aufgreifst, tust du es
entschuldige – als Verzichtsethiker. Zwischen Liebenden besteht eben nicht nur das Band des Geistigen, sondern auch, pfui Deibel, das des Körperlichen. Meine Ansicht ist, dass es zur Liebe dazugehört, und wenn man über die Liebe schreibt, ist es zumindest erwähnenswert. Es kommt natürlich darauf an, wie man es tut. Was mir nicht gefällt, sind Obszönitäten (die andere Form des Eingeentseins in die Prüderie). Aber das, nehme ich doch an, wirst du von diesem Vers nicht behaupten können. Nein, du tust etwas ganz anderes: Du greifst auf, was du mal irgendwo gelesen hast (ich pflichte dir bei, es gibt nicht nur in Gedichten einen ganzen Berg von Klischees) und lastest meinem armen Gedichtchen das an. Finde ich nicht fair.

Mit deinem Schlips-und-Kragen-Geschwätz von der „Entkulturierung“ kann ich leider nichts anfangen. Aber dass du mir als Autorin (ich bitte um Beachtung des LI) vorwirfst, egoistisch zu sein, weil ich über meinen Schmerz in meinem Gedicht spreche, widerlegt sich selbst. Das alles ist, entschuldige, lieber Waldemar, dummes Geschwätz.

Ich halte es, im Gegensatz zu dir, für entscheidend, weshalb man eigentlich schreibt. Nun bin ich keine Mathematikerin, will es auch gar nicht sein, dass sich mir solch Fachchinesisch wie „extremale Alternativen“ aufdrängt (was sowieso schon ein weißer Hengst ist, denn das Wort „extremal“ beinhaltet Variationen). Ich will also versuchen, mit dir in einem verständlichen Deutsch zu verkehren. Du schwätzt und schwätzt und schwätzt, und wenn ich die Wörter auf ihren Gehalt abklopfe, klingen sie verdammt hohl. Mein armes Gedichtchen, welch Sturmhochfluten des Hammelschen Quadratchinesisch muss es aushalten.

Aus der Konsequenz, die du aus der Passage mit dem Blinden ziehst,
halte ich mich heraus. Das musst du schon selbst entscheiden.

Um noch mal auf das Eigentliche zurückzukommen, nämlich: Weshalb schreibt einer? Es hängt tatsächlich zusammen (wie du schreibst) und tut es nicht, nämlich genauso wie Pferd und Kummet. Derjenige, der lebt, um zu schreiben, schreibt um eines Vorteils willen, vielleicht auch zur Erhaltung seiner Existenz. Er könnte allerdings auch, ohne dass ihm etwas mangeln würde, mit der Dampframme arbeiten (und dabei vielleicht sogar mehr verdienen). Das Geschwätz (Ich kann nicht leben, ohne zu schreiben, ach) lasse ich mal außer acht. Derjenige aber, der schreibt, um zu leben, dem geht es an die physische und psychische Existenz. Schreiben ist sein Ausweg, da gibt es unendlich viele Dichterschicksale, denk nur mal an die Exilliteratur, auch wenn für sie die Antriebe des Schreibens sehr differenziert waren. Insofern ist für mich die Unterscheidung, weshalb jemand schreibt, sehr wichtig.

Ob ich jemals einen neuen Text zu diesem Thema schreibe – das, lieber Waldemar, wird die Zukunft zeigen. Liebes ungeborenes Gedichtchen, hüte dich vor dem bösen Wolf und dem prinzipienfesten Kasuistiker Waldemar. Und du, lieber Waldemar, hüte dich vor der Sprache, sonst liegst du am Ende mit ihr platt „wie der Eisläufer auf dem Eis“.

Lieben Gruß
Hanna
 
@ HFleiss

Meine Güte, HFleiss, ist das ne "schwere Geburt" mit Dir.
In Deinem Kommentar zu BlackPearl gibst Du teilweise zu, was ich behauptete, und danach streitest Du wieder ab und drehst Windmühlen-Flügel, statt beim Text zu bleiben.


[Als ich das Gedicht schrieb, war mir nach allem anderen zumute als nach Gedichteschreiben, irgendwas musste ich mir irgendwie von der Seele reden. Ich habe dann später versucht, den Text zu überarbeiten, habe aber festgestellt, dass er so, wie er war, ursprünglicher war. Heute würde ich das ganz anders schreiben, heute, in der Distanz. Das wäre ein völlig anderes Gedicht.]

