alone at home

3,50 Stern(e) 4 Bewertungen
M

margot

Gast
seit kurzem lasse ich mir das bier
frei haus liefern
mit der außenwelt bin ich über
computer, telefon und rundfunk
verbunden
ich muß das haus nur noch
zur arbeit verlassen
das ist dann, als würde ich eine
andere welt betreten
ich lege einen schalter um und
befinde mich unter meinen
kolleginnen, den alten und
kranken, sterbenden menschen
ich hasse die supermärkte, ich hasse
die straßen, ich hasse eisdielen
und pizzerias
zwischendurch
nehme ich ein bad in der menge
und fühle mich hinterher
merkwürdig
dreckig
am liebsten sitze ich in der kneipe
schiele auf den arsch der bedienung
und blättere in einer illustrierten
das halte ich 3-4 bier lang durch
dann zieht es mich meist nach
hause
ich nehme die buslinie 41
und ergötze mich 40 minuten lang
an den gesichtern der mitfahrer
und –innen
50 meter vor meiner haustüre
durchsuche ich meine taschen nach
den schlüsseln

ich bin zuhause
werfe meine klamotten ab
gehe pinkeln
drehe die anlage auf
drehe mich ein paar mal um meine
achse
komme zu mir
lasse den rolladen herunter
setze mich vor den
computer
öffne eine flasche bier
und
fühle mich
abgrundtief

einsam
 

Melchior

Mitglied
...

Naja den dreh am ende
hatte ich irgentwie
erwartet und naja das
thema...aber trotzdem
sind einige gelungene
sachen im gedicht: das
bad in der menge führt
nicht zur säuberung
sondern bewirkt, dass
man sich dreckig fühlt.
Alles in allem nicht
schlecht aber merkwürdig
blutleer.
 

Melchior

Mitglied
...

Huch was ist den da passiert?
Solch ein ausbruch mit voran-
gestellter entschuldigung.
Das zeugt eher von echtem
menschsein, hurra: voll
das leben.
 
P

Papyrus

Gast
..........

Dieses "Blutleere" hörte ich doch gerade hinsichtlich einer Kritik zu "Gangs von New York",
"Mit blutigen Szenen, aber blutleer gedreht" oder so ähnlich,

ja ein schöner Text,
so gehts mir eigentlich auch,
bis auf die Arbeit,

ich habe schon 2 briefe für afrika,
bloß liegt das postamt so penetrant in der city
und da sind überall menschen,
ich warte auf regen oder schnee

und jetzt verstehe ich auch Margots Punk-Attitude,
bockig und verbittert,
das wird aber nichts ändern Margot,
die anderen können für deine Gegenwart nichts,
oder erwartest du Mitleid?
 
M

margot

Gast
nein, ich erwarte kein mitleid.
höchstens ein bißchen dann und wann.
mit dem punk habe ich nichts zu tun.
ich mag`s nicht, wenn mir menschen auf den senkel gehen.

ralph
 
C

Christine

Gast
Einsam kann man auch unter Menschen sein

Guten Abend,
einsam kann man auch unter menschen sein.
Ich verschließe mich zur Zeit und mag einfach
nur da sein für andere.
Läßt man menschen in die Nähe tut es nur weh.
Also lebe ich ohne erwartungen an die umwelt.
Alone at home es geht vielen so ob alleine
oder nicht.
gruß christine
 

noel

Mitglied
Dieser Text zeigt in Klarheit Eintönigkeit und einsame Leere, Leere die fühlbar wird, durch ausgehöhlte VerRichtungen.
Man ist mit der Außenwelt nur noch durch multimediale Techniken verbunden. Der Protagonist legt einen Schalter umwenn er sich zum Zwecke des Broterwerbs mit Kollegen umgibt. Selbst beim Versuch sich von der `schönste Nebensache der Welt´ berühren zu lassen, hält man es nur 3-4 bier lang durch. Und zuhause, dreht man sich ein paar mal um die Achse (gelungenes Bild der monotonie, des Vacuums), geht pinkeln und sitzt wieder vor der Technik, die einen mit dem `Leben´ zu verbinden scheint. Die blutleere ist hier perfektes, gewolltes Stilmittel und nicht dazu geeignet, als Kritik zu dienen.
Finde die Einsamkeit, die Monotonie des äußeren
S(ch)eins sehr gut getroffen
Liebe Grüße Noel
 
M

margot

Gast
noel, das war eine der besten kritiken, die ich bisher zu meinen texten las.

ralph
 
P

Papyrus

Gast
......................

Ich mag euch nicht, wenn Leute mich nerven.

Man muss darauf achten,
dass man sich nicht unbewusst, teils bewuust, am eigenen Elend und dem der anderen erfreut,
sich selbst bemitleidet,
sich mit dem Leid umgibt,
das hilft keinem und am wenigsten sich selbst
 



 
Oben Unten