besänftigung

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Gerd Geiser

Mitglied
Liebe HFleiss,
ich frage mich, ob etwas sprudeln kann unter Worten, die so hart sind wie Granit? Da versiegt doch jede Quelle. Oder nicht?
LG
GG
 
H

HFleiss

Gast
Da hast du was nicht richtig gelesen. Auf solche Sachen passe ich schon auf, lieber Gerd.

Hanna
 
H

HFleiss

Gast
Lieber Gerd, man erklärt eine Metapher nicht. Entweder sie wird verstanden - oder nicht.
Ich möchte dir ein Beispiel für eine Metapher geben, die dich wohl ebenfalls befremdet:

Dies ist des Apfels Kerngehäuse
in Sonnenfinsternis gesät

Sät man ein Kerngehäuse? Nein, man sät die Kerne.
Und was hat es mit der Sonnenfinsternis auf sich?
Bei Sonnenfinsternis säen? Jeder Bauer lacht sich halbtot. Überhaupt, seit wann werden Apfelbäume gesät - man pfropft doch wohl ein Reis auf - und so weiter. Und doch ist es eine sehr schöne Metapher, auch wenn es Leute gibt, die sie nicht verstehen können oder wollen.

Mehr kann ich dir dazu nicht erklären.

Viele liebe Grüße
Hanna
 

Sonnenkreis

Mitglied
Liebe Hanna,

ich verstehe es so: Die lyrische Figur
möchte an das Sanft gelangen, um das sie
unter der rauhen (steinernen) Schale weiß.

Liebe Grüße
Sonnenkreis
 
H

HFleiss

Gast
So oder so ähnlich, Sonnenkreis. Aber in der Zeile davor sagt das Ich, sein Herz sei eine Quelle, das Du redet granitene Worte, die Quelle will darunter hervorsprudeln (sogar unter der Erdkruste sprudeln bekanntlich Quellen), ich bleibe also im Bild der Quelle, aber das heißt auch, sie will gehört werden, um einen Streit oder was auch immer zu beenden. Darauf weist der Burgunderwein, denn "alle Küsse weisen sternenwärts", und das heißt, das Ich liebt das Du noch immer. Hinweis: Das Gedicht heißt "besänftigung", es soll also etwas geschlichtet oder heruntergeholt werden oder eine generelle Gewohnheit soll verändert werden. So jetzt habe ich die sechs Zeilen erklärt, besser kann ich es nicht, aber ich komme mir ein bisschen veralbert vor - sind wir so wenig geübt im Lesen von Lyrik?

Viele liebe Grüße
Hanna
 

Gerd Geiser

Mitglied
Liebe HFleiss, so geht das nicht.
Ich habe Verständnisschwierigkeiten zu einer Zeile in deinem Gedicht. Du antwortest mir, da habe ich wohl etwas nicht richtig gelesen. Ich bitte dich, mir weiter zu helfen und du sagst mir, Metaphern erklärt man nicht, um mir dann eine Metapher zu erklären. Das Kerngehäuse des Apfels interessiert mich aber in diesem Zusammenhang nicht. Wenn "unter dem Granit deiner Worte" eine Metapher ist, unter der etwas sprudeln möge, dann drängt sich mir die Vorstellung auf: Da sprudelt nix, da kann und wird nix sprudeln. Ich assoziiere "hart", (sprichwörtlich "hart wie Granit"), und harte Worte führen für mein Empfinden nicht dazu, dass ein Quellchen zu sprudeln beginnt, und der gewünschte Weg sich einschlagen lässt.
Also, lassen wir die Kirche im Dorf. Im Augenblick fovoritisiere ich die folgende Version: Deine Metapher ist (eventuell) nicht gut gewählt.
LG
GG
 

Sonnenkreis

Mitglied
Liebe Hanna,

das "Veralbern" ist vielleicht ein solches
Stück Granit von dem Du berichtest.

Ich für mich sehe das dann so:

Die Veralberungen sind nicht wirklich wichtig.
Sondern das was darunter liegt. Brüderschaft
trinken mit einem Glas Burgunder, ja, das kann
klappen. Vielleicht ist das der Punkt, mit dem
der Stein ins rollen kommen kann, oder wie man
auch so schön sagt: Der gordische Knoten durch-
trennt wird.

Also die Besänftigung ihre eigene Dynamik ent-
wickelt, die in der Tat ein schöner Weg ist...

Liebe Grüße
Sonnenkreis
 
H

HFleiss

Gast
Lieber Gerd, nächstens, ehe ich ein Gedicht schreibe, frage ich dich, ob du die Metapher verstehst. Einverstanden? Und nun gnatz weiter.