Der Text ist, wie von mir geahnt, "unfertig", weil bei seinem Aufschreiben die zum "Verdichten" notwendige Distanz einfach noch nicht da war. Ich kenne diesen Effekt selbst sehr gut, und auch ich habe heute Dinge im Kopf, die ich bis auf Weiteres noch nicht "verdichtend" gestalten kann, weil sie mir noch zu nahe gehen.
Zum "Verdichten" braucht es eine bestimmte Distanz, und die ist auch noch bei jedem wohl verschieden.
Deinen Text "heute ganz anders zu schreiben" ist genau das, was ich Dir empfahl. Und, wenn dies gemacht wird, mitunter sogar öfter oder immer wieder, genau dann kann Schreiben therapeutisch werden. Indem man sich mit der Gestaltung solcher "Werke" scheinbar auseinander setzt, setzt man sich in Wahrheit mit sich selbst und mit dieser Sache in sich selbst tatsächlich intensiv zusammen.
Ich kann Dir sogar sagen, wann ein solches "Werk" dann wirklich fertig ist, die Alchemie des Ver->Dichtens, das ist sogar recht einfach: Wenn zB Du irgendwann nach vielleicht x-fachem Neuschreiben und Verändern und Zeitvergehen zu dem dann sehr gut erfühlbaren Punkt kommst (das geht gefühlsmäßig meist wie ein plötzliches Umklappen), wo Du innerlich mit dem Thema "fertig" bist, wenn das Thema Dir selbst "alt", "verbraucht", "uninteressant" vorkommt. Genau dann hast Du an dem Thema X fertig gestaltet, und die Sache wird Dich danach sehr lange nicht mehr beschäftigen, Du fühlst Dich dann wie "frei" davon, etwa so, als würde es Dich nie etwas angegangen sein, als hättest Du den betreffenden Text eigentlich gar nicht selbst geschrieben. Dein eigener Text wird Dir dann merkwürdig "fern" und "fremd".
Und dann ist die Verdichtung auch "gelungen", und zwar deshalb, weil Du dann mit Argumenten, bei denen Du voll und ganz dahinterstehst, den Text und seine Gestaltung auch verteidigen kannst, weil der letzte aller Texte über das Thema Dir selbst (suggestiv) plausibel ist. Es ist dann "ausgestanden", "fertig gelebt". Aus dem Prozess des Schreibens, Verarbeitens, Wiederschreibens, Wieder-Verarbeitens, aus diesem Prozess ist dann ein "fertiges" Standbild geworden, das in Deinen Augen (nicht für immer!), aber für sehr lange Zeit seine Gültigkeit behält.
Das Thema ist dann in Deinem Inneren "vom Tisch", weil es für Dich selbst vollgültig gestaltet wurde, weil es bis auf Weiteres nichts mehr dazu zu sagen gibt, weil alles gesagt und im Text ver->dichtet ist.
"Thema" -> "schreiben" -> durchkauen, variieren -> gestalten -> ver-dichten - das ist immer ein Prozess, und dieser Prozess ist erst dann zu Ende, wenn subjektiv erfühlt wird, dass er (bis auf Weiteres) zu Ende ist. Dann ist entweder das Thema "verbraucht" und subjektiv vollgültig gestaltet, oder man ist -in diesem einen Fall- am Ende seiner gestalterischen Fähigkeiten angelangt. All das fühlt man, und all das sind subjektive, sehr intime Vorgänge.

[Jedes Nachbessern nahm ihm das Eigentliche. Und so hatte ich mich dann entschieden, ihn völlig unüberarbeitet in die Leselupe zu stellen.]

Dies genau hatte ich vermutet.

[Vielleicht, schwarze Perle, wirken gerade die tiefgehenden Erlebnisse, wenn man über sie spricht, ohne dass man sich von ihnen entfernt hat, irgendwie seicht auf andere und reizen zum Lachen (oder Weinen).]

Nein, trifft nicht zu. Sie können, emotional sehr befangen, lediglich "naiv" wirken, im Sinne der Authentizität von Gefühlen, und alle diese sind animistisch. Lächerlich wirkt das aber nicht, und seicht überhaupt nicht, im Gegenteil, es erzeugt automatische, und mitunter starke Resonanzen beim Leser, er erlebt beim Lesen die Authentizität des Geschriebenen, weil unsere Gefühlsausstattung bei uns allen grundsätzlich gleich ist.

[Aber tu nicht jedes tiefe Gefühl als Seichtigkeit ab, Gedichte (nicht nur sie) leben nun mal von Gefühlen, und die sind eben nicht immer chemisch gereinigt.]

