der erste schritt

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M

margot

Gast
affengeil
das altenheim liegt am berghang
die schlucht macht dort gerade eine biegung
und du schaust nicht hinaus
auf die ebene
die strahlenburg bewacht die ortschaft
über weinbergen und industriegebieten
wenn ich herausstiefele, sehe ich dieses wunderbare
panorama nicht mehr
meine schritte eilen den fußweg entlang
hinunter zur straßenbahn
durch schnee, oder die herbstblätter mit den
schuhspitzen vor mich herkehrend
gegenüber am südhang stehen die villen
ich schaue wie in trance
in das altbekannte und trotzdem
unbekannte
bis ich an den punkt komme, wo ich die gesamte
ebene überblicke
ich sehe den himmel und das andere ufer
die berge, die sich 40 km luflinie in einem
anderen leben abspielen
ich gehe meinen weg bis in die ortschaft
hinter mir liegt das altenheim
mit meiner mansarde unterm dach
mit meinen kolleginnen, mit den alten, die
mir zum abschied zuwinkten
mit den schreien, mit den rufen der zurück-
gebliebenen, mit der ohnmacht, nicht mehr helfen
zu können
zwischendurch schaue ich pornofilme
einsam in meinem bett, oder ich programmiere
den videorecorder, um „star wars“ aufzunehmen
ich bin schon fast in der stadt
nur noch ein halber kilometer, um mich in die
straßenbahn zu setzen
die blauen berge am horizont werden von der
häuserkulisse verschluckt
die frau im bett sagte mir beim windeln-wechseln
sie denkt oft an ihre vergangenheit
stralsund als kindermädchen
sie hat meine hand

bis ich mich löse
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Poesie liegt in der Luft

Hallo Margot,

ich mag es sehr, Texte von Dir zu lesen, und ich bin auch kein Fan der strikten Lyrikdefinition, aber ich glaube, Deine Texte wären viel besser in einem Prosatext aufgehoben.
Von Dir eine Novelle oder ein Roman - das wärs doch!

Viele Grüsse von Lap
und Möge die Macht mit Dir sein
 

Schakim

Mitglied
du bist für die alten leute die verbindung zum heute

Dich zu lesen, kann süchtig machen, margot! Bist Du in Wirklichkeit auch so? Dann werden die alten Leute ja täglich auf Dich mit Sehnsucht warten...

Schakim
 

Renee Hawk

Mitglied
Hallo Ralph,

weißt du was mir so gut an deinen Texten gefällt? Die Bilder die du beschreibst kann ich hier sehen.

liebe Grüße
Reneè
 
M

margot

Gast
desperado

nein, ich bin ganz normal, das macht mich gut.
die alten lieben mich. weil ich bin, wie ich bin.
 
M

margot

Gast
die post geht ab

lieber schakim, ich bin tatsächlich so, wie ich
schreibe. und die alten haben andere sorgen, als
auf mich in sehnsucht zu warten. ich bin nur einer
von vielen, die diesen aufreibenden job an der
grenze zum tod auf sich nehmen. ich liebe meine
alten. wenn ich sie nicht lieben würde, müßte
ich meinen büttel hinschmeißen.
jimi hendrix am frühen morgen - das ist doch was!

danke schakim
ralph
 

Schakim

Mitglied
"Queen" ist auch was am Morgen...

margot, woher nimmst Du die Energie, um Dich den täglichen Sorgen der Alten anzunehmen? Auch wenn ihr ein Team seid, so denke ich, gibt es doch immer wieder mal "downs" - aber das gibt es auch sonst im Leben.