Liebe Grüße
Hanna
 
H

HFleiss

Gast
Liebe Sonnenkreis, so ungefähr kann man das erklären, den gordischen Knoten zerschlagen. Aber ein Gedicht lässt sich nach vielen Seiten auslegen, es kommt immer auf den Leser an, auch er hat seine Arbeit zu leisten beim Lesen eines Gedichts. Ein Autor hatte hier mal ein wunder-, wunderschönes Liebesgedicht gepostet, sehr schlicht - in wenigen Worten zusammengefasst, wie sehr er liebt - mit Hilfe einer Metapher.
Diese Metapher wurde weitgehend nicht verstanden, und zwar kurioserweise von Autoren der Leselupe, die hier ständig Gedichte posten. Das brachte mich wirklich zum Nachdenken, ob man hier überhaupt Gedichte zur Diskussion stellen sollte. Und Gerd Geisers Nichtverstehen geht in genau diese Richtung, so leid es mir tut, dies feststellen zu müssen. Aber du hast herausgelesen, worum es mir geht, es ist ja, wenn man aufmerksam liest, auch nicht schwer zu verstehen, jedenfalls handelt es sich nicht um ein hochphilosophisches Thema, zu dem man Vorbildung benötigt.

Viele liebe Grüße
Hanna
 

Gerd Geiser

Mitglied
Bin einmal mehr erstaunt, welch Garstigkeit hinter wohlfeilen Worten, in Gedichte gepackt, dem fragenden Leser entgegen weht, wenn dieser in guter Absicht dem Autor eine Frage zu seinem Gedicht stellt.
Der Rat, man möge es lassen, die eigene Beschränktheit ermögliche ihm eh kein Verstehen, zeugt m.E. nicht von Souveränität.
 

NewDawnK

Mitglied
Hallo HFleiss,

mir gefällt Deine Metapher - vermutlich auch deshalb, weil ich mich selbst schon zur Genüge mit solchen Themen beschäftigt habe. Du lässt hier den üblichen abgegriffenen Beziehungskitsch erfreulich weit hinter Dir.

Nur mit einem habe ich Probleme: Mit den "moosigen" Händen - das klingt (für mich) dermaßen nach Waldschrat o.ä., dass es (aus meiner Sicht) die Stimmung erheblich verzerrt. Mit anderen Worten: Dieses Bild ist unappetitlich, um es auf den (meinen) Punkt zu bringen.

Würde es nicht ausreichen schlicht "Hände" zu schreiben? Meiner Ansicht nach ist jedes weitere Wort an dieser Stelle ohnehin zuviel des Guten.

Schöne Grüße, NDK
 

Sonnenkreis

Mitglied
Liebe Hanna,

spontan fällt mir zu Deinem Gedicht noch ein
alter Musiktitel ein:

"Weiches Wasser bricht den Stein".

Und dabei ist wohl weniger ein Zerbrechen ge-
meint, als viel mehr ein Durchlässig werden
lassen.

So verstehe ich Dein Gedicht in seiner zentralen
Aussage.

Liebe Grüße
Sonnenkreis
 

Gerd Geiser

Mitglied
Jawohl, HFleiss, es stimmt: Der Leser hat seine Arbeit zu leisten beim Lesen eines Gedichtes.
Für mich war es kein leichtes Stück Arbeit, aber es hat sich gelohnt. Eingedenk der Tatsache, dass du viele schöne Gedichte hier in der LeLu veröffentlicht hast, ließ mir deine Verärgerung keine Ruhe. Sie konnte nur berechtigt sein.
Heute weiß ich, wo mein Nichtverstehen der 2. Zeile herrührte. Ich hatte sie verkehrt gelesen. Ich las andauernd: "lass sie sprudeln unterm granit deiner worte", und ich interpretierte diesen Satz als eine Aufforderung des lyrischen Ichs an sein Gegenüber: Lass (du) sie (bei mir) sprudeln unterm granit deiner worte. Und ich dachte mir, das kann doch nicht ihr Ernst sein, da stimmt doch was nicht. Wird´s vielleicht mit einer anderen Metapher denkbar?
Jetzt weiß ich, da steht ja gar nicht "lass sie sprudeln unterm granit deiner worte", da steht: "i c h lass sie sprudeln unterm granit deiner worte". Und damit ist die Aussage eine völlig andere und es gibt auch keine Metapherprobleme an dieser Stelle.
Bin ein bischen stolz darauf, dass ich (fast) ganz alleine darauf gekommen bin.

LG
GG
 



 
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