Dein Text, und das genau war meine Kritik, enthält keinen Ausdruck, keine Gestaltung tiefer Gefühle, sondern oberflächliche "Gemeinplätze", die ich als Klischees etikettiert habe. Und ich habe daraus geschlossen, dass Du also beim Aufschreiben mit dem Thema noch so eng befasst warst, dass es Dich -scheinbar Dir selbst nicht bewusst- derart noch belastete, dass Du auf auffallend gefühlsferne Klischees ausweichen musstest um beim Aufschreiben das Thema überhaupt auszuhalten.

[Wichtig ist, dass sie von innen kommen und nicht aufgesetzt sind]

Ich habe nicht gemeint, dass diese Klischees von Dir absichtlich "aufgesetzt" sind, sondern - siehe Abschnitt vorher. Du hast beim Auschreiben daran gelitten, das dann -wahrscheinlich aus der Verdrängung heraus- wieder aktualisierte Thema aushalten zu müssen.

[Übrigens geht es bei dem ganzen Gedicht überhaupt nicht um Eifersucht (wie Waldemar meint), und gerade die letzten Zeilen (Und jemand, so sagte man mir, war bei ihm) haben etwas von dem Ding dazwischen, etwas Uneindeutiges, es schließt viele Möglichkeiten ein, andere nennen es Ambivalenz (mit einem Hieb ins Negative). Aber genau diese Sicht ist gewollt, und zu ihr stehe ich auch noch heute.]

Das Thema des Textes ist zweifellos NICHT Eifersucht, habe ich auch nicht gesagt, aber sie spielt mit eine Rolle, wenn auch (resignativ) nur angedeutet.
Die Sicht, zu der Du auch heute noch stehst, besser: das tiefe Gefühl der Ambivalenz, das bestätigt doch genau meine Ahnung, dass Du mit dem Thema weder denkerisch, noch emotional, und deshalb auch gestalterisch nicht "fertig" bist. Ambivalenz ist nicht ein Endpunkt des Ver->Dichtens, sondern ein (vorübergehendes) Stocken dieses Prozesses, das man durch weitere Arbeit, auch weiteres Gestalten am Thema "aufknacken" kann und muss.

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[Du schreibst, dass sich jede Trauer z. B. bei der jeder Person individuell auswirkt, du redest von „wechselwirken“. Recht hast du. Beachtest aber deine eigenen Worte nicht, denn du verlangst (zumindest indirekt), dass ich genauso schreibe, wie du es schreiben würdest oder wie du dir vorstellst, dass man es schreiben müsste. Nichts von Individualität, im Gegenteil, du negierst das Individuelle. ]

Siehe weiter oben. Ein jeder kann deshalb erfühlen, ob jemand anderem die Darstellung von Gefühlen gelungen ist, weil wir alle mit den genau gleichen Gefühlen geboren werden. Die Möglichkeit emotionaler Resonanz, Empathie, sich in andere hineinversetzen zu können, anhand von sich selbst ein sehr gültiges Modell auch von anderen zu haben (nicht 100%, aber wohl 95%), das ist die Grundlage überhaupt aller Kommunikation.
Wenn Du mir zB eine als "Liebe" behauptete Befindlichkeit in Form von Hass darstellen würdest, kann ich Dir auch unbekannter Weise spiegeln, dass entweder Deine Darstellung nicht stimmt, oder dass Du deine Befindlichkeit in Form der (psychologischen) Umkehrung ausdrückst, wofür Du dann aber plausible Gründe mitliefern müsstest, damit es authentisch wird. Ich kenne Deine und jedes anderen Gefühle schlicht deshalb, weil sie meinen eigenen zu ~ 95% genau gleich sind.
Mir ist bei dieser Behauptung völlig klar, dass sie kontra-intuitiv ist, genau das Gegenteil dessen, was man naiver Weise annimmt, gelten gerade "Gefühle" doch als außerordentlich intime Teile jedes "Ich".
Diese angeborene emotionale Gleichheit ist indes die Grundlage des inner-artlichen Verstehenkönnens bei Mensch und allen anderen Lebewesen.
Eine gestörte Emotionalität ist genau das, was wir als "geisteskrank" erleben, weil dabei ihre Nachvollziehbarkeit für Außenstehende aufgrund der Störung aufgehört hat.

[Wenn du den Vers „Wie zuvor Körper an Körper“ aufgreifst, tust du es entschuldige – als Verzichtsethiker.]

So falsch kannst Du mich gar nicht verstanden haben. Ich bin alles andere als ein "Verzichtsethiker", ich bin viel eher Hedonist, und mit konventionellen "den Ethiken" habe ich nicht viel am Hut, jedenfalls mit den meisten von ihnen nicht, soweit sie herbei gekünstelt sind, aus politischen usw. Gründen.

