antinomien der liebe

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HerbertH

Mitglied
antinomien der liebe

eins
mit dem du
zu werden
zu sein

zwei
lebendige stränge
aufzudröseln
zu spleißen

drei
jahre tage leben
zu zu lassen
auf wachsen zu lassen

viele
genetische erinnerungen
in einem satz zu vereinen
in die welt zu multiplizieren
 

Label

Mitglied
Lieber Herbert

Huhn oder Ei
jedenfalls sind
die desoxyribonukleinsauren meiosen Nr. 1

das war jetzt Spliss besser bekannt als Haarspaltung ;)

das einzige was ich nicht verstanden habe ist
drei
jahre tage leben

alles was mir dazu einfällt macht keinen Sinn,
es sei denn du meinst ein Kind das krank geboren wird/würde

mir gefällt dein Bild vom Lebenszyklus, Reproduktion ist unser genetischer Lebensauftrag
auch wenn wir Menschen die natürliche Balance weitgehend ausgehebelt haben.

Liebe Grüße
Label
 

HerbertH

Mitglied
hallo Label,

strophe drei beschreibt die Phase der Reifung der Beziehung, wenn Du willst, gehen die beiden mit der idee vom dritten schwanger :)

Die strophe soll deutlich machen, dass man strophe zwei auch in einer übertragenen, nichtgenetischen Bedeutung lesen kann.

Liebe Grüße

Herbert
 
A

AchterZwerg

Gast
Lieber Herbert,
mir machen Gedichte, die so "wissenschaftlich" daherkommen, Schwierigkeiten. Aber langsam beginne ich mich daran zu gewöhnen. :cool:
Die Schwangerschaft erschloss sich mir, nicht aber das gewollte Einprügeln auf die Grammatik. Bei "zu zu lassen" ist ein Sinn erkennbar, bei "auf wachsen zu lassen" nicht unbedingt (hoch wachsen?) Jedenfalls für mich.
Dafür finde ich den Schluss gaaanz toll.
Und vielleicht reichst du ja noch eine Erklärung für deine kleinen Wortaufstumpereien nach?
Ich finde allerdings, dass dein kluger Text ohne solche Spielchen auskommen könnte ... denn er ist so schon sperrig genug. ;)
Schöne Grüße
Heidrun
 

HerbertH

Mitglied
antinomien der liebe

eins
mit dem du
zu werden
zu sein

zwei
lebendige stränge
aufzudröseln
zu spleißen

drei
jahre tage leben
zu zu lassen
aufwachsen zu lassen

viele
genetische erinnerungen
in einem satz zu vereinen
in die welt zu multiplizieren
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Heidrun,

Du hast recht, ich habe auf "aufwachsen" geändert.

Soo wissenschaftlich ist der Text eigentlich nicht, er verwendet nur - vielleicht etwas zu direkt - wissenschaftliche Metaphern.

Liebe Grüße

Herbert
 
A

AchterZwerg

Gast
Das war auch durchaus nicht als Kritik gemeint, Herbert, sondern nur eine Festellung. ;)
Vor Kurzem habe ich mir einen Lyrikband von Jürgen Drews gekauft, der (auch) Internist und Molekularbiologe ist, daneben Hochschullehrer.
Der schreibt "vergleichbar" und hat viel dazu beigetragen, meinen Geschmack auf solche Darstellungsarten zu entwickeln.
Zwergengrüße
Heidrun
 

Label

Mitglied
ne Herbert, tut er nicht

das war ich, die DNS und Meiose herbeigezerrt hat

die Stränge kann man auch gut als Lebensfaden (den der Parzen/Nornen) interpretieren.

in einem satz zu vereinen

Ein Satz ist ebenso vielfach interpretierbar
den gibt es als Musikstück als Lehrsatz, als grammatisches Konstrukt, als Druckerzeugnis, als Gebühr (der zu zahlende Satz,
und eben auch als Gensatz. Ich bin mir sicher es gibt noch mehr, ah ja, die Häsin setzt bis zu 4 mal im Jahr einen Satz Häschen :D

dir einen lieben Gruß
Label
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Herbert,

aus meiner Sicht geht es hier um das Spiel mit Zahlen. Der Titel deuet ja schon darauf hin. Man könnte es ganz knapp so sagen: 1+1=3.

