blindlings

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Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo a.d.,

es ist tatsächlich ein Schnellschuss, dieses Gedicht -
eine Blitzidee am PC.
Wenn es gelungen ist, freut mich das sehr.

Danke für deinen Kommentar!

Liebe Grüße
Manfred
 

revilo

Mitglied
atemlos im staub
die leeren magazine
sprüh ich die Leuchtspur
in die nacht und du
auf spähtrupp hinter
den linien
bist mir treffer genug

LG revilo
is´n völlig anderer Text, is mir schon klar
hat mich aber zum Basteln angeregt
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo revilo,

deine Variante gefällt mit gut und wenn dich mein Gedicht zum Basteln angeregt hat, freut mich das sehr.

Liebe Grüße
Manfred
 
H

Heidrun D.

Gast
Lieber Manfred,
sehr gelungen! Die Sache mit dem "Weißen" ist super umgesetzt, verspielt und etwas streng zugleich.

Wie du ja selber schreibst: ein Treffer.

;)
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Heidrun,

danke für deinen Kommentar!

Freut mich immer besonders, wenn meine Gedichte mit einer gewissen Leichtigkeit ankommen.

Liebe Grüße
Manfred
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo Franke,

mithilfe der Erläuterungen meines Mannes, der 16jährig an der Front war, kann ich nun doch mit Deinem Text etwas anfangen.

Da sind zwei Sodaten. Das Gefecht, von dem noch die Patronenhülsen Zeugnis geben, hat vor einigen Stunden stattgefunden. Jetzt herrscht erst einmal Ruhe. Und nur deshalb kann sich Dein Lyri Gedanken über den Kameraden machen, welchen man als Späher ein wenig über die eigene Linie hinaus in das feindliche Gebiet ausgeschickt hat.

Denn mitten im Gefecht ist es so, dass man an überhaupt nichts denken kann, sondern immer nur versucht zu überleben. Es gibt natürlich auch Ausnahmen, unglaublich heldenhafte Menschen, so wie der Offizier, der sich auf meinen Mann geworfen hat und an seiner Stelle erschossen wurde. Ja, Helden gibt es wirklich.

Also hier bangt in einer Gefechtspause ein Soldat um seinen Kameraden und ich finde es gut, dass in der letzten Zeile auch ein Schimmer von An- sich- selbst- Denken mit aufleuchtet.Käme der Kamerad nicht zurück, fühlte sich das Lyri verlassen. Genau das macht Deinen Text für mich glaubhaft.

Vielleicht hast Du auch alles ganz anders gemeint. Das wäre mir aber lieb, wenn Du mir das erklären würdest.

Dies ist schließlich kein Thema, das man mal ebenso nebenbei behandeln kann und das hattest Du auch ganz bestimmt nicht vor. Deshalb sollte schon alles hieb-und stichfest sein, wünsche ich mir jedenfalls.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Vera-Lena,

erstmal liebe Grüße an deinen Mann.
Es hat mich sehr an meinen Vater erinnert, als du mir seine Schilderung geschrieben hast. Mein Vater musste auch mit 16 an die Front, wurde dort verwundet und kam dann in russische Kriegsgefangenschaft.
Er war von diesen Erlebnissen so traumatisiert, dass er bis zu seinem Tod nie darüber gesprochen hat, obwohl ich ihn mit Fragen gelöchert habe. Er hat mich dann immer nur traurig angesehen und geschwiegen.

Jetzt zu meinem Gedicht:

Die Kriegsebene ist eine mögliche Lesart. Allerdings möchte ich dann in meinem Gedicht zum Ausdruck bringen, dass während des Gefechtes durch blindwütiges Schießen oft auch die eigenen Kameraden getroffen wurden. Spähtrupps waren hier besonders gefährdet, besonders auf dem Rückweg.

Meine Intention beim Schreiben war allerdings eine andere:
Ich hatte hier die diversen Gefechte in einer Beziehung im Sinn. Das lyr.ich ist zurückgeblieben und hat einfach blindlings um sich geschossen, während das lyr.du ging.
In diesem Moment wird im klar, was passieren wird, wenn er einen Treffer gelandet hat in seinem Wüten. Er wird alleine sein.

