Zweite Chance verpasst (im Juli)

Lio

Mitglied
Wenn ich das Mädchen mit den grünen Kniehosen heute morgen im Zug angesprochen hätte (es hatte sich mir gegenübergesetzt und fröhlich an mir vorbei geblinzelt), wenn ich sie z.B. nach ihrem Alter gefragt hätte („Ach was, auch zweiundzwanzig, genau wie ich“) oder sie gefragt hätte, ob sie bei dieser Hitze nicht auch einen riesen Durst habe (z.B. auf einen Eiscafé),wenn ich nicht so blöd aus dem Fenster gestarrt hätte mit klopfenden Herzen, sie stattdessen angelächelt hätte, dann wären wir vielleicht ins Gespräch gekommen und sie hätte mir erzählt, dass sie Judith heiße(vielleicht auch Julia auf jeden Fall etwas mit J) und im Sommer immer Kniehosen trage (manchmal auch rote oder blaue), woraufhin ich sie gefragt hätte, wie das denn dann im Winter sei, woraufhin sie gelacht hätte und mir geantwortet hätte, dass aber jetzt doch Sommer sei, was mich erst ein bisschen in Verlegenheit gebracht hätte, (weil es ja folglich eine dumme Frage von mir gewesen wäre), aber ich dann gar keine Zeit mehr gehabt hätte beschämt zu sein, weil plötzlich Zigeuner durch unser Abteil gezogen wären und Akkordeonmusik gespielt hätten, woraufhin wir beide mit den Schultern gewackelt hätten und lachend fest gestellt hätten, dass wir beide auf Musik aus dem Balkan stehen, dann aber plötzlich aufgeschreckt wären, weil schon „Köln Hauptbahnhof“ durchgesagt worden wäre und wir ausgestiegen wären und sie mich gefragt hätte, was ich denn am Abend noch so mache, woraufhin mein Puls wieder in die Höhe geschossen wäre und ich gesagt hätte: „Dir Köln zeigen, ist doch klar!“, was sie dazu gebracht hätte, mich wieder so anzublitzen, dann aber „o.k.“ zu sagen und mich später vor dem Kölner Dom zu treffen, mit mir zusammen von Bar zu Bar zu ziehen und mir fröhlich zu erklären, dass man mir echt ´rumkommen würde, was mich natürlich wahnsinnig gefreut hätte und irgendwann – morgens um 5- hätte sie gesagt, dass sie müde sei, woraufhin wir zu mir gegangen wären, aber nein: wir wären einfach nebeneinander eingeschlafen und am Morgen hätte es uns nicht gestört, dass wir beide aus dem Mund gerochen hätten, wir hätten uns sogar lachend angepustet und gesagt, dass der Atem des anderen gar nicht so schlecht rieche, dann hätte sie auf die Uhr geguckt und einen Schreck bekommen und gesagt, dass sie ja gleich den Zug erwischen müsse, woraufhin wir auf die Straße gerannt wären, ein Taxi heran gewunken hätten und zum Bahnhof gedüst wären und sie mich zum Abschied an die Schulter gefasst hätte und gesagt hätte, dass es mit mir „echt“ schön gewesen sei und dann einfach im Bahnhofsgebäude verschwunden wäre, woraufhin ich allein zurück geblieben wäre und gedacht hätte, dass , wenn man sich ´mal vorstellen würde, dass man jede Erinnerung in einen Satz steckt, die Erinnerung an sie einen besonders langen Satz bekommen würde.
 
hmpf! diesmal passiert ja noch weniger. und wieder dieses ende...
nach all den kommentaren zum ersten versuch bin ich inzwischen doch auch sehr dafür, dass etwas geschehen muss mit dem mädchen und seinen knien. mit oder ohne hose ist dabei fast egal. ;)
auf jeden fall ist sicher mehr drin als nur ein spaziergang durch köln.

schlechter atem hingegen darf meinetwegen gern eine rolle spielen!

gespannt, ob und wies weitergeht, C.
 

Lio

Mitglied
Moin eenemenetekel,

wenig???? Du findest es passiert wenig? Das Mädchen mit den grünen Hosen stellt das Leben des Erzählers jetzt doch vollkommen auf den Kopf, in ihr werden sich sein ganzes übriges Leben lang seine Sehnsüchte spiegeln, nie mehr wird er vollkommen zufrieden leben können, das ist doch nicht wenig?

Nachdenklich...