Die Liebe bekommt es hin, dass da zwei Menschen sich in die Welt hinein multiplizieren können und insofern macht 1+1= unendlich.

(Die liegende Acht habe ich nicht auf meiner Tastatur. Die würde sich hier eleganter ausnehmen.)

Die Antinomie dabei ist die Tatsache, dass 1+1 eigentlich 2 macht.

Aber in der Liebe ist es anders.

Zwei gehen da wieder auf die 1, die Einheit, zu und durch ihre Verschiedenheit (die ganau entgegengesetzten Pole männlich und weiblich) wird es möglich, dass trotzdem eine 3 entstehen kann.

Es ist ein Liebesgedicht ausgedrückt durch Zahlen.

Irgendwo habe ich auch einmal so etwas Ähnliches probiert in der LL, aber ich weiß nicht mehr, wie es heißt und wo es steht.

Deines hier gefällt mir sehr gut.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

HerbertH

Mitglied
antinomien der liebe

eins
mit dem du
zu werden
zu sein

zwei
lebendige stränge
aufzudröseln
zu spleißen

drei
jahre tage leben
zu zu lassen
aufwachsen zu lassen

viele
genetische erinnerungen
in einem satz zu vereinen
in die welt zu multiplizieren
 

Kaleidoskop

Mitglied
Hallo Herbert,

ich kenne die Redewendung: Eins, Zwei, Drei, ganz viele.
Die kam mir automatisch in den Sinn, als ich dein Gedicht las.

Das kann heißen, dass aus wenigen plötzlich viele werden, zu viele um noch alle aufzuzählen.

Manches, bei dem wir die Oberhand behalten wollen, verselbstständigt sich und wir stehen dem hilflos, bestenfalls
humorvoll gegenüber.

lg,
kalei
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Heidrun,

in der Tat finde ich die Anwendung wissenschaftlicher Ausdrucksformen ausserhalb ihres eigentlichen Objekts spannend.

Hier ist das allerdings noch nicht auf die Spitze getrieben, lässt die wissenschaftliche Interpretation als eine mögliche Deutung zu.

Liebe Grüße

Herbert
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Label,

mit den mehrfachen Interpretationsmöglichkeiten zu spielen, finde ich sehr reizvoll.

Den Satz der Häsin kannte ich allerdings noch nicht :)

Liebe Grüße

Herbert
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

in der Tat spielen hier Zahlen in das Gedicht, hervorgehoben als Versbeginn.

Die Idee, die Antinomien der Liebe durch mathematische Gleichungen auf den Punkt zu bringen, ist natürlich sehr verführerisch. Deinen beiden Gleichungen 1+1=3 und 1+1=unendlich
möchte ich noch 1+1=1 an die Seite stellen: "Aus zweien wird Eins".

Dass Du diese Zahlenidee schon früher verfolgt hast, und noch dazu im gleichen Zusammenhang, lässt fast schon auf eine Seelenverwandschaft schliessen. :)

Liebe Grüße

Herbert
 

HerbertH

Mitglied
Liebe kalei,

Du hast natürlich recht: "Eins zwei drei (ganz) viele" steckt als Idee auch in dem Gedicht in den Anfangszeilen der Verse.

Die Antinomien der Liebe bestehen ja darin, dass Eine Liebe Zwei zu Einem verbindet, ein Drittes zeugt und sich im Stammbaum zu einer Vielheit entwickelt, die bis in die Ewigkeit reichen mag.

Liebe Grüße

Herbert
 
M

Marc Leistner

Gast
Hallo Herbert,

ein interessantes Gedicht. Vor allem die Stelle:
drei Jahre Tage leben - gefällt mir gut.

VG Marc
 



 
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