Gruss
Schakiim
 
M

margot

Gast
wohin führt uns das?

meine energie ist purer überlebenswille.
queen ist auch nicht übel. freddy mag ich,
obwohl er arrogant erscheint. die alten sind
mein schatz. ich darf meine menschlichkeit
gegenüber wahrhaft hilfsbedürftigen ausleben.
ich bin kein altruist. ich bekomme zurück, was
ich gebe.
noch nie hatte ich einen beruf, in dem das so deutlich
wird.
damit geld zu verdienen, ist fast ein hohn.
unsere gesellschaft ist aber danach ausgerichtet.
es gibt keinen anderen lösungsweg.

lieber schakim
bis bald
ralph
 

Schakim

Mitglied
In Dir steckt ein guter Kern...

margot, das mit dem Geld verdienen... von etwas muss man eben leben... es gibt auch noch andere Berufsausübungen, wo man sich über das Geldverdienen unterhalten könnte...

Gruss
Schakim
 
M

margot

Gast
geld ist die größte lüge, die der mensch erfinden konnte

eine gute hure ist mir lieber als ein außenminister.
ganz egal, wie er heißen mag. der gute kern in mir
- vielen dank. ich hacke jeden tag auf ihm herum.
von irgendwas muß ich leben, und da mir die bankräuberei
zu stressig geworden ist, wurde ich altenpfleger.
auf der flucht war ich schon immer. warum nicht vor mir selbst?
wenn ich mich schnappe, kriege ich lebenslänglich knast.
und höre irische folkmusik und praktiziere anarchie
durch meine ganz privaten gitterstäbe hindurch.

na gut, schön, daß du wieder da bist
schakim
ralph
 

Schakim

Mitglied
also, das mit den Gitterstäben...

ich sehe die Welt lieber ohne, margot!
Sperre mich selber auch nicht ein - eher noch sperre ich mich raus. Der Drang nach Freiheit ist unendlich gross. Ein Puzzle ist dagegen gar nichts.

Gruss
Schakim

PS: Du bist wohl wieder für ein paar Tage dienstfrei?! Dann carpe diem...
 
M

margot

Gast
das ist wieder eine nacht, die verflucht schwarz ist

ich muß heute abend schon wieder rein. aber das ist
nicht mein größtes problem. die freiheit ist wie zucker.
sie macht den mund babbisch. und man kriegt nicht genug.
hinterher fühlt man sich nicht unbedingt besser, denn
satt ist man lange nicht.
das dumme ist, um so freier ich bin, um so mehr spüre
ich meine unfreiheit - und auch meine gitterstäbe.
zumindest die meines geistes. auch ein grund, warum ich
schreibe, um mich aus dieser klemme irgendwie herauszuwinden. natürlich schaffe ich das nicht. noch
niemand schaffte das. mein don quichote-syndrom.
ich glaube, damit bin ich nicht allein auf dieser welt.

wie geht`s dir, schakim?
erzähle doch mal von dir.

ralph
 

Schakim

Mitglied
was hättest Du denn gerne gehört, margot?

Ich kann mich nicht so hinblättern wie Du. Das ist Dein Talent oder Deine Art Dich zu erkennen...
Schlecht geht's mir nicht, bin nur fast am Einschlafen... Wollte eigentlich schon längst mit den Nachtschatten einen Packt schliessen... Jetzt mach' ich's halt später..

Schakim
 
M

margot

Gast
das entblätterungstalent

was hätte ich gerne gehört? schakim, ich höre dir einfach
nur zu. du kannst erzählen, was du willst. das ist geheimnisvoll. verstehst du? jeder mensch darf.
von sich erzählen. seine story. seine stories. der zuhörer
wird dem erzähler immer ähnlicher werden.
es gibt nichts uninteressantes im leben. es gibt nur
langweilige erzähler. das macht nichts. ich langweile mich
lieber mit einem anderen menschen als mit mir selbst.

also, kein blatt vor den mund
gegessen habe ich schon

ralph
 

Schakim

Mitglied
das mit dem Langweilen... margot

Du willst Dich also lieber mit mir langweilen? Meinst Du nicht, die Zeit könnte man vielleicht auch sinnvoller einsetzen... Zuhören musst Du doch sicher auch täglich den Problemen Deiner "Alten" - obwohl, ihre Lebenserfahrungen machen das Zuhören geradezu wieder spannend... Wenn sie noch nicht wirres Zeug reden, ist das sehr abenteuerlich, ich meine, dann steckt man auf einmal in einem fremden Abenteuer drin... Sucht den Weg wieder hinaus, man darf nicht drin bleiben, denn es ist ein fremdes Haus... Man versteht... Alles muss man nicht verstehen...