Ich hoffe, dass ich etwas Klarheit in mein Gedicht bringen konnte.
Aber auch deine Lesart liegt mir sehr nahe, macht mich aber traurig, weil sie Erinnerungen an meinen vor langer Zeit verstorbenen Vater zum Vorschein bringt.

Liebe Grüße
Manfred
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo Franke,

jetzt bin ich überrascht.

Ich bin eben eine andere Generation, welcher der Krieg auch nach 66 Jahren immer noch in den Knochen liegt. Nie wäre ich darauf gekommen, wenn von Patronenhülsen und dem Spähtrupp hinter den Linien die Rede ist, dass es sich um etwas Anderes als Krieg handeln könnte. Es tut mir Leid, wenn ich Deine traurigen Erinnerungen aufgeweckt habe.

Nun also

Es handelt sich um ein Geschehen im zivilen Bereich. Ja, da kann es schon vorkommen, dass man verbal unter die Gürtellinie trifft und das könnte dann tatsächlich das Ende einer Beziehung zur Folge haben. Es erinnert mich an Menschen, die ein cholerisches Temperament besitzen. Sie schaffen es sehr oft nicht, sich zu beherrschen und verlieren immer wieder die Menschen, die sie am liebsten um sich hätten.

Nun ja, ich verstehe jetzt, was Du sagen möchtest, kann mich aber für den Text nicht so richtig erwärmen, weil ich wie oben beschrieben, durch die Wahl Deiner Vokabeln zu sehr auf ein Kriegsgeschehen fixiert bin. Das kannst Du sicher verstehen.

Mein Mann bedankt sich herzlich für Deine Grüße und möchte Dir auch sein Bedauern aussprechen für das, was Deinem Vater zugestoßen ist.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Charmaine

Mitglied
Dass einer allein auf Spähtrupp geht, kam mir merkwürdig vor. Aber dass einer allein bleibt, wenn er vom anderen verlassen wird, leuchtet mir ein, wie die weiße Leuchtspur. Oder das Wissen umeinander.

LG
Charmaine
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Charmaine,

der Einzelgänger auf Spähtrupp weist, wie du richtig erkannt hast, darauf hin, dass hier kein Kriegsgeschehen beschrieben wird.
Danke für deinen Kommentar!

Liebe Grüße
Manfred
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Danke Karl!
Über die Ehrung freue ich mich sehr. Vielleicht sollte ich ja doch mal wieder zum Stift greifen?!

Liebe Grüße
Manfred
 
B

Beba

Gast
Lieber Franke,

ein sehr gelungener "Schnellschuss", den ich erst jetzt entdeckt habe, nachdem er ausgezeichnet wurde.

Lesenswerter Text.

LG
Beba

p.s. Und ob du wieder zum Stift greifen solltest! Was denn sonst? ;)
 
D

Dominik Klama

Gast
Ich bin nicht angetan von diesem Gedicht.

Im Gegensatz zu anderen Rezensenten schien mir von Anfang an offenkundig, schon als ich einzig den Werktext durch die Mail übers gekürte "Werk des Monats" kannte, dass es sich primär um keinen Kriegs-, sondern um einen Beziehungstext handelt.

Ich mag das nicht, diese leichtfertige Gleichsetzung von Partnerschaftskonflikten mit Kriegserfahrungen. Insbesondere, wenn Wörter wie Spähtrupp, Magazine, Linien, Leuchtspur, Treffer durch ihre Häufung die eher oberflächliche Metaphernebene "Krieg" verlassen und auf ganz harte Kriegsfakten verweisen, mich (vielleicht irrtümlich) besonders an den höllischen Grabenkrieg im Ersten Weltkrieg erinnern, wie man ihn (zwar immer noch verharmlosend, aber doch recht anschaulich) in Filmen wie "Mathilde - Eine große Liebe" (Jean-Pierre Jeunet) und "Gefährten/War Horse" von Steven Spielberg sich zu Gemüte führen kann.

