der Kobold

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Tula

Mitglied
der Kobold


Am Tage habe ich ihn nie gesehen.
Ich dachte mir, er haust im Stamm und schläft,
bis sich im Dämmerlicht die Winde drehen.
Da stieg er auf und nahm Besitz vom Baum,

der vor dem Fenster stand. Dort saß ganz oben
ein spitzer Hut auf dem gewölbten Kopf,
aus dem sich krumm gespreizte Ohren schoben.
Und wenn die Sonne fast versunken war,

erglühten seine fürchterlichen Augen.
Vor Angst schloss ich die meinen, doch umsonst,
sie schienen alles Dunkel aufzusaugen;
bei jedem Blinzeln traf mich roter Zorn.

Dann gab er nach und ließ die Nacht gewähren;
wobei ich wusste, dass er wachsam blieb,
um später ungebeten einzukehren,
in meinen Traum, in dem er zu mir sprach.

In dumpfen Lauten, die wie Rätsel waren,
ein hohles Stöhnen, Ächzen, nicht viel mehr.
Den Sinn begriff ich erst nach vielen Jahren:
„Das kalte Herz. Bewahre uns vor ihm.“
 

Veil

Mitglied
Das kalte Herz - du visualisierst hiermit einen Grundgedanken, der mich seit Tagen beschäftigt.
Ich las dein Gedicht, dachte: Aha, da beschreibt jemand meinen "Murglhupf", den Kobold, der auch einen spitzen Hut trägt (ich schrieb Murglhupf-Gedichte vor ein paar Jahren für die Enkelchen).
Ach, ich stelle mal eines rein hier. Dann kannste nachvollziehen, was ich meine.

Du triffst mit deinem Gedicht meinen Nerv - das will ich eigentlich sagen. ;-)

Veil
 



 
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