bruder

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M

margot

Gast
siehst du den mond, mein bruder?
kannst du dich erinnern, wie wir astronauten
spielten unter dem deckbett?
und wir träumten von diesen abenteuern
andy morgan, lieutnant blueberry, mick tangy
und michael vaillant waren unsere helden
ich habe solchen durst
ich habe solchen durst zu reden
mutter war immer so weich
sie nimmt meine hand
siehst du?
den mond
er hypnotisiert mich, er ist irre!
gebe mir doch was gegen die schmerzen!
bruder!
du hast mich in die brennnesseln fallen lassen
mutter erzählte es mir
ich wusste gar nicht, wie sehr ich euch liebe
in diesem traum
traum
ich liege in der grube
meine nase läuft
alles ist feucht
haha, nein, ich starte erst gar nicht den
versuch
mich zu bewegen
dein gesicht im mond – vater?
mutter!
mutter!!!
ich will nicht sterben! ich will nicht
ihr nehmt mich doch mit?
ich will noch lesen
lieutnant blueberry kämpft mit general custer
gegen die sioux
bitte, laß das licht noch an
die helden sterben gerade
am little big horn
bruder, wie konnte ich dich vergessen?
deine frau, deine kinder
nehme dieses brennen von mir
weg!
du willst wohl, dass ich dir alles erzähle?
natürlich, mutter liebte mich mehr
als dich
du warst nur mein
bruder
magst du frieden schließen?
trägst du mich fort?
ich glaube, die haben mich tatsächlich skalpiert
es läuft so feucht in meine augen
und schalte die maschinen aus
die dröhnen so sehr!
 
M

margot

Gast
an die intensiv dachte ich zwar nicht. ist aber
auch eine möglicheit. ich ließ es bewußt beim
selbstgespräch des sterbenden - und ging nur
andeutungsweise auf die umstände ein.
der tod ist in unseren zeiten ein medienereignis,
wobei wir den tod vor unserer haustüre leicht
vergessen oder verdrängen. sterben ist nirgendwo
einfach: nicht auf den schlachtfeldern, auf der
intensiv, auf der straße, im altenheim oder zuhause.

danke für deine antwort, sekers

ralph
 



 
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