Lio
 
na dann isser aber auch selbst schuld! wenna noch mit ihr zusammen zum zug rennt und nicht ansatzweise einen versuch unternimmt, ihren schlechten atem bei sich zu behalten, hattas nicht anders verdient. außerdem scheint er sich ja drauf zu freuen, allein zu sein um sich erinnern zu können. wenns das ist, wird wohl irgendwann mal wieder ein mädel kommen und seine erinnerungen auffrischen, denk ich.
er könnt natürlich auch einfach mit einsteigen und sehen, was passiert - scheint ja sonst nicht viel vorzuhaben, der gute. ;)

und so gesehen, find ich, passiert halt nicht allzu viel.

lg C.
 
B

bluefin

Gast
anmache mit "hä, wie alt biste denn?", lieber @lio, ist ungefähr so erogen wie eine wollene unterhose mit langen beinen. und das männlich-überhebliche "ich zeig dir mal köln, kleines", welchselbige stadt aus sicht des lyrichs (fast hätt ich geschrieben: lurchs) offenbar nur aus einer folge von trinkbuden besteht, läßt völlig offen, was mein süßes, grünes kniehosen-mäderl daran so dolle finden sollte, dass es sich danach nicht geniert, neben einem stinker zu erwachen.

die kunst des kurzprosaischen bestünde im gegenständlichen wohl nicht darin, etwas - wenn auch konjunktivisch - zu behaupten, sondern vielmehr so anzudeuten, dass dem leser tatsächlich die lust kommt, gedanklich mit dabei zu sein. so aber vergeht sie ihm spätestens dort, wo der foetor ex ore ins spiel kommt und so tapfer ertragen wird.

ich glaube nicht, liebe C., dass hier wirklich etwas "passieren" muss. oft ist es spannender, wenn nichts passiert. es muss nur gezeigt werden, warum nicht.

das einzig ungewöhnliche an dieser ein-satz-story bleibt immer noch die grüne kniehose. alles andere, was folgt, ist so gewöhnlich wie schlechter atem nach einer durchzechten nacht. daher nochmals: hier sitzt eine meerjungfrau inkognito, @lio!! mach was!!

liebe grüße aus münchen

bluefin
 
mit "passieren" meine ich auch gar, das es "action" geben soll. wenns sich im kopf ereignet, reichts schon. aber eben etwas mehr, etwas deutlicher.

lg C.

ps: bluefin, gib mir mein "r" zurück! ;)
 

Lio

Mitglied
Hi eenemenetekel und Bluefin,

schade, dass euch auch diese Version nicht mundet. Ich finde aber, dass ein Mädchen mit grünen Kniehosen einen Abend genau so verbringen könnte und damit beim Erzähler auch einen derart bleibenden Eindruck hinterlassen könnte, so dass er ihr diesen Satz widmet.

Wenn du dir "dein, süßes kniehosen-mäderl" anders wünscht, lieber Bluefin, leihe ich dir die Kniehosen aus. Den Charakter des Mädchens allerdings, will ich nicht noch einmal außeiander schneiden.

Herzlichst

Lio
 
B

bluefin

Gast
whatapity!

da hatte offenbar ein möch vor gut 350 jahren schon wesentlich mehr drauf als dieser langweilige zugfahrer. poor colonish girlz...

...*bubbles*...

bluefin
 

Lio

Mitglied
Du scheinst da ´was verwechselt zu haben lieber Bluefin, der Mönch hat das Stück geschrieben, der Zugfahrer ist aber doch nur eine Figur;-)

Amüsiert...


Lio
 
B

bluefin

Gast
ich meinte ja auch nicht den zugfahrer, lieber @lio sondern dessen vergleichsweise kümmerliche fantasie. de molina war, wenn du so willst, auch nur zugfahrer. aber dem seiner ging bis knapp vor die inquisition...

liebe grüße aus münchen

bluefin
 

Lio

Mitglied
???? aber immer noch setzt du den Zugfahrer mit Molina gleich????? Naja, egal, diese Diskussionen führen ja zu nichts. Ich schreibe lieber wieder einen neuen Text (und lasse dir das letzte Wort, das du bestimmt gleich noch haben willst;-)

Vergnügt...

Lio
 
B

bluefin

Gast
ich mach dir einen vorschlag: zieh dem mädel einfach ein anderes hoserl an - und schon gäb's keinen grund mehr, dem schöpfer des zugefahrenden möchtegernverführers mit einer (ba)rockzeit zu kommen.

molina und dein zugefahrer haben eins gemeinsam: beide haben einem mädel die grünen hosen ausgezogen. got it at least?

liebe grüße aus münchen

bluefin
 



 
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