aus einem alten epos

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
[ 4]aus einem alten epos


es genügt daß die worte sich singen
durch deren dimensionen du schaust
die einander zerblitzenden klingen
der sonnen strahlen – und du kaust

saures harz aus den wunden der birken
die weiber murmeln den spott gesang
der bestrickenden zauberin wirken
ins hemd mit nadel klapper klang

dieses lied von dem wolf in der meute
die schafwolle stachelt sein wollen wohl an
ein tattoo sticht sie ihm in die häute
den comic strip der mit paris begann

dieses kleid schenkte helena gerne
dem freunde der den der sie deckte schlug
ihre keimbahn schenkten die sterne
dem prinzen der sie nach troia trug
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
hê de megan histon huphaine

Nur sehr leicht, fast bloß assoziativ, angelehnt an Homers berühmte (und in der Philologen-Fachwelt gern zitierte) "World Wide Web"-Stelle in der Ilias:

IRIS d' auth' Helenêi leukôlenôi angelos êlthen
eidomenê galoôi, Antênoridao damarti
tên Antênoridês eiche kreiôn Helikaôn,
Laodikên, Priamoio thugatrôn eidos aristên.

tên d' heur' en megarôi; hê de megan [blue]HISTON [/blue]huphaine,
diplaka porphureên, poleas d' enepassen aethlous
Trôôn th' hippodamôn kai Achaiôn chalkochitônôn,
hous ethen heinek' epaschon hup Arêos palamaôn.


Iris brachte nunmehr der schimmernden Helena Botschaft
Ihrer Schwägerin gleich, des Antenoriden Gemahlin
Ihr, die Antenors Sohn sich vermählt, der Fürst Helikaon,
Priamos' rosiger Tochter Laodike, reizender Bildung.

Jene fand sie daheim; sie webt' ein Gewand in der Kammer,
Groß und doppelt und hell, durchwirkt mit mancherlei Kämpfen
Rossebezähmender Troer und erzumschirmter Achaier,
Welche sie ihrethalb von Ares' Händen erduldet.

Ilias 3,121-128, Übersetzung von Johann Heinrich Voß
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
prähistorisches Histon

Danke, Walther. Freut mich, daß Du's gelesen hast.

Ich habe eigentlich erwartet, daß mich ein Klassikkenner darauf hinweist, daß Prinz Paris keineswegs die "Keimbahn" der aus Ledas Ei geschlüpften Helena "geschenkt bekommen" hat, sondern daß sie, ohne dem Hause des Priamos Kinder geboren zu haben, wieder mit ihrem blonden Gatten Menelaos nach Hause zurückgekehrt ist, um dann in der Odyssee so, als wäre nichts geschehen, wieder aufzutauchen.

Offensichtlich haben die Götter oder die Sterne dem Paris vergeblich Aphrodites Geschenk gemacht, sie haben ganz einfach nicht Aphrodites Versprechen gehalten.
Diese ganze Ilias ist ein verdammt misogyner Text, und alles im Umfeld erst recht: Man könne Aphrodite nicht trauen, und der Treue der Eigeborenen (Schlange? Eidhexe? Vögelchen?) genauso wenig.

Dieses Gedicht hier hat also seinen logisch-narrativen Ort nicht im allbekannten Schluß, sondern vorher, meinetwegen im neunten Kriegsjahr, im Gewebe der Helena Ilias 3,125.
 



 
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