ars matyriatis

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plosiv

Mitglied
26.03.06
Ich habe meinen Geburtstag so gefeiert, wie ich ihn geplant hatte. Ich brauche nur S-

27.03.06
Der letzte Eintrag ist abgebrochen, weil ich ein Telefonat mit meiner Mutter geführt habe. Es fällt mir schon schwer, meine Konzentration auf mich und meine Bedürfnisse zu fokussieren, dennoch will ich versuchen meine Gedanken und Gefühle auf den Punkt zu bringen. Ich erhoffe mir, dass die schriftliche Fixierung mir Klarheit und Ordnung verschafft.
Also, heute hat mich die Bewegungstherapie an einem Punkt berührt, der sehr schmerzhaft war. Gestern sind alle Therapien wegen Krankheit der Therapeuten ausgefallen. Ich habe große Ungeduld verspürt, denn ich will, dass es voran kommt. Diese Ungeduld habe ich dann heute auch in der Gruppe thematisiert. Ich erwarte, dass mir geholfen wird. Dies ist ein sehr passiver Ansatz, denn ich kann mir nicht selber helfen, kann mich nicht um mich selbst kümmern, weil ich meine Bedürfnisse nicht kenne oder wahrnehme. Fr.B. forderte mich auf, mich um mich zu sorgen, indem ich mir meine Umgebung schaffe, in der ich meine Bedürfnisse wahrnehme. Ich komme mir vor wie ein unbekanntes Land, voller Gefahren und voller Abenteuer. Also:
1. aktiv werden
Wir sollten danach uns mit einem Sportgerät im Raum bewegen. Ich wählte den Ball. Ich bin richtig in Spiellaune geraten, allerdings empfand ich störend, als Fr.B. uns aufforderte, uns einen partner zu suchen, da ich gerade begann, meinen Körper zu erforschen. Ich führte Bewegungen abwechselnd mit rechter und linker Hand und achtete sehr darauf, welchen Unterschied ich spürte. Als ich mir anschließend den Ball mit S. zuwarf, hatte ich Spaß. Meine Worte, die ich für diese Übung wählte, lauteten: Spielen, nicht siegen.
Ich fühlte mich wie ein Kind und war glücklich. Ich fühlte keine Konkurrenz.
Anschließend stellten wir uns in einen Kreis und lehnten uns in ein Seil: Dort fühlte ich mich gezogen, ich musste Bedürfnisse ausgleichen, fühlte mich nicht gehallten. Mein Bedürfniss, gehalten zu werden, wurde nicht wahrgenommen, vielleicht, weil ich es nicht kommunizieren konnte:
Ich bin nicht wichtig
Ich bin sehr traurig und habe geweint, weil die Erkenntnis, dass ich mich nicht wichtig nehme, dass ich nicht wichtig bin, sehr wehtut. Weil meine Tränen nicht wichtig sind, darf S. mich nicht trösten. Weil meine Liebe nicht wichtig ist, brauche ich nicht geliebt zu werden. Weil meine Bedürfnisse nicht wichtig sind, werden sie nicht wahrgenommen. Weil ich nicht wichtig bin, nehmen andere mich nicht ernst. Bin ich vielleicht übergewichtig, weil ich nicht wichtig bin?
Mit diesem Gefühl der Verzweiflung, mit diesem Schmerz, der so tief geht, so elementar ist, so nah ist, bin ich in die nächste Gruppentherapiestunde gegangen. Aufmerksam Sein, Aufmerksamkeit erhalten und das Bewusstsein, dass jedes Verhalten eine Entschiedung ist, dass meine Bedürfnisse in Konkurrenz mit denen der Anderen stehen, ziehe ich aus dieser Stunde. So. Und jetzt mache ich erstmal Atemübungen, damit mein Körper mit mir sprechen kann. -


(von der Kunst, ein Opfer zu sein)
 



 
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