das leben dauert genau 1 jahr

M

margot

Gast
das leben dauert genau 1 jahr
2 jugendliche mädchen verteilen singend
prospekte in die briefkästen
ich versuche mir vorzustellen, wie die chemie
in meinem gehirn sich zu gedanken formt
und wie ich zu meinen gefühlen komme
ich rieche meine sehnsucht
auf dem balkon
wenn ich in das blau des himmels schaue
im sommer fängt das sterben an
ich bin froh, wenn ich die schwermut ausschwitze
in der hitze des alltags
meine rinde wird furchiger
ich strecke mich in die nacht meiner seele
meine augen sind 2 pulsare
am nordhimmel
ich habe das spiel gewonnen
aber das spiel ist noch nicht zuende
das leben drängt mir sein schweigen auf
seine vielsagende stille

ich schicke eine postkarte an gott
ich schreibe, dass ich ihn liebe
während ein tag zu einer sekunde gefriert
und ein leben zu einem jahr, einem tag
ich frage gott: „darf ich den herbst
den winter noch genießen?

er antwortet mir, dass ich weinen darf
 

nally

Mitglied
der erste abschnitt hat mir sehr gut gefallen. ich mag die melancholie die es so ausstrahlt. und die beschreibung der umgebung.
 
M

margot

Gast
danke für deine post

ich tauchte von der äußeren welt in
eine innere ab,
die wohl den 2. abschnitt bestimmt.
so ist es dauernd, wenn ich mich mit
meinem bewußtsein auseinandersetze.

margot
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Bewusstsein

...nachdem ich nun dies und jenes von dir gelesen habe und deine Faszination am Thema Bewusstsein sich immer mir wieder aufdrängt: Ich bin zwar weder Philosoph noch Biologe, doch ich glaube, dich beschäftigt nicht das Bewusst-Sein, sondern das Bewusst-Werden. Die Beobachtung des Rundrum, des Innen und die Analyse dessen, was das Rundrum innen auslöst, wo die Grenzen wirklich liegen und wie löchrig sie sind. DAS ist Inhalt des ersten Teils dieses Textes – das pure Außen sind die beiden Mädchen, das Himmelsblau, die Hitze. Doch hier steht schon die Verknüpfung mit Gedanken, mit Sehnsucht, mit sich abgrenzen (Symbol: furchige Rinde). Der Weg des sich-bewusst-werdens, dass die Dinge sind wie sie sind und bei allem Wissen um sie nicht anders werden. (Was nicht ausschließt, dass man – mit diesem Wissen im Hintergrund – sie so umgrupperien kann, dass ihre Wirkung eine andere wird.)
 
M

margot

Gast
jon

mich interessiert "erkenntnis", die ohne bewußt-sein
schwer möglich ist. bewußt-werden muß ich mir tagtäglich
den anforderungen und den bedürfnissen sowie den sehn-
süchten meines lebens. wenn ich schreibe, drücke ich
meistens genau das aus. das ich-bewußtsein ist nicht
einfach zu erklären, aber mittels von kunst kann ein
jeder es für sich umschreiben - und dabei noch eine
scheibe erkenntnis mit in sein zukünftiges leben
abschneiden. das ist, meiner meinung nach, aufschluß-
reicher als photos ins album kleben.
naja, wems spaß macht. kein problem. manche haben auch
mordsspaß beim autofahren und kommen sich so näher ...
"erkenntnis" ist eben mit niemandem zu teilen.

margot
 

B.Wahr

Mitglied
Verdammt altmodisch

Hallo Morgot,
so schön und subtil ich Deine Zeilen finde:

Als SF-Fan ist Dir da ja wohl ein mordsmäßiger Schnitzer unterlaufen. Ja, um Himmels Willen, wer schreibt denn heut´ noch Postkarten an den lieben Gott. Der muß doch schließlich wissen, wie lahm die Schneckenpost geworden ist und hat sicher das beste Mail-System der Welt. Ich vermute mal: auf MAC - nicht auf WINDOOF!

Nimm´s leicht! Arbeite mit der Zeit - nicht dagegen!
LG
B.Wahr
 
M

margot

Gast
tut das not?

ich arbeite mit der zeit, indem ich zeitlos schreibe.
 



 
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