Unbenommen bleibt, dass unangemessenes Austragen von Konflikten zwischen Einzelmenschen zu höchst desaströsen und schmerzhaften Erfahrungen führen kann, welche im Einzelfall "genauso wie" ein mörderisches Gemetzel erlebt weden können. Dennoch gibt es hier eine Inkommensurabilität des Vergleiches, weil Kriege wie jener Erste Weltkrieg Millionen von Einzelmenschen vernichtet und verheert haben - für nichts. Leute, die es sich nicht aussuchen konnten, ob sie sich am Krieg beteiligen oder nicht. Dazu noch ausgedehnte Regionen unbewohnbar gemacht haben auf Jahre hinaus. (Was tatsächlichen Millionen von Menschen körperlich widerfährt, hat eine andere Qualtiät als etwas, was nur zwei Menschen seelisch widerfährt.)


Andere Ebene. Literarisch, sprachlich:
Wenn ein Gedicht sich weder reimt noch den starren Regeln eines klassischen Vermaßes gehorchen muss, so erwarte ich, dass es keinerlei sprachliche Holprigkeiten darin gibt. Insbesondere stören mich solche, wenn das Gedicht kurz ist.

"Achtlos" können nur Menschen (allenfalls Tiere vielleicht noch) sein. Achtlos können also weder Magazine noch eine Leuchtspur sein. Gesagt werden soll wohl: Die Magazine liegen im Staub, aber ich achte längst nicht mehr auf sie. Das steht aber nicht da. Eher schon steht da: Ich weiß sie achtlos im Staub. Was ich aber auch wieder für ein Zuviel an Sprachbeugung halte in einem Text, der doch auf einem alltagssprachlich zeitgenössischen Level operiert, nicht auf einem lyrisch verquasten.

Dann das "weiß". Schön, wortspielmäßig kann man da die Farbe mit anklingen hören. Aber zuerst einmal muss es doch irgendwie stimmen mit "ich weiß". "Ich weiß achtlos im Staub die Magazine"? Geht nicht, weil a) Magazine nicht achtlos sein können, b) der Terminus "wissen" unangemessen ist, wenn in direktem Zusammenhang behauptet wird "ich gebe überhaupt nicht Acht darauf". Da wären "fühlen" oder "spüren" besser.

Was ist mit der Leuchtspur? "Ich weiß die Leuchtspur..."? Klingt seltsam, aber ginge, wenn es passend weiterginge. Ich weiß die Leuchtspur abgesunken ins Dunkle - oder so was. Da stehen tut aber: Ich weiß die Leuchtspur in die Nacht. Was soll das? Ist das Ausländerdeutsch? (Wie es ein Ernst Jandl teilweise bewust eingesetzt hat in seinen Gedichten.) Mit "in die Nacht", also Akkusativ, Richtungsangabe, ginge ja nur: Ich weise die Leuchtspur in die Nacht. Aber so eine Falschrechtschreibungswortspielerei bin ich nicht bereit in ener Kriegsszene zu akzeptieren.

Richtig wäre: Ich weiß die Leuchtspur in der Nacht und dich hinter den Linien.

Die abschließenden beiden Zeilen sitzen zwar auf dem Punkt, runden das Ganze klanglich auch sehr schön ab, jedoch reichen sie leider nicht hin, um das vom Autor Beabsichtigte (und unnötigerweise seinen Lesern später Auseinandergesetzte) zu vermitteln. Es fehlt irgendein Hinwes darauf, dass es das lyrische Ich ist, welches den Schuss abschießt, der das Du triftt. Der Leser kann genauso gut glauben, eine dritte Gewalt habe das "du" getroffen, was bei der Bildlichkeit Krieg ja nahe liegt. Und von daher kommen dann auch die Fehlinterpretationen, dass es sich bei dem Text um eine irgendwie realistisch gemeinte Kriegserlebnislyrik handeln würde.

Aber wenn es eine solche wäre... Wo ist eigentlich dieses staubige Land? Länder, die ich kenne, sind erdig, zementiert, matschig, lehmig, rutschig, wie zu Stein geforen, schneebedeckt... "Staubig" sind die Gefilde immer nur in klassicher Lyrik. "Und gält' es auch, in Staub zu sinken / zu hauchen aus den Odem mein / ich nähm es auf mich..." Ähm, am Reim mangelt es mir gerade, das Zitat habe ich erfunden - und ich bin ja kein Lyriker.
 



 
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