cocktail

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M

margot

Gast
wie früh es dämmert
der affe vor der spiegelwand
schlägt kreischend purzelbäume
aus einem strohhalm sauge ich
geschmackvolle chemie
in meine mundhöhle
der alkohol betäubt mich nicht
denke ich, er macht mich wacher
ich bin zwar kein philologe
aber wenn was falsch aussieht
dann kriegt meine
dichterseele eine negative
erektion
möglich, dass ich morgen
mit tränensäcken aufwache, wenn
ich weiter an diesem strohhalm
ziehe
ich stelle mir vor, dass ich meine
tränen mit der zungenspitze
auffange
riesenaquarien voll tränen hinter
meiner stirn, in denen meeresschild-
kröten paddeln
bald brülle ich vor durst
wie ein baby
bald pinkele ich, was in mir steckt
stundenlang stehe ich an die
deckenschräge gelehnt
über der kloschüssel und
höre es plätschern
vor 13 milliarden jahren entstand
das universum
vor gut 4 milliarden jahren
machte sich unsere sonne an die
arbeit
vor 40 jahren war ich auf dem
weg
in diese welt
voller tränen
voller tränenmeere
was für ein elendes gesöff, das
ich hier und jetzt mit einem
trinkhalm
einsauge
 

Aceta

Mitglied
von Margot:

"ich bin zwar kein philologe
aber wenn was falsch aussieht
dann kriegt meine
dichterseele eine negative
erektion"
___________________

das ist absolut super !!!
*lächel*

Aceta
 
M

margot

Gast
tja, an dieser aussage habe ich einen ganzen
bruchteil einer sekunde herumexperimentiert.

danke
ralph
 

Aceta

Mitglied
wahre Genialität

... kommt hier offensichtlich zum Durchbruch.
Darin unterscheinden wir uns - ich hätte, wenn
kommentierend wohl geschrieben: "habe es mir
tagelang ganz intensiv überlegt!"
Aber auch Deine Spontanität ist wohl sowieso
in der LL hinlänglich bekannt!
*lächel*
Frühmorgens würde ich es wohl niemals wagen -
aber spätabends - dann würde mich vielleicht
interessieren, was Du denn da durch den Halm
gesaugt?
*lächel*

Aceta
 
M

margot

Gast
meine spontaneität verführte mich dazu, mir einen
fiktiven cocktail auszudenken, der bildhaft für das
leben steht. in wirklickkeit schlürfte ich eine
tasse valpolicella beim niederschreiben des gedichts.

verstehst du das?
ralph
 
M

margot

Gast
entschuldigung - noch eine allegorie:
der trinkhalm steht natürlich für die nabelschnur.
 
M

margot

Gast
stimmt, es hätte schlechter werden können, denn als
ich anfing, dieses gedicht nieder zu schreiben,
hatte ich verdammt keinen plan.

herzliche grüße
ralph

- und wie die besten gedichte entstehen können.
 
M

margot

Gast
diesen ehrgeiz besitze ich nicht. ich bin mit dem
rührei zufrieden, was heute auf den tisch kommt.
das beste kennt keinen plan. allein der leistungsgedanke
des menschen formuliert das beste als gedopte massen-
ware in die schaufenster unserer seelen.

sonst nichts. ich schreibe, weil ich das schreiben liebe.

ralph
 

Aceta

Mitglied
fühle mich gut - und noch jung - und frei wie die (-Maurer) -
aber die Zeit der Nabelschnur habe ich schon zweifach beendet. Schlürfen darf ich nicht einmal mehr virtuell da (das Bild gefällt mir aber insofern, als der Nabel als solcher extrem lustvoll ist).

Dein Cocktail ist das Leben -
schön gesagt - schön "herausgewunden"
*lächel*
also trinke ich nicht davon: ich "ersaufe" geradezu (bitte um Entschuldigung wegen dieses mir eher unflätig erscheindenden Wortes) längst daran?!

Ach wie lustvoll ist das LL-Leben!

Aceta
 
M

margot

Gast
das schöne an einem gedicht ist, daß es mittels der
phantasie des lesers alle sinne bedienen kann -
wobei die erotik die geilste,unendliche geschichte
der welt ist.

gruß
ralph
 



 
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