Zwischenbilanz an einem schwierigen Tag

Hin- und Her-getrieben von Gefühlen
die mich verwundbar machen.
Ich entdecke Risse in dem Panzer
der mir bisher ein sicherer Schutz war.
Der Riss ist breit und lädt dazu ein
eine Hand hineinzulegen, zum Beweis
daß ich trotz der offenen Wunde am Leben bin.
Aber wie lange noch?
Ich fühle, daß der Riß auch als Öffnung nach außen dient.
Etwas in mir sucht den Weg ans Licht,
aber ich weiß nicht, ob mir dieses Etwas fehlt,
wenn es mich verläßt.
Ich bin unentschlossen und kann keine Prioritäten setzen:
Möchte ich leben und wenn ja, wie bisher?
Möchte ich nicht leben und wenn ja, wie bisher?
Sollte ich den Begriff „leben“ neu definieren?
Was ist der Unterschied zwischen „leben“ und „nicht leben“?
Ist „leben“ Wärme und „nicht leben“ Kälte?
Ist „leben“ Liebe und „nicht leben“ Haß?
Ist „nicht leben“ negativ und „leben“ positiv?
Oder ist „leben“ eine Strafe für nicht „einbindbare“
Für solche, die sich nicht verstecken, vor dem Wind,
der widrig gegen sie bläst?
Es ist leicht und schön, wenn der Wind bläst:
wir breiten uns aus, heben die Hände,
dorthin, wo früher der Himmel war.
Wir fliegen, wie auf einer Wolke, nach oben?
Aber es kommt keine Stimme, die uns sagt,
Du bist auf dem rechten Weg, mein Sohn,
ich hole dich zurück in das Land deiner Sehnsucht,
mache dich zu einem Abbild des Bildes der ewigen Freude,
die uns vorschwebt als Ideal seit immer.
Da die Stimme von oben nicht spricht,
sollten wir sprechen, nicht laut und deutlich,
sondern leise und vielleicht in unserer Wortwahl unbeholfen,
aber sprechen sollten wir,
wenn zu Beginn auch stammelnd,
weil wir es so schnell nicht begreifen,
daß wir große Möglichkeiten haben,
daß wir - ein jeder von uns -
ein Universum in uns tragen.
Wir sollten Worte, Sätze und Geschichten zurückholen und ihnen Sinn geben,
die uns - warum auch immer - verlorengegangen sind,
Worte wie Liebe, Verständnis, Toleranz,
Sätze wie : „Komm, wir versuchen es gemeinsam“ und
„ich habe mich geirrt“.
Geschichten, die wir uns „gegenseitig“ erzählen sollten:
Geschichten, die wir erlebt haben in früherer Zeit,
Geschichten, die wir gemeinsam ausgefüllt haben,
und Geschichten, die wir nicht erfinden, sondern leben sollten,
so lange wir noch die Chance dazu haben.
Laß uns nicht hadern mit dem Schicksal,
Laß uns nicht Trübsal blasen,
Laß uns nicht in Resignation versinken.
Wir wollen stattdessen
Dankbar sein, für alles schöne, was wir haben,
und daß ist nicht wenig:
-wir haben „einander“ - in guten und in schlechten Zeiten,
-wir haben ein Lächeln in einem Kindergesicht,
-wir haben eine Umarmung, die uns schützt
gegen die Kälte der Welt,
wir haben die Gewißheit, daß wir nicht verloren sind,
wenn wir uns die Hoffnung bewahren,
die Hoffnung, daß uns niemand das nehmen kann,
was allein wichtig ist:
wir gehen unseren Weg gemeinsam
und lassen uns nicht in die Irre führen,
- denn wir lieben uns.
 



 
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