[Aber dass du mir als Autorin (ich bitte um Beachtung des LI) vorwirfst, egoistisch zu sein, weil ich über meinen Schmerz in meinem Gedicht spreche, widerlegt sich selbst.]

Ich habe von "egoistischen Texten" gesprochen, das betrifft die Darstellungsweise, nicht die Autorin, oder diese jedenfalls nur indirekt als Verursacherin solcher Texte, wozu sie allerdings vielerlei Gründe haben kann.

[Ich halte es, im Gegensatz zu dir, für entscheidend, weshalb man eigentlich schreibt.]

Die jeweilige Motivation zum Schreiben beinflussst zweifellos das Schreiben. Kein vernünftiger Mensch würde das bestreiten wollen. Ich auch nicht!

[Derjenige, der lebt, um zu schreiben, schreibt um eines Vorteils willen, vielleicht auch zur Erhaltung seiner Existenz. Er könnte allerdings auch, ohne dass ihm etwas mangeln würde, mit der Dampframme arbeiten (und dabei vielleicht sogar mehr verdienen). Das Geschwätz (Ich kann nicht leben, ohne zu schreiben, ach) lasse ich mal außer acht. Derjenige aber, der schreibt, um zu leben, dem geht es an (um?) die physische und psychische Existenz. Schreiben ist sein Ausweg, da gibt es unendlich viele Dichterschicksale, denk nur mal an die Exilliteratur, auch wenn für sie die Antriebe des Schreibens sehr differenziert waren. Insofern ist für mich die Unterscheidung, weshalb jemand schreibt, sehr wichtig.]

Ja, so kann man es sagen. Und ? Was willst Du damit mitteilen? Zu welcher der beiden Gruppen zählst Du Dich?
(Ich schreibe aus Freude, kein Geld, keine "höheren Absichten", bin ein "Lustschreiber", denn ohne Lust dazu gelingt mir nichts, beim Schreiben nicht, und im Alltag eigentlich auch nichts wirklich Gescheites. Das äußerliche Funktionieren ist etwas anderes.)

[Ob ich jemals einen neuen Text zu diesem Thema schreibe – das, lieber Waldemar, wird die Zukunft zeigen.]

Dies solltest Du tun. Zu Deinem eigenen Nutzen, und das nutzt dann auch Deinen Texten. Insofern sind wir wieder beim "Egoismus" angelangt, denn "andere zu lieben" heißt nichts anderes, als sich selbst zu lieben, sich annehmen zu können, sich mit sich selbst auseinander zu setzen und sich immer wieder neu "ab-klären" zu können. Dieses "Abgeklärtsein" bzgl. des Themas, die (sichere) Distanz, die Gestaltung erst ermöglicht, das vermisse ich in Deinem Text.
Auch ein Bildhauer muss außerhalb(!) seines beabsichtigten Werkes -getrennt von ihm- für sich erstmal einen sicheren Stand beziehen, sonst kann er das außerhalb von ihm liegende Material nicht bearbeiten. Oder: Man muss schon über dem Meer fliegen, um seine Ausdehnung richtig ermessen zu können. Insofern ist Distanz die Voraussetzung zu jedem Gestalten.

PS: Es könnte der Kommunikation hilfreich sein, wenn Du jedesmal, falls Du Dich in meinen Kommentaren angesprochen fühlst, Dir vorstellst, ich würde "Susi Schmidt" ansprechen. Auch hier: Distanz halten um neutral und unvoreingenommen, un-betroffener besser verstehen zu können.
 

Black Pearl

Mitglied
Hi Hanna,

mir gehts nicht um die Trennung, nur um die Satzstellung... tja, und bei Gedichten ist das mit der Gefühlsverarbeitung so eine Sache - die einen verarbeiten seicht und sentimental, die anderen mit schreiender Verzweiflung, die nächsten in finsteren Metaphern, etc... Manchmal auch mal so mal so bei einem Autor, je nachdem, wie es sich eben gerade auswirkt auf die Gefühle und damit auf die Schreiberei... Und nie trifft man jeden Geschmack und das ist auch gut so :)

CG, Black Pearl
 

Josef Knecht

Mitglied
Liebe Hanna,
mir persönlich hat das Gedicht sehr gut gefallen. Es bringt den Abschiedsschmerz zweier Liebender stimmungsvoll zum Ausdruck. Was mir nicht ganz klar ist, ist der Titel des Gedichts. Er taucht im Gedicht nur ein einziges Mal auf, hat aber wohl eine größere Bedeutung, weil du ihn als Titel gewählt hast.
Liebe Grüße
Josef
 



 
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