altes papier

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Warui

Mitglied
kennt ihr das, wenn alles liegt?
der schmerz hat die vernunft besiegt
kennt ihr diese alten blätter?
in der kommode, damals Retter

fühlt wieder trauer, hass und licht?
wünscht euch schmerzen, wünscht sie nicht
merkt ihr nicht mehr früh, nicht spät?
den anker rationalität

die geister der vergangenheit,
von euch vergessen, stets bereit
sie kriechen in die haut, und wir
blättern durch stapel von papier

jetzt wisst ihr wieder, wie es war!
ist der Schmerz nicht heilend gar?
der frosch im hals weist euch den Weg
den zwischen lachen/heulen-steg

----------

mein erstes Gedicht seit langem .... vor allem mein erstes seit langem, in dem es um mich geht .. oder doch nicht? findets raus :)

Mata ne
Warui
 

Dorothea

Mitglied
Kein Outing erforderlich :)

Hallo warui,

Deine Verse gefallen mir auf den ersten Blick. (Für eine genauere matrische oder semantische Analyse habe ich gerade keine Zeit.) Sie drücken etwas Wahres aus über den Zusammenhang von schmerzlichen Erinnerungen und einem Heilungsprozess, der im Erinnern liegen kann. Darum gefallen sie mir. Ob das lyrische Ich auch Du bist, finde ich nicht so wichtig, da ich sowieso nicht wissen kann, wer hinter Deinem "Aufrtitt" steckt.
Schönes Wochenende.
 

Warui

Mitglied
Hallo Dorothea

obwohl der anlass für das gedicht tatsächlich ein realer ist (sonst stände es nicht in dieser Kategorie), habe ich das lyrische Ich absichtlich herausgelassen, abgesehen von den beiden "wir", da damit eher etwas "gemeinsames" symbolisiert werden soll.
Ob der Schmerz wirklich heilend ist, kann und will ich nicht mutmaßen, das muss jeder für sich selbst finden. Das Gedicht ist so (unterbewusst) geschrieben, dass sich jeder, wie bei einer Politikerrede, seinen Teil rauspicken kann und den bei sich nachfühlen kann. Was jeder fühlt, wenn er diese angesprochenen alten Gedichte oder Geschichten findet, Tagebucheinträge, Fotos, Zeugnisse einer Vergangenheit, die man halb vergessen hat, über die man sich hinwegwähnte, und diese ganzen Erinnerungen einen überfluten. Man kann nicht aufhören mit dem Lesen, man liest und liest und liest und versinkt in einer Welt, die nie so war, wie die, an die man sich erinnert .......
 
Hallo Warui

Ja, es ist schon komisch, wenn ich meine alten Tagebücher oder Liebesbriefe anschaue oder Bilder, die Menschen zeigen, die heute nicht mehr so sind wie sie damals waren. Fühlte mich angesprochen.

Genau so ........lieben Gruß Stephanie
 

fuchur

Mitglied
Ursprünglich veröffentlicht von Warui
kennt ihr das, wenn alles liegt?
der schmerz hat die vernunft besiegt
kennt ihr diese alten blätter?
in der kommode, damals Retter

fühlt wieder trauer, hass und licht?
wünscht euch schmerzen, wünscht sie nicht
merkt ihr nicht mehr früh, nicht spät?
den anker rationalität

die geister der vergangenheit,
von euch vergessen, stets bereit
sie kriechen in die haut, und wir
blättern durch stapel von papier

jetzt wisst ihr wieder, wie es war!
ist der Schmerz nicht heilend gar?
der frosch im hals weist euch den Weg
den zwischen lachen/heulen-steg

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mein erstes Gedicht seit langem .... vor allem mein erstes seit langem, in dem es um mich geht .. oder doch nicht? findets raus :)

Mata ne
Warui
Hallo Warui,

dein Gedicht hat mich sehr angesprochen, es drückt Gefühle aus, die wir wohl alle kennen.
Warum hast du die Kleinschreibung gewählt? Wie ich dich einschätze, hast du dir dabei etwas gedacht ;)
"Mata ne" - bitte übersetz das für mich, wollte ich dich schon immer mal fragen!
Liebe Grüße aus Marburg
Fuchur
 

Warui

Mitglied
Huhu :)

Hallo Stephanie,

Ja, so in etwa war auch mein Erlebnis ...
Dankefön :D

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Huhu Fuchur :)

Jip, hab mir tatsächlich was dabei gedacht ... es ist einerseits so, dass die Kleinschreibung das Besondere ist, bzw etwas anzeigt, nämlich, dass das, was einem an Erinnerungen durchs Gemüt fliegt, recht undifferenziert ist und leicht "verschwommen" ... man sagt zwar "Und ich erinner mich jetzt noch an diesen Tag, als wärs gestern", aber allzu wörtlich sollte man das meiner Meinung nach nicht nehmen ;)
Der zweite Grund, die Kleinschreibung zu wählen, war etwas weniger subtil: Die großgeschriebenen Wörter sollten etwas darüber aussagen, was man da eigentlich tut, also, was für ein Vorgang das ist (der Plüschologe in mir :)). Der "Weg" isr das Ziel, "Weg" steht unter anderem auch generell für Entwicklung, diese führt über den Schmerz, es tut einem weh, das alles nochmal aufzuwühlen (obs nun damals negatives war oder etwas positives, das schon lange nicht mehr so ist *soifz*). Angefangen hat dieser ganze Prozess aber nicht damit, dass man die Blätter wiederfindet, sondern damit, dass man sie vollgeschrieben hat ...

"Mata ne" ist ein japanischer Gruß zum Abschied, entspricht von der Förmlichkeit etwa dem deutschen "Wir seh'n uns" :)

Mata ne
Warui
 



 
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