am siebten tage...

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Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
manchmal muss man dinge tun, die außerhalb der norm liegen. manchmal muss man über sich hinaus wachsen, zum zorro des alltags werden.

ich gestehe…ich kann nicht mehr.

jahre intensivsten autogenen trainings waren vonnöten gewesen. sieben jahre kampf gegen den lärm. vor etwas über zwei jahren war es so weit. ich hörte ihn nicht mehr. ich war stärker.

sie müssen wissen…

vor siebzehn jahren zog ich nach delkenheim. in die dekan lindenbein straße. und?, läutet etwas bei ihnen? genau!, in dieser straße befindet sich die dorfkirche, der sogenannte ländchesdom.
oh ja! diesen namen trägt das imposante gebäude zu recht. die bauern hatten vor etwas mehr als 100 jahren so viel dreck am stecken, dass sie gerne bereit waren, einen großzügigen obolus zum bau der kirche beizutragen. weit über das flache land hinaus, ist seine spitze zu bewundern. ein leuchtturm der wahrheit. in diesem leuchtturm wohnt das objekt meines persönlichen wahnsinns. läutet es schon bei ihnen? genau!, die glocke. eine imposante glocke, mit einem wahrlich reinen wundervollen klang.

ich hasse sie…

ich habe nichts gegen den klang einer glocke…aber sonntags morgens um 8:00uhr habe ich etwas dagegen. jeden sonntag um diese zeit fängt dieses verdammte ding an zu bimmeln. zehn minuten leute wach klingeln…auf das sie sich erheben und für den kirchlichen gang bereiten.

mit mir nicht. wo kommen wir denn da hin. was soll das? wer in die kirche will, stellt sich den wecker. aber nein…dieses ding bimmelt. alle meine petitionen abgelehnt. mein fluchen –beten – für die katz. es bimmelt. und nicht nur um 8:00. nein, um 09:30 bimmelt sie noch einmal. so etwas wie die letzte warnung an die gläubigen.

was habe ich nicht alles versucht: die kopfkissen-über-den-kopf-therapie. schafe zählen ( ich sah sie vor mir, wie sie versuchten, über den zaun zu springen. jedes mal, wenn sie fast drüber waren, kam von oben eine glocke geflogen und erschlug die armen viecher). ich stellte zwei flaschen bier neben mein bett, köpfte sie beim ersten bim und hatte sie nach dem letzten bam geleert. nichts half. erst das buch –autogenes training für anfänger- brachte die erlösung. gut nicht von heute auf morgen - es lagen 10 jahre und einiges an training dazwischen. aber es gelang. weder ein bim noch ein bam konnte mich aus meinen träumen holen. das leben war schön.

bis rex kam…

rex ist der hund unseres nachbarn. ein imposantes kerlchen, mischung schäferhund-wolf. was ich an ihm nicht mag, ist sein musikalität. er war gerade mal vier tage unser nachbar, ich hatte zwischenzeitlich oft mit ihm geschmust – nach dem motto: du hast mich doch wohl lieb, als der sonntag kam.
ich lag im bettchen und träumte von schafen, die von glocken erschlagen werden. konnte mich selbst im schlaf lachen hören. dann hörte ich die glocke. aber es war nicht die glocke, die mich weckte, es war rex. er unterhielt sich singenderweise mit der glocke. gegen dieses gejaule war das gebimmel der glocke eine wohltat. ich stand im bett und fing an zu beten…
doch gott erhörte mich nicht. wie sollte er auch. vor lauter gebimmel und gejaule konnte man sein eigenes gebet nicht verstehen.

ich sah bilder…

rex jaulte. seine schallwellen wurden vom wind davongetragen. richtung sibirien. dort hörten ihn alle wolfsbrüder- und schwestern, und eines schönen tages, nicht weit in der zukunft, würde die ganze wolfsbagage eines morgens vor dem nachbarhaus stehen. und um punkt 8:00uhr…

ich musste etwas tun…

in der kommenden nacht werde ich mir um punkt 0-5-00 mez meine zorromaske anlegen. anschließend mit meinem dietrich die kirche öffnen und den kirchenturm betreten. gegen 0-5-15mez werde ich das holzgerüst der glocke ansägen.

0-6-15mez. ich steige durch das rückwärtige küchenfenster meines nachbarn in sein haus. dort hund und nachbarn fesseln und knebeln. er wird mich nicht erkennen.

0-6-35mez. ich lege den hund im kirchturm auf den boden. fixiere ihn genau in der mitte, dort wo um -0-8-?mez eine kirchturmglocke…

ich liege im bett und warte.

0-7-59-59mez
0-8-00-00mez

Bim...
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
also

bei mir macht es bei dieser geschichte weder bim noch bam. worauf wartet dein prot? dass der hund von der glocke erschlagen wird?
fragend guckt
 

MDSpinoza

Mitglied
TANSTAAFL, Otto. Wer aufs Land zieht hat zwar nicht den Lärm vom Stahlwerk um die Ecke, aber Totenstille kann auch ein Störgeräusch sein ;-)
Fast lustig, Deine Erzählung.
 



 
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