Gute Nacht
Schakim


PS. Langweilen tu ich mich höchst selten, dh. kaum!
 
M

margot

Gast
schakim hoch drei

ach, du gehörst zu den langweilern, die sich selten
langweilen. das ist tragisch. kein wunder, daß das mit
deiner schriftstellerei nicht richtig ins rollen kommt.
alle echten dichter langweilten sich furchtbar. manche
sogar zu tode. erst über die welt. dann über sich selbst.
langeweile und kreativität. das sind untrennbare pole.
ich würde dir raten, dich in langeweile zu üben, sonst
sehe ich schwarz. ich meine: richtig langweilen! nicht
mal eben so beim nägelfeilen. die hölle muß es sein.
die absolute leere im kopf. die einstürzenden neubauten
in moabit. der alkoholentzug. die selbstbefriedigung
bei einem billigen pornovideo. der schale geschmack
von abgestandenem bier. etc.
mann, ist mir heute nacht langweilig. schade, daß du schlafen gehst. freilich hätte ich mich am liebsten mit dir noch länger gelangweilt.

nichts für ungut, lieber freund
ralph
 

Schakim

Mitglied
eine richtig langweilige Antwort... anstatt gestern heute!

Also, margot - das mit dem "Langweilen" ist noch nicht abgehakt... Ich nehme das Thema nochmals auf... Bin nämlich in zwei Tagen weg für zwei Wochen... Meinst Du, wie's da erst langweilig wird! Ich kann mit Dir nicht mehr kommunizieren, dabei habe ich mich doch gerade so an deine "langweiligen" Antworten gewöhnt! Dafür lausche ich dann dem Meer zu, ob es mir etwas zu erzählen hat... Vermutlich weiss es ganze Stories zu berichten über Strandnixen usw., über unermüdliche Sonnenanbeter, über rote, exotische Krebse, die trotz Wissen, nichts mit Sonnenschutz anzufangen wissen..., über Ebbe und Flut - ich bin doch selber Ebbe und Flut! - über Sandkörner... Ach! Wie langweilig - margot! Wie schrecklich langweilig - warum bloss gehe ich ans Meer?

Sei gegrüsst
Schakim
 
M

margot

Gast
schakim

viel spaß am meer mit dem meer und den badenixen.
in der tat erzählt das meer geschichten. die eigenen.
wellenrauschen beruhigt mich. ich schlafe gerne am
strand. die menschen bei tage, die sich sonnen, ver-
schaffen mir dann wieder die nötige langeweile und
den weltverdruß. darum ist es für mich morgens und
abends am schönsten am meer. es wird dir gut tun,
2 wochen ohne lupe, ohne margot etc. . blödsinn
spielt sich allerorts ab. es ist erfrischend, anderen
blödsinn an anderen orten erleben zu dürfen.
erhole dich gut, bräune dich - und komme vor allem
gesund zurück.

bis dann
ralph
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Noch eins von revilo aus dem Keller hervorgeholt ...

alle echten dichter langweilten sich furchtbar. manche
sogar zu tode. erst über die welt. dann über sich selbst.
langeweile und kreativität. das sind untrennbare pole.
Ich langweile mich nie. Ich bin neugierig und versessen auf lodernde Verse. Offensichtlich bin ich kein Dichter. Jedenfalls kein echter. Eher ein falscher.
Hahahahahahaha!
 



 
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