cello

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rosste

Mitglied
cello

ich streichle dich
mein chor
aus edlem braunen holze
und lege achtsam
fingerkuppen auf dich
und hör` mit vollem herzen
die halben töne ruhn`

du bist mein bauch
aus dem ich spreche
mein dritter fuß
auf dem ich steh`

hast stunden
mich genervt
mit deinen schweren lagen

und
erst nach tagen
haben dann
wir endlich uns versöhnt

ich streiche dich
nicht mehr
aus meinem hammer amboss notenbuch
du sitzt zu fest
in meinen
achtelpausen

hatt` wohl `nen
ziemlich schlechten tag
als ich dich einst
im zug vergaß

der schaffner
wusste nicht
wo er dich greifen sollt`
und ist
an deine empfindlichen teile
gekommen
gedankt hab` ich ihm doch

du bist so still geworden
du spielst nicht mehr

macht hoch die tür
und kommet ihr hirten
vielleicht erinnere ich mich wieder
an fis und h

du kannst es
kaum erwarten
 

Perry

Mitglied
Hallo rosste,
eine amüsant erzählte musikalische Beziehungskiste, aus deren Ritzen sogar noch ein wenig Weihnachtserwartungslicht blitzt.
Gefällt mir gut, vor allem der Griff des Schaffners an ihre empfindlichen Teile (lächel).
LG
Manfred
 

rosste

Mitglied
danke Manfred,
ja, der schaffner hatte mit dem cello nur "arbeit" und ich kann froh sein, dass er es nicht auf den "bauch" gelegt hat.
die beziehung ist längst keine intensive mehr - in der weihnachtszeit lebt sie allerdings immer wieder auf.

lg
 

Meral Vurgun

Mitglied
"du bist mein bauch
aus dem ich spreche"


Ein süsses Unterschied. Bei uns spricht man aus dem Herzen.


"mein dritter fuß
auf dem ich steh`"

diese Versen sind besonders schön.

Viele Grüsse.
 

rosste

Mitglied
danke Meral,

ich glaube, man kann aus dem bauch und auch aus dem herzen sprechen.
beim cello (und inzwischen auch bei mir) liegen bauch und herz ziemlich nahe bei einander.

der dritte fuß beim cello ist übrigens ziemlich spitz und man muss einen gummipfropfen darauf setzen, um nicht empfindlichen fußboden zu zerkratzen.

lg
 

Zefira

Mitglied
Da gibt es doch auch so einen Lochstreifen, den man um eine Stuhlbein hakt, und in das andere Ende setzt man dann den Cellofuß ... ;)

Mir gefallen am besten die "halben töne aus vollem herzen", das ist sehr lyrisch gesagt ...
Ein Lesegenuss, hat mir den Abend verschönt!

Grüße vom Klavier
Zefira
 

rosste

Mitglied
danke Zefira

ja, genau. der cellofuß ("Stachel") kommt in so ein Holzbrettchen, um den fußboden zu schonen oder überhaupt erst mal halt auf einem glatten betonfußboden zu bekommen.
ein klavier steht da stabiler.
die halben töne gibts ja auch auf dem klavier. und ich habe immer die klavierspieler beneidet, dass sie die halben töne nicht zu hoch oder tief spielen konnten, was mir dagegen ständig passierte.

lg
 



 
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