am fenster

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HerbertH

Mitglied
am fenster

die frau vor dem spiegel
lehnend zur blume
war dreimal im feuer
tönern

gebrochen der rechte
arm nah dem schatten
schwingt wehend der umhang
ewig

entdeckt sie im sucher
schaffende hände
des kindes erinnert
weiter

wohl kaum mit den lehmig
starrenden augen
sie schafft selber leblos
leben
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Herbert,

es scheint so, als würdest Du eine Statue beschreiben:
"tönern ewig weiter lebend".

Aus Ton gebrannt und auch schon repariert, haucht ihr der Betrachter aber Leben ein.

"entdeckt sie im Sucher" kann ich mir noch nicht richtig entschlüsseln.

Ich könnte mir denken, dass jetzt ein Perspektivwechsel vorgenommen wird und der Sucher, also der Betrachter, derjenige ist, der etwas entdeckt, nämlich die schaffenden Hände des Kindes.

So dass hier eine Zusammenschau geschieht. Die Statue kann selbst weder erschauen noch erinnern, aber der Betrachter erlebt, was sie sehen und erinnern könnte. Er verschmilzt mit ihr.

Dahinter könnte noch eine Aussage stehen, nämlich, dass hier durch das Kunstwerk an etwas erinnert wird, das ewig und unvergänglich durch sein Vorhandensein der Menschheit etwas zu sagen hat.

Ein Text mit mehreren Ebenen. Respekt!

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

HerbertH

Mitglied
liebe vera-lena,

ich bin voller bewunderung für deine interpretationskunst und begeistert, dass du alle meine ideen zu diesem gedicht so schnell und vollständig nachvollziehen konntest. Damit habe ich gar nicht gerechnet, weil ich den eindruck hatte, möglicherweise wieder ein "schwieriges" gedicht geschrieben zu haben :)

liebe grüsse

herbert